Wo Natur drauf steht, ist lange noch keine Natur drinAuf diese Naturkosmetik-Siegel könnt ihr euch verlassen
Pflanzenöle, Blumenextrakte – auf fast jedem Creme-Tiegel steht heute irgendetwas mit Natur. Aber ob es sich dabei wirklich um Naturkosmetik handelt? Wir geben eine kleine Einkaufshilfe.

Das hat die Natur schon ziemlich schlau eingerichtet. Es ist nämlich kein Zufall, dass Babyhaut sich so zart und weich anfühlt und so gut duftet, dass Mama ihr Kind am liebsten die ganze Zeit streicheln, knuddeln und beschützen möchte. Und dabei ganz vergisst, dass sie seit Wochen kaum geschlafen hat, ihre Brüste brennen und der Pulli schon wieder vollgespuckt ist.
Babyhaut ist allerdings auch fünfmal dünner als die von Erwachsenen und dadurch so empfindlich, dass eine nasse Windel manchmal schon reicht, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Umso wichtiger ist es, genau darauf zu achten, womit man sie pflegt. In Deutschland und der EU gelten sowieso strengere Vorschriften für Kosmetik, zumindest, wenn sie speziell für Babys und Kleinkinder gedacht ist. Wer allerdings sicher sein möchte, dass keine Mineralöle, Emulgatoren und synthetische Konservierungsstoffe auf der Haut der lieben Kleinen landen, sollte zu Naturkosmetik greifen. Das gilt übrigens auch für größere Kinder und die eigene Pflege – etwa während der Schwangerschaft. Einige Stoffe wie die Weichmacher Phthalate und die Konservierungsstoffe Parabene sollen sogar das Hormonsystem des noch ungeborenen Kindes und seine spätere Pubertät beeinflussen können.
Da inzwischen fast alle Cremes oder Duschgels Pflanzenextrakte enthalten und zumindest optisch ganz natürlich daherkommen, lohnt es sich, genauer hinzugucken: Wo Natur draufsteht, ist noch lange nicht unbedingt Natur drin. Orientierung sollen Siegel geben, davon gibt es inzwischen aber eine Menge, und nicht alle haben etwas mit Naturkosmetik zu tun.
Die wichtigsten stellen wir euch hier noch mal vor. Und verraten ein paar Basics, mit der sich die Zutatenliste auf der Schachtel etwas leichter lesen lässt – auch ohne Chemiestudium.
Was sagt die INCI-Liste? Was in Tiegeln wirklich steckt, steht in der INCI-Liste, der Internationalen Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe, die sich auf dem Produkt, der Verpackung oder dem Beipackzettel befindet. Hier werden alle Stoffe nach ihrem Gewichtsanteil in abnehmender Reihenfolge genannt. An erster Stelle steht meist Aqua, denn Wasser ist Hauptbestandteil der meisten Pflegeprodukte. Zusammen mit Fetten wie Jojoba-Öl (Simmondsia Chinensis) oder Mineralölen (Paraffinum Liquidum) bildet es die Basis. Dann sollten die Wirkstoffe folgen, die den ausgelobten Anti-aging- oder Feuchtigkeitseffekt erzielen sollen. Ganz unten stehen meist Farbstoffe, die man an ihrer CI-Nummer (Colour Index) erkennt. Allergiker müssen bei Duftstoffen (Parfum) vorsichtig sein, bei hoher Konzentration können Irritationen entstehen. Verzichten sollte man bei trockener, sensibler Haut, wenn PEGs wie Polyglycol PPG enthalten sind: Emulgatoren, die die Haut durchlässiger machen, sodass Schadstoffe eindringen können. Wer wissen möchte, was sich hinter den Bezeichnungen verbirgt, kann auf haut.de die INCI-Bezeichnung eingeben und bekommt Fakten über Stoff und Wirkung. |


Natrue
Die International Natural and Organic Cosmetic Association vergibt drei Zertifizierungsgrade.
- „Naturkosmetik“: Erlaubt sind nur Rohstoffe natürlichen Ursprungs (mit Ausnahme weniger naturidentischer Stoffe).
- „Naturkosmetik mit Bioanteil“: Der Bioanteil beträgt mindestens 70%.
- „Biokosmetik“: 95% stammen aus Bio-Anbau.
Aufschluss zur Kategorie gibt ein QR-Code auf dem Produkt.

Ecocert
Die französische Umwelt-Kontrollorganisation vergibt die Wertung „Natural“, wenn mindestens 95 Prozent der Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs sind und mindestens 50 Prozent aus Bio-Anbau stammen. „Organic“ erhöht den Bio-Anteil auf 95 Prozent.

BDIH
Der Bundesverband der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel e.V. verbietet organisch-synthetische Farbstoffe, Silikone, Erdölprodukte und Tierversuche. Die Inhaltsstoffe müssen möglichst aus biologischem Anbau sein.

Veganblume
Die Vegan Society wurde 1944 vom Briten Donald Watson gegründet, der auch den Begriff vegan prägte. Produkte ohne tierische Inhaltsstoffe können bei tierversuchsfreier Herstellung dieses Siegel bekommen.

Demeter
Der deutsche Öko-Anbauverband zeichnet Kosmetik aus, die mindestens 90 Prozent pflanzliche Demeter-Rohstoffe enthält. Verboten sind Mineralöle, tierische Rohstoffe, Einsatz von Gentechnik und Nanopartikeln, radioaktive Bestrahlung oder Begasung.

Leaping Bunny
Tierversuche sind in Deutschland gesetzlich verboten. Doch es gibt Schlupflöcher, wie etwa für Stoffe, die unter das Chemikaliengesetz fallen, weil sie z. B. auch für Medikamente eingesetzt werden. Der Leaping Bunny (deutsch: springender Hase) steht weltweit für tierversuchsfreie Kosmetik.

Cosmos
Dieses Siegel entstand, um weltweit gültige Standards für Natur- und Biokosmetik zu etablieren. Auch der BDIH oder Ecocert sind beteiligt, deshalb wird ihr Symbol mit dem COSMOS-Logo kombiniert. Voraussetzungen: Verzicht auf gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe, keine Tierversuche und die Minimierung von Abfallstoffen bei der Produktion.