Job und Familie besser vereinbaren zu können, Zeit für Einkäufe zu haben und manchmal auch für sich selbst - die Berliner Kindertagesstätte Hl. Maria Magdalena will das mit ihren flexiblen Öffnungszeiten leichter machen.
EF sprach mit der Kita-Leiterin Ute Baumgarten und mit Manuela Bube, der Vorsitzenden des dazugehörigen Fördervereins:
Ihr Modell soll Eltern entlasten. Was genau haben Sie sich vorgenommen?
Im Moment haben wir Öffnungszeiten von 6 bis 17 Uhr. Abends ist das manchmal knapp für Eltern, die nach der Arbeit noch etwas erledigen müssen, zum Beispiel Behördengänge oder einen großen Einkauf. Deshalb werden wir alle zwei Wochen donnerstags bis 20 Uhr öffnen - die Kinder spielen weiter, essen, putzen die Zähne und können dann bettfertig abgeholt werden. Außerdem dürfen die Kinder künftig einmal im Monat in der Kita übernachten. Von Freitag auf Samstag schlafen die Kinder hier, morgens kommen die Eltern und wir machen ein großes Frühstück für alle.
Wie sind Sie auf die Idee mit der Nachtöffnung gekommen?
Weil es allen Familienmitgliedern nutzt. Kinder übernachten hier ab und zu im Rahmen der Projektarbeit in ihren Gruppen und zum Ende der Kindergartenzeit. Dabei haben wir festgestellt, dass die Kinder durch eine solche Aktion als Gruppe zusammenwachsen. Sie werden auch selbständiger, denn für manche ist es eine aufregende Mutprobe, nicht zu Hause zu schlafen.
Und weil es die Eltern entlastet, mal einen Abend, eine Nacht ohne Kinder zu sein und Zeit für sich zu haben, wollen wir das nun regelmäßig anbieten. Vor allem Eltern, denen Geld für einen Babysitter fehlt, die keine Großeltern in der Nähe oder wenig Freunde haben, denen sie ihr Kind bringen können, wird das helfen.
Was kostet das für die Eltern?
Nur das Essensgeld für die Kinder, die Betreuung selbst ist umsonst.
Das Preisgeld geht dann vermutlich in zusätzliche Personalkosten?
Nein, dann wäre es ja schnell aufgebraucht und wir hätten keinen Gegenwert. Unsere Personalkosten bleiben, wie sie sind - wer über Nacht arbeitet oder bis spät abends, kann dann ein andermal nach Hause gehen, wenn nicht so viele Kinder da sind. Das Preisgeld wollen wir in Sachkosten anlegen.
Was heißt das konkret?
Wir kaufen ein Klettergerüst für den Garten. Außerdem werden wir Schaumstoffwürfel für unseren Turnraum anschaffen - damit können die Kinder bauen, toben und auch nachts darauf schlafen, falls unsere Mittagsschlaf-Betten nicht reichen. Auf dem Außengelände veranstalten wir dann einmal pro Woche zusätzlich einen betreuten Spielplatz bis 18 Uhr - Eltern können mit ihren kleineren oder größeren Kindern zum Abholen kommen, sich noch im Elterncaf treffen.
Und bei alldem wissen sie immer, dass ihre Kinder gut aufgehoben sind.
Hier erfahren Sie mehr
Die Kindertagesstätte Hl. Maria Magdalena gehört zu den Preisträgern der bundesweiten Aktion "Mehr Kinder besser betreut".
Dabei wurden von dem Margarinehersteller Rama und den "Lokalen Bündnissen für Familien" des Bundesfamilienministeriums gute flexible Kinderbetreuungsprojekte gesucht. ELTERN FAMILY hat diese Aktion unterstützt.
Über 5700 Bewerbungen von Eltern, Großeltern, Kindergärten, ErzieherInnen, großen und kleinen Initiativen gingen ein - die 100 schönsten Projekte wurden prämiert.
Diese Gewinner bekommen je 5000 Euro für die Umsetzung ihrer Idee.
Wer alle Gewinnerprojekte ansehen und verfolgen will oder sich Anregungen holen möchte, findet diese unter www.rama.de weitere Informationen.