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Du hast im Eltern-Alltag keine Zeit für eine mehrstufige Hautpflege-Routine, bei der jede Schicht Pflege am besten nochmal fünf Minuten einziehen muss? Verständlich! Alles, was wir wollen, ist eine richtig gute Creme, die schnell aufgetragen sowie eingezogen ist und unsere gestresste Haut den ganzen Tag lang intensiv pflegt – ist das denn so schwer? Scheint so...Wir haben uns der Frage angenommen, was eine richtig gute Creme ausmacht und wie ihr sie in einem Produkte-Labyrinth voller verwirrender Kosmetik findet.
Die Aufgabe von Cremes
Eine für alle? So einfach ist das bei Cremes leider nicht. Denn natürlich haben verschiedene Menschen verschiedene Häute und somit auch verschiedene Ansprüche. Generell hat eine Creme die Aufgabe, Feuchtigkeit auf der Haut einzuschließen. Auf einfachster Ebene besteht sie aus Wasser, Fett und einem Emulgator, der die beiden Phasen zusammenhält. Eine gute Creme enthält aber auf jeden Fall mehr als das. Im besten Fall stärkt sie langfristig die Hautbarriere.
Braucht man überhaupt eine Creme?
Eine intakte Hautbarriere ist essenziell für unsere Hautgesundheit. Sie ist wie eine Schutzschicht, die das Eindringen von Reizfaktoren wie Bakterien, Viren und Pilzen verhindert. Außerdem bewahrt sie unsere Haut vor Feuchtigkeitsverlust. Denn natürlicherweise verliert unsere Haut ständig an Wasser. Mit einer gesunden Barriere kann unsere Haut diesen sogenannten transepidermalen Wasserverlust (TEWL) problemlos ausgleichen – ist sie gestört, verdampft das Wasser zu schnell an die Luft. Das stellt nicht nur für trockene Haut ein Problem dar. Es gibt sowohl äußerliche als auch innerliche Faktoren, die die Gesundheit unserer Hautbarriere stören:
- Stress und Schlafmangel führen zur Ausschüttung von Stresshormonen, die die Regenerationsprozesse im Körper beeinträchtigen.
- Umweltverschmutzung (wie Zigarettenrauch) und UV-Strahlung begünstigen die Produktion von freien Radikalen, die der Haut schaden.
- Zu starke waschaktive Stoffe (Tenside) in Seifen und Waschgels entfetten die Haut zu stark, was der Barriere wertvolle Lipide entzieht.
Neben diesen Einflüssen sammeln sich generell mehr freie Radikale im Körper, bedingt durch den natürlichen Prozess der Hautalterung. Freie Radikale sind hochgradig reaktive Sauerstoffverbindungen. Es sind nichts anderes als Moleküle, die auseinandergefallen sind und sich jetzt ohne Rücksicht auf Verluste neue Reaktionspartner suchen. Sie reagieren daher häufig mit Molekülen, die noch gebraucht werden und richten dadurch Schaden an (= oxidativer Stress). Durch oxidativen Stress teilen sich Zellen weniger häufig, wodurch es mehr alte, verbrauchte Zellen und weniger junge und frische gibt. Die Folgen sind fahle, blasse und trockene Haut sowie tiefe Falten.
Ob man eine Creme braucht, ist von den eigene Ansprüchen an seine Haut abhängig. Möchte man Alterungsprozess der Haut verlangsamen, ist eine Creme sinnvoll. Hat man Hautprobleme (Trockenheit, fettige Haut, Unreinheiten, Fahlheit) oder sogar eine Hautkrankheit (wie zum Beispiel Neurodermitis) kann eine Creme diesen Zustand verbessern. Natürlich schafft eine gesunde Haut einiges von alleine. Doch viele äußere und innere Einflüsse bringen sie an ihre Grenzen – eine gute Creme unterstützt die Haut, wo sie es gerade benötigt.
Das macht eine gute Creme aus
Generell macht eine gute Creme aus, dass sie auf eure Bedürfnisse zugeschnitten ist. Trotzdem gibt es vier Inhaltsstoffe, von denen jede Haut(-barriere) profitiert:
- Antioxidantien
- Ceramide
- Feuchtigkeitsspender
- Lipide (Fette)
Was hinter diesen Begriffen steckt, erfahrt ihr jetzt.
