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Neurodermitis beim Baby Rissige, rote, juckende Stellen – das hilft der atopischen Babyhaut

Neurodermitis Baby: Frau cremt Arm eines Babys ein
© 理絵 ジュト / Adobe Stock
Konsequente, tägliche Hautpflege ist Pflicht, wenn Neurodermitis beim Baby oder Kleinkind auftritt. Alles über atopische Dermatitis und was gegen die chronisch-entzündliche Hauterkrankung hilft.

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Bei uns werden etwa 23 Prozent der Säuglinge und Kleinkinder wegen Neurodermitis, auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt, behandelt. Damit ist es die häufigste chronische Hauterkrankung in diesem Alter. Häufig geht sie wieder zurück, unter den älteren Kindern sind acht Prozent betroffen, im Erwachsenenalter sind es nur noch rund drei Prozent.

Was ist Neurodermitis?

Eine nicht ansteckende, entzündliche Hautkrankheit, die in Schüben verläuft. Ihre Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch spielt die Veranlagung eine große Rolle: Ein Baby mit gesunden Eltern trägt ein Erkrankungsrisiko von 3 bis 15 Prozent. Leiden Mutter oder Vater an einer atopischen Erkrankung (Neurodermitis, Heuschnupfen, allergisches Asthma), steigt die Neurodermitis-Wahrscheinlichkeit für das Kind auf 40 Prozent. Sind beide Elternteile betroffen, liegt sie schon bei 80 Prozent.

Vererbt wird die Überempfindlichkeit der Haut (Atopie) und eine gestörte Hautbarriere. Diese Schutzschicht besteht aus Wasser, Salzen, Fetten und Sekreten in der Hornschicht. Bei Neurodermitis ist die Barriere löchrig: durch eine geringe Talg- und Schweißproduktion, eine ungünstige Zusammensetzung von Fetten, ein Mikrobiom mit zu wenig hautschützenden Bakterien und oft auch durch einen Mangel an dem wichtigen Hautprotein Filaggrin. Das macht die Haut anfälliger für Austrocknung und durchlässiger für Krankheitskeime und Allergene. So kommt es, dass bei Betroffenen das Immunsystem auf an sich harmlose Reize überreagiert.

Lese-Tipp: Roter, entzündeter Babypo? Dahinter könnte auch ein Windelsoor stecken! Lies hier mehr dazu.

Wie äußert sich Neurodermitis beim Baby?

Das häufigste Anzeichen ist Milchschorf und tritt meist im Alter von etwa drei Monaten auf. Die gelblich-weiße Kruste, die optisch an übergelaufene, angebrannte Milch erinnert, zeigt sich vor allem an Kopfhaut und Gesicht, aber auch an den Außenseiten von Armen und Beinen. Unter der schuppigen Verkrustung ist die Haut gerötet und juckt.

Welche Symptome sind typisch für Neurodermitis bei Kindern?

Bei Kleinkindern treten die Ekzeme vor allem an den Beugestellen von Armen und Beinen, also in der Kniekehle, der Ellenbeuge, an Hand- und Fußgelenken auf. Häufig haben die Kinder auch rissige Mundwinkel oder Einrisse am Ohr. Typische Merkmale sind eine doppelte Unterlidfalte (Dennie-Morgan-Falte) oder das Hertoghe-Zeichen – an den Außenseiten ausgedünnte Augenbrauen.

Wie wird Neurodermitis bei Babys und Kindern behandelt?

Die Therapie wird in vier Stufen unterteilt, die aufeinander aufbauen. Sie richten sich nach dem Alter des Kindes, dem Schweregrad und dem Krankheitsverlauf.

Grundlage ist immer die Basispflege, um zu verhindern, dass die ohnehin schon trockene Haut noch weiter austrocknet. Das bedeutet: cremen, cremen, cremen. Außerdem ist wichtig, die jeweiligen Auslösefaktoren (Trigger) zu meiden, siehe unten. Diese Maßnahmen der Stufe 1 sollen die symptomfreie Zeit zwischen den Schüben so weit wie möglich ausdehnen.

In den Krankheitsstufen 2 und 3 kommen zu der Basispflege Salben und Cremes mit erst leichteren, dann stärkeren antientzündlichen, antiseptischen und juckreizlindernden Wirkstoffen zum Einsatz. Bei Babys können synthetische Gerbstoffe verwendet werden. Der bei Erwachsenen meist verwendete Harnstoff (Urea) kann auf der empfindlichen Baby- und Kinderhaut Irritationen hervorrufen und brennen.

In den schweren Fällen der Stufe 4, bei dauerhaften und stark ausgeprägten Ekzemen, schlägt die topische Anwendung (über die Haut) nicht mehr an. Dann kommt ihr um eine sogenannte systemische Therapie, also eine zusätzliche innerliche Behandlung, nicht herum.

