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Carina Frey Naturmedizin für Familien

Carina Frey: Kamillenblüten in Händen
© SunCity / Shutterstock
Naturheilverfahren und klassische Medizin werden häufig als Gegensatz dargestellt. Hier die profitorientierte Schulmedizin, die nur Medikamente verschreibt. Dort die sanfte Alternativmedizin, die mithilfe der Natur heilt. ELTERN-Autorin Carina Frey sieht das anders. Gemeinsam mit dem Kinderarzt und Naturheilmediziner Walter Dorsch hat sie ein Buch über Kindergesundheit geschrieben, das beide Welten vereint.

Brustwickel oder Hustensaft, Fieberzäpfchen oder Globuli, impfen, nicht impfen, anders impfen – über diese Fragen wurde in meinen Babykursen hochemotional diskutiert. Es bildeten sich Lager, auf der einen Seite die Medizingläubigen, auf der anderen die naturverbundenen Skeptiker. Mich hat das irritiert. Ich wollte mich nicht in eine Schublade stecken lassen. Für mich war völlig klar, dass ich meine Kinder nach dem empfohlenen Schema impfen lasse, gleichzeitig glaube ich mehr an Butterwickel als an Halstabletten. Warum nicht Gutes aus beiden Welten nutzen? 

Vor ein paar Jahren dann durfte ich für ELTERN den renommierten Kinderarzt und Naturheilmediziner Professor Walter Dorsch interviewen. Er sagte damals: „Ich plädiere für eine vorurteilsfreie Anwendung von Methoden der klassischen Medizin und von Naturheilverfahren, und zwar so, dass unsere Kinder gesund aufwachsen und die bestmögliche Behandlung erfahren können.“ Das sprach mir aus der Seele – und war der Beginn unseres gemeinsamen Buchprojekts „Natürlich gesund werden“

Der Ansatz

Nach unserem Verständnis sind Naturheilverfahren und klassische Medizin gleichberechtigt. Beide haben spezifische Anwendungsbereiche, in denen sie besonders wirksam sind. Für beide sollten die gleichen medizinischen Standards gelten. Das heißt: Jedes medizinische Verfahren muss eine spezifische Wirkung nachweisen, also besser wirken als ein Placebo. Es reicht nicht zu behaupten, dass etwas wirkt. 

Leider sind Begriffe wie „Naturheilkunde“, „Komplementärmedizin“ oder „Alternativmedizin“ nicht geschützt. Jede noch so abstruse Therapierichtung kann ungestraft behaupten, mit natürlichen Mitteln zu heilen, ohne wissenschaftliche Belege dafür zu erbringen. Und ja, es gibt immer Menschen, die berichten, dass ihnen diese und jene Methoden helfen. Das hat vor allem zwei Gründe: