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Baby Gym Wie sich Babys spielerisch bewegen

Baby Gym: Ein Baby krabbelt eine Holzschräge hinauf
© irena_geo / Adobe Stock
Im Baby Gym steht bei kleinen Menschen spielerisch bewegen auf der Tagesordnung. Dafür brauchen sie weder Trainer noch Yoga-Gurus, um vom Liegen ins Laufen zu kommen, sondern Eltern, die staunend zusehen, wie ihre Minis den vorinstallierten Trainingsplan Schritt für Schritt abarbeiten.

Artikelinhalt

Im ersten Jahr

Baby-Gym

Klappt auch ohne Turnverein: Wie aus einem Liegling eine Rennmaus wird

Wer sich schon mal am Pilates-Powerhaus versucht hat, weiß: In Sachen Auf-dem-Bauch-Liegen und Mit-Armen-und-Beinen-Paddeln sind uns Babys haushoch überlegen. Deshalb brauchen kleine Menschen auch weder Trainer noch Yoga-Gurus, um vom Liegen ins Laufen zu kommen, sondern Eltern, die staunend zusehen, wie ihre Minis den vorinstallierten Trainingsplan Schritt für Schritt abarbeiten – egal, ob sie in Niedersachsen oder Nigeria auf die Welt gekommen sind.

Streng genommen starten sie das Programm zum potenziellen Langstreckenläufer bereits im Mutterleib. Wenn Babys von innen gegen die Bauchdecke treten, tun sie das aus überschäumender Lebensfreude – und um ihre Muskeln zu trainieren. Auch während der Geburt schieben sie ordentlich mit und schreiten, sobald sie auf der Welt sind, auch wenn das erst mal nur ein Reflex ist.

Körperbeherrschung ist das nächste Etappenziel auf dem Weg zum Selbergeher: Köpfchen halten, Spannung im Körper aufbauen, mit Armen und Beinen strampeln. Babys lutschen an ihren Fingern und Zehen, sie drehen sich vom Bauch auf dem Rücken und wieder zurück. Sie schieben sich mit den Armen nach oben (kleine Kobra), sie rollen, kriechen, krabbeln, ziehen sich nach oben, plumpsen auf den Po, probieren es immer wieder und machen – tadaaa – erste Schritte.

Kleine Kinder sind klassische Intervall-Sportler: Gas geben, Pause machen, noch mal probieren, ausruhen und dann wieder von vorne. Das tun tatsächlich alle gesunden Kinder in mehr oder weniger dieser Reihenfolge und ihrem eigenen individuellen Tempo.

Wenn wir sie dabei unterstützen wollen, sollten wir sie vor allem machen lassen und nicht in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken. Das fängt bei den Klamotten an (Prinzip PEKiP: am liebsten nackig und ohne Windel, im Zweifel also lieber lässig im Strampler als cool in der Jeans) und hört bei Kinderstühlen, Wippen und Autoschalen noch lange nicht auf, die zwar super sind für ihren Zweck, aber kein guter Ort für eine Daueraufbewahrung.

Also: Wann immer Zeit ist, sich neben den Zwerg auf eine Decke legen und dem Flirren der Blätter an den Bäumen zugucken. Entspannter wird Sport nie wieder!

Zwei Zahlen

187 Meter legt ein Krabbelkind im Schnitt pro Tag zurück. Macht bis zum zweiten Geburtstag 28 Kilometer.

Nach 369 Tagen machen taiwanesische Babys ihre ersten Schritte. Kleine Norwegerinnen und Norweger brauchen im Schnitt etwas länger: 396 Tage

Im zweiten Jahr

Vom Rennen und Rollen

Eigentlich gar nicht kompliziert: Im Alltag die Ampel auf Bewegung stellen, den Aufzug links liegen lassen und mit dem Roller in die Kita fahren

Eine Stunde Toben, jeden Tag, wäre super, finden WHO und Sportwissenschaftler wie Prof. Yolanda Demetriou von der Technischen Universität München, weil Kinder hierzulande zwar brav in Sportvereinen angemeldet sind (stolze 70 Prozent), im Alltag aber trotzdem viel zu oft mit dem Mama-Papa-Taxi in die Kita gebracht werden. Geht manchmal nicht anders, ja, schlau ist trotzdem, von Anfang so viel Bewegung wie möglich in den Alltag einzubauen. So zum Beispiel:

Einkaufen. Ob wir in kleinen Lebensmittelläden (zu Fuß) oder im Supermarkt auf der grünen Wiese (mit der Familienkutsche) einkaufen, hängt davon ab, wo wir wohnen. Klar, wir plädieren trotzdem – wann immer möglich – für den Bäcker an der Ecke. Weil kurze immer gleiche Wege die Schritt-für-Schritt-Buggy-Entwöhnung leichter machen. Klappt fast immer: "Kinder lieben Fangenspielen, mit Mama und Papa um die Wette zu laufen", weiß Yolanda Demetriou, die nicht nur ein einschlägiges Studium, sondern auch zwei kleine Kinder, 2 und 4, hat: Wer ist als Erster am Baum, beim Fahrrad, beim Bäcker? Weil der Weg das Zirkeltraining ist.