Antioxidantien
Wie beschrieben schaden freie Radikale der Hautgesundheit. Jetzt kommen die Antioxidantien ins Spiel: Sie fangen die freien Radikale ein, bevor sie Schaden anrichten können. Man kann sie über die Nahrung aufnehmen, wie zum Beispiel über Omega-Fettsäuren (Leinöl, Passionsfrucht oder Mandelöl), aber auch über die Hautpflege. Es gibt bestimmte Wirkstoffseren, die eine besonders hohe Konzentration an Antioxidantien enthalten. Aber auch in einer guten Creme befinden sich verschieden Antioxidantien, wie:
- Vitamin C (Ascorbinsäure, Ethyl Ascorbic Acid, Ascorbylpalmitat, Tetrahexyldecyl-Ascorba)
- Vitamin E (Tocopherol)
- Vitamin A (Retinol, Retinol-Ester (Retinyl Palmitate, Retinyl Linoleate)) nicht während Schwangerschaft/Stillzeit anwenden
- Q10 (Coenzym Q10, Ubichinon-10)
- Azelainsäure (Azelaic Acid)
- Grüner Tee (Camellia Sinensis Leaf Extract)
- Kamille (Chamomilla Recutita Oil)
- Beta Glucan
- Resveratrol
- Astaxanthin
In Klammern findet ihr jeweils die INCI-Bezeichnung. Diese Liste ist lange nicht vollständig, weil es verschiedene Formen der Vitamine gibt, die ihr jedoch am ähnlichen Namen erkennen könnt. Wichtig ist außerdem die Konzentration der Inhaltsstoffe – je weiter vorne die Ingredienzen stehen, desto reichlicher sind sie enthalten. Der beste Schutz gegen freie Radikale bleibt Sonnenschutz – verwendet jeden Tag eine Creme mit mindestens Lichtschutzfaktor 30.
Ceramide
Ceramide sind ein unglaublich wichtiger Bestandteil unserer Haut und damit auch einer guten Creme. Mit 60 Prozent stellen sie den Hauptanteil der Fette in unserer obersten Hautschicht dar. Sie sind essenziell für die Funktion der Hautbarriere – die Zufuhr von Ceramiden verringert den natürlichen Wasserverlust der Haut (TEWL). Sie bauen wie kein anderer Inhaltsstoff unsere Haut auf. Mit zunehmendem Alter (ab 30) nimmt die Qualität und Anzahl der Ceramide stetig ab. Bei Neurodermitis ist die Konzentration besonders niedrig. Ceramide sind hautidentisch und dadurch sehr verträglich und auch in Naturkosmetik vertreten. Natürlicherweise befinden sich in unserer obersten Hautschicht mindestens neun verschiedene Ceramide-Arten. So werden sie auf der INCI-Liste bezeichnet:
- Ceramide 1 – EOS
- Ceramide 2 – NS
- Ceramide 3 – NP
- Ceramide 4 – EOH
- Ceramide 5 – AS
- Ceramide 6 – AP
- Ceramide 7 – AH
- Ceramide 8 – NH
- Ceramide 9 – EOP
Am häufigsten befindet sich das Ceramid 3 (NP) in der Hautpflege. Jedoch integrieren nur wenige Kosmetikfirmen Ceramide in ihre Produkte, weil sie sehr aufwendig in der Herstellung sind und zu den kostbarsten Rohstoffen zählen. Eine wirklich gute Creme enthält Ceramide! Doch noch mehr als das: Auch Ceramid-Vorstufen wie Phospholipide, Tetraacetylphytosphingosine und Sphingolipide sollten enthalten sein, weil sie die Haut dazu anregen, Ceramide zu bilden. Eine ausgewogene Mischung verschiedener Arten ist am besten, denn das ähnelt dem natürlichen Vorkommen in der Haut und bringt die ideale Mischung nicht durcheinander.
Feuchtigkeitsspender
Überraschung: Feuchtigkeitsspender spenden Feuchtigkeit. Eine gut durchfeuchtete Haut altert langsamer und kann sich besser schützen. Das natürliche Feuchthaltesystem unserer Haut nennt sich NMF (Natural Moisturizing Factors). Dieser Feuchthaltemechanismus bindet Wasser in den Hornzellen der Haut, die sich in der obersten Hautschicht befinden. Die natürlichen Feuchthaltefaktoren nehmen mit dem Alter ab, wodurch sich Trockenheitsfältchen bilden.
Wenn eine Creme NMF enthält, bedeutet das, dass eine Kombination aus verschiedenen Stoffen, die der Haut Feuchtigkeit spenden, enthalten sind. Diese Kombination aus verschiedenen Feuchtigkeitsspendern ist dem natürlichen Feuchthaltesystem unserer Haut besonders ähnlich und sorgt für einen langanhaltenden Effekt. Entweder enthält die Creme NMF, oder ihr haltet auf der INCI-Liste nach diesen Inhaltsstoffen Ausschau.