Achtung: Die nässenden oder durch Kratzen lädierten Hautstellen bieten eine ideale Angriffsfläche für Bakterien, Viren oder Pilze. Schon das Sekret aus der laufenden Schnupfennase auf der wunden Haut, kann zu eitrigen Pusteln führen. Auch bei einer solchen "Superinfektion" reicht eine Behandlung der Haut von außen meist nicht aus: Dein Kind benötigt dann je nach Erreger Antibiotika oder Medikamente gegen Viren oder Pilze.

Was hilft akut gegen den Juckreiz?

Wir können es willentlich kaum steuern: Wenn es juckt, wird gekratzt. Das bringt jedoch nur kurz Linderung, weil der Kratzschmerz den Juckreiz für ein Weilchen überlagert. Doch der kehrt zurück. Und weil das Kratzen zu Hautverletzungen führen kann, steigt die Gefahr, dass Erreger eindringen und es zu Entzündungen und noch mehr Juckreiz kommt – ein Teufelskreis.

Babys und Kleinkindern brauchst du mit Appellen an die Vernunft nicht kommen ("Wenn du kratzt, wird es nur schlimmer."), sie kratzen sich intuitiv. Diese SOS-Tipps gegen den Juckreiz helfen sofort:

  • Kühlen, zum Beispiel mit einem nassen Waschlappen. Bewährt haben sich auch Umschläge mit schwarzem Tee sowie fettfeuchte Umschläge (Fettcreme dick auftragen, darüber einen feuchten Verband wickeln). Das Fett entspannt die Haut, das Wasser verdunstet und kühlt sie dadurch.
  • Cremen, am besten mit einer feuchtigkeitsspendenden Lotion oder Creme, die direkt aus dem Kühlschrank kommt.
  • Umlenken, also andere, nicht betroffene Körperstellen streicheln, massieren oder mit einem Igelball abrollen. Die Haut um die juckenden Stellen herum nur Zupfen und Streicheln, Reiben und Kneifen.

Schon etwas älteren Kindern hilft es, wenn sie bei einem Juckanfall an einem Ersatzobjekt kratzen können. Das kann das Kuscheltier sein oder ein "Kratzklötzchen", einem mit Waschleder bezogenen Holzstück.

Damit der Kratzimpuls die Haut nicht verletzt, die Fingernägel beim Kind immer kurz halten und scharfe Kanten rundfeilen. Oder dünne Baumwollfäustlinge anziehen.

Der Juckreiz lässt sich in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt unter Umständen auch mit Antihistaminika lindern. 

Wie klappt das Eincremen, die Basistherapie für Neurodermitis beim Baby oder Kind?

Die Basispflege hat den Zweck, den Feuchtigkeits- und Fettgehalt der Haut zu erhöhen. Sie sollte weder Allergene noch hautreizende Inhaltsstoffe enthalten. Ganz wichtig ist, dass das Eincremen dem Kind angenehm ist. Denn Babys und Kinder mit Neurodermitis sollten sich zweimal täglich eincremen (lassen) und das klappt leichter, wenn sie die Konsistenz und den Geruch der Creme gern mögen. Hier unsere 5 Tipps für kleine Eincreme-Muffel:

  1. Die richtige Creme finden. Die meisten Kinder mögen Cremes in Form von Öl-in-Wasser oder Wasser-in-Öl-Emulsion. Am besten, sie lassen sich leicht verteilen, ziehen schnell ein und brennen nicht auf der Haut. Aus diesem Grund eignet sich Harnstoff (Urea) nicht bei Babys und Kleinkindern. Er reizt ihre zarte, empfindliche Haut zu sehr. Wichtig ist, flexibel zu bleiben: Wenn im Herbst und im Winter die Luft draußen kalt und in den Zimmern trocken ist, braucht die Haut stärker fettende Substanzen als im Frühling und Sommer.
  2. Bewusst Zeit einplanen. Artet die tägliche Creme-Routine in Stress aus, sind alle Beteiligten angespannt und das eigentlich schöne Pflege- und Kuschel-Ritual wird zum Nerv-Faktor – eine Quälerei. Also morgens und abends extra einen Termin dafür freihalten.
  3. Ein Spiel draus machen. Wie wäre es, beim Eincremen kleine Figuren, Zeichen oder Buchstaben auf die Haut zu malen. Ist das Kind alt genug, kann das auch ein Ratespiel werden. Einfache Rollenspiele können ebenfalls helfen, zum Beispiel wenn dein Kind zuerst seine Puppe und dann sich selbst eincremt.
  4. Cooling-Effekt nutzen. Bewahrt ihr die Salbe, Creme oder Lotion im Kühlschrank auf, spürt dein Kind beim Auftragen sofort, dass die Kälte den Juckreiz stillt – und wenn der weg ist, macht es überhaupt nichts, wenn es auf der Haut ein wenig kühl wird.
  5. Geschwister mit einbinden. Brüder oder Schwestern reagieren oft eifersüchtig, wenn ihr so viel Zeit fürs Eincremen des Geschwisterchens braucht. Dann stellt euch eine Bodylotion, die zu den Hautbedürfnissen dieser Kinder passt und macht ein Team-Cremen draus!