Schieben. Wackeldackel mit Schnur, Schiebeente mit Stange, der Puppenbuggy oder der Kindereinkaufswagen im Supermarkt – Hilfsmittel, die das Laufenlernen spannender machen, helfen dabei, voranzukommen.

Rollen. Weil Bälle unberechenbar sind, motivieren sie Kinder zur Bewegung: zum Nachlaufen, zum Abbremsen und Schießen, Nachwuchsfußballer plumpsen hin und stehen wieder auf, verlagern das Gleichgewicht und trainieren von Schnelligkeit über Koordinationsfähigkeit den ganzen Körper.

Toben. Auf einer Matratze oder dem Sofa hopsen. Rutschen, schaukeln, klettern auf dem Spielplatz. All das schult die Körperwahrnehmung, weil Kinder sich so jeden Tag ein bisschen besser kennenlernen. Noch mehr Spaß macht ihnen das, wenn wir Großen mittun – und wir haben es mindestens so nötig, in Schwung zu kommen.

Balancieren. Den Bordstein entlang, auf dicken Baumstämmen im Wald. Oder ihr malt einfach mit Kreide einen Strich auf den Fußboden.

Fahren. Rutschauto, Roller, Laufrad – Fahrzeuge sind der Renner, weil sie Geschwindigkeit und Nervenkitzel erhöhen.

Im dritten Jahr

Von Windelkickern und Seepferdchen

Wenn Papa im Verein kickt, will der Nachwuchs irgendwann auch. Und wenn Mama im Sommer durch den See krault? Braucht der Zwerg Schwimmflügel. Wie man die richtige Sportart findet? Einfach ausprobieren

Ihren Fußball hat Josefa, seit sie laufen kann. Sie rast mit dem Roller zur Tagesmutter, klettert auf Schaukeltiere, Rutschen und andere Geräte. Und wenn ihre Beine irgendwann noch zwei Zentimeter wachsen, holt Mama das Laufrad aus dem Keller, versprochen. Josefa, 2, ist sportlich, weil es ihre Eltern ebenfalls sind. Und gern immer wieder neue Sachen ausprobieren. Mama läuft, Papa boxt, die große Schwester macht Karate.

Josefas beste Freundin Lale wohnt ein Stockwerk höher, ist ein Jahr älter und eher gechillt. Die Zeit nach der Kita könnte man, ginge es nach ihr, sehr gut mit Bilderbüchern verbringen. Bewegen? Wenn es sein muss. Oder – und das ist der Trick – wenn ihre Freundin Josefa mit dem Roller durch den Innenhof rast. Dann will Lale auch. Rollen, auf dem Hoppelpferd hoppeln, kicken, klettern.

Natürlich brauchen zwei- und dreijährige Kinder keinen Sportverein, um auf Touren zu kommen – aber die allermeisten haben riesigen Spaß dabei, mit anderen zu toben. Weil sie sich von Gleichaltrigen viel lieber Blödsinn und Bewegungsmuster abgucken, als von großen Menschen, die sowieso alles können. Weil die Trainer beim Kinderturnen coolere Lieder und spannendere Spiele kennen. Weil es in den wenigsten Haushalten eine vollausgestattete Gerätekammer gibt mit Trampolin, Kästen zum Klettern, Seilen zum Schwingen, Ringen zum Schaukeln.

Schwimmen lernen? Im Wasser planschen im Freibad oder Baggersee ist der perfekte Sport für den Sommer, mit Schwimmflügeln und unter elterlicher Aufsicht, weil es für richtiges Schwimmen noch ein bisschen früh ist. Das lernen Kinder entspannter nach dem vierten Geburtstag. In sogenannten Wassergewöhnungskursen für Zwei- und Dreijährige geht es eher darum, die Angst vor dem Wasser zu verlieren.

Kicken auf der Wiese ist der erste Schritt, vereinzelt gibt es in Vereinen aber auch Gruppen für Minis ab drei, selbst wenn sich da vor allem kleine Geschwister tummeln, weil die Bambini (also die G-Junioren) erst mit sechs Jahren mit dem Training beginnen.

Tanzen: Playlist laden, Musik laut aufdrehen, und ab geht die Sause. Sportlich gesehen ist Tanzen ein Alleskönner, weil dabei Gelenkigkeit, Gleichgewichtssinn, Koordination und Ausdauer trainiert werden – und es sich noch nicht mal anstrengend anfühlt.

ELTERN

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