Diese Feuchtigkeitsspender helfen unserem NMF:
- Hyaluronsäure (Hyaluronic Acid, Sodium Hyaluronate)
- Urea (Harnstoff)
- Glycerin
- Milchsäure (Lactic Acid)
- Glycolsäure (Glycolic Acid)
- Pentylenegylcol
- Butyleneglycol
- Panthenol
Feuchthaltemittel sind sehr wichtig für unsere Haut. Doch damit unser Feuchthaltesystem die Feuchtigkeit auch langfristig halten kann, braucht es eine starke Hautbarriere – sonst entweicht die Feuchtigkeit. Um sie auf der Haut einzuschließen, braucht unsere Creme deshalb unbedingt Lipide.
Lipide
Alle Feuchtigkeitsspender sind sinnlos, wenn das kostbar angesammelte Wasser ungehindert verdunsten kann. Lipide sind Fette, die eine zusätzliche Schutzschicht auf der Haut bilden, sodass weniger Feuchtigkeit entweichen kann. Auch Ceramide sind eine besondere Form von Fetten.
Wie ganz zu Beginn angesprochen besteht eine Creme aus Wasser und Fett. Doch hier ist es erneut wichtig, auf die Art des Fettes zu achten:
- Pflanzliche Öle wie Arganöl, Jojobaöl oder Mandelöl sind in hoher Qualität (rein und kaltgepresst) besonders kostbar für unsere Haut. Wertvolle Vitamine, Fettsäuren und Fettalkohole werden so erhalten und stärken unsere Hautbarriere.
- Pflanzliche Butter wie Sheabutter oder Mangobutter haben die gleichen Vorteile wie Öle und dichten die Haut zusätzlich ab. Besonders bei einer gestörten Hautbarriere, beziehungsweise bei trockener Haut, wird dadurch effektiv der Wasserverlust (TEWL) gehemmt. Sie helfen bei der Regeneration der Barriere und bilden die Grundlage einer reichhaltigen, guten Creme.
- Neutralöl wie Caprylic Capric Triglyceride, und Squalan hören sich vielleicht gefährlich an, sind aber sehr sinnvoll in Produkten. Eine gute Creme soll ja auch schnell einziehen und genau dabei helfen sie: Sie verbessern das Einzieh- und Auftragsverhalten, sind sehr verträglich und verhindern den unerwünschten Fettfilm. Sie schützen die Haut ebenfalls vor Feuchtigkeitsverlust und sind besonders bei unreiner Haut eine sehr gute Alternative zu schweren Ölen und Butter.
- Mineralöl wird von einem sehr schlechten Ruf verfolgt. Es wird aus Erdöl gewonnen und ist in Naturkosmetik untersagt, unter anderem wegen der schlechten Abbaubarkeit. Sie sind im Vergleich zu pflanzlichen Ölen und Butter sehr kostengünstig und haben keine pflegenden Eigenschaften. Sie können jedoch – während sie sich auf der Haut befinden – den Wasserverlust (TEWL) sehr gut unterbinden und tragen insofern auch zur Regeneration der Hautbarriere bei. Langfristig können sie die natürliche Funktionsweise der Haut hemmen und deshalb auch Erkrankungen, wie zum Beispiel Akne, verschlimmern (die Haut wird zu sehr abgedichtet und Bakterien eingeschlossen). Setzt bei eurer Creme lieber auf pflanzliche Rohstoffe, die langfristige Vorteile für die Hautbarriere haben.
Nie wieder trockene Haut
Je nach Hauttyp sollten bei fettiger Haut eher leichte Lipide (Jojobaöl) oder bei trockener Haut eher nährende Lipide (Sheabutter) verwendet werden. Wenn die Haut selbst zu viel Talg produziert und fettig ist, kann die Verwendung zusätzlicher Fette kontraproduktiv sein. Setzt hier auf wasserbasierte Gel-Cremes oder Seren ohne Fette, die reich an Antioxidantien und Feuchtigkeitsspendern sind.
Verwendete Quellen:
- Epidermal sphingolipids: metabolism, function, and roles in skin disorders. National Library of Medicine. September/2006.
- Was sind Ceramide? So wird Ihre Haut stark und schön. Beyer & Söhne.
- Profiling and characterizing skin ceramides. National Library of Medicine. Januar/2012.
- Analysis of stratum corneum lipids. National Library of Medicine. Juni/2011.
- Natural moisturizing factors (NMF) in the stratum corneum (SC). National Library of Medicine. Februar/2010.
- Anti-Inflammatory and Skin Barrier Repair Effects of Topical Application of Some Plant Oils. National Library of Medicine. Dezember/2017.
- Galactose-Induced Skin Aging: The Role of Oxidative Stress. National Library of Medicine. Juni/2020.
- Anti-aging and brightening effects of a topical treatment. National Library of Medicine. März/2020.
- Was hilft wirklich bei trockener Haut? Beyer & Söhne.
- Caprylic/Capric Triglyceride in Kosmetik – was ist das? Beyer & Söhne.