Kann das Baden von Neurodermitis-Kindern eher schaden oder nutzen?

Wasser strapaziert zwar die Haut, aber auch Kinder mit Neurodermitis können unter bestimmten Voraussetzungen höchstens zwei- bis dreimal pro Woche baden, wenn sie es gern mögen und unbedingt wollen:

  • Seifen und Shampoos meiden. Wasser und Waschsubstanzen lösen natürliche Fette aus der Haut, die als Schutzschild dienen. Bei Neurodermitiker:innen ist dieser Schutzschild ohnehin schon angegriffen und durchlässig, weil ihre Haut Feuchtigkeit und Fette schlecht bindet. Die Folge: die Haut wird trocken und reizbar, entzündet sich, wird rissig und juckt.
  • Ölbäder benutzen. Als Badezusatz eignet sich bei trockener Baby- und Kinderhaut ein medizinisches Badeöl, am besten ein spreitendes Ölbad, das einen geschlossenen Fettfilm auf der Haut hinterlässt. Eine weniger wirksame, aber auch gute Alternative ist das Emulsionsölbad. Hinterher möglichst schnell nach dem (sanften) Abtrocknen eincremen, denn dann nimmt die Haut die Pflegecreme besonders gut auf.
  • Nicht zu heiß und nicht zu lang. Das Bad dauert idealerweise nicht länger als fünf Minuten und das Wasser nicht zu heiß sein. Beides entfettet die Haut noch mehr.

Welche Wirkstoffe eignen sich in Neurodermitis-Schüben?

In der akuten Phase kommt es vor allem darauf an, die Entzündung zu bekämpfen und den quälenden Juckreiz zu lindern.

Bislang ist Kortison das am besten erforschte Medikament gegen Juckreiz und Entzündungen. Es gilt deshalb als Standardmedikament bei Neurodermitis. Früher gab es berechtigte Gründe für die Angst vor diesen Glukokortikoiden: Die damals verfügbaren Präparate hatten zum Teil massive Nebenwirkungen (wie zum Beispiel dünner werdende Haut), besonders bei längerer Anwendung.

Die heutigen Kortisonpräparate sind deutlich besser verträglich. Sie werden nach Wirkstärke und Nebenwirkungen in vier Klassen eingeteilt. Weil die Haut von Babys und kleinen Kindern sehr viel empfindlicher und noch durchlässiger ist, kommen in diesem Alter nur Präparate der Klasse I und II infrage. Die Behandlung beginnt meist mit dem stärkeren Präparat. Nach drei bis fünf Tagen wird die Dosis reduziert und so bald wie möglich auf kortisonfreie Salben gewechselt. Das Behandlungsschema richtet sich dabei immer nach dem Zustand der Haut.

Gibt es auch kortisonfreie Alternativen?

Für die Behandlung von Neurodermitis sind auch sogenannte Calcineurininhibitoren oder -hemmer zugelassen. Die Wirkstoffe Tacrolimus (ab 2 Jahren) oder Picrolimus (ab 16 Jahren) dämpfen die Immunreaktion der Haut und lindern so die Entzündung auf ähnliche Weise wie das Kortison. Sie sind selbst für empfindliche Hautregionen geeignet, auch für einen längeren Zeitraum in Intervallen, aber nicht für eine Dauertherapie.

Für leichtere Fälle können die Kinderdermatologin oder der Kinderdermatologe Präparate mit antientzündlichem Zink oder Schieferöl verordnen.

Um Vorzubeugen: Was sind Auslöser von Neurodermitis bei Babys?

Die häufigsten Trigger im Säuglingsalter sind:

  • Hautreizstoffe, wie Seife, Chemikalien oder Wolle
  • Heißes Wetter oder kalte Luft
  • Allergene (Tierhaare, Hausstaubmilben, Blütenpollen)

Manchmal können auch Erkältungen oder andere Infektionen das Hautbild verschlechtern. Sogar Zahnen kann die Haut irritieren. Allerdings nicht nachhaltig: Ist der Zahn da oder die Krankheit überwunden, beruhigt sich die Haut wieder.

Bei älteren Kindern können auch psychische Herausforderungen etwa Dauerstreit der Eltern, Leistungsdruck oder die positive Anspannung vor dem Geburtstag das Hautbild verschlechtern. 

Was die Auswahl der Lebensmitteln nach der Stillzeit betrifft, hat inzwischen ein radikales Umdenken in der Fachwelt stattgefunden. Anstatt "kritische" Nahrungsmittel, wie etwa Kuhmilch, Hühnerei oder Weizenmehl sicherheitshalber zu meiden, wird heute empfohlen, sie Babys möglichst früh anzubieten, damit sie eine Toleranz entwickeln können. 

Quellen:

ELTERN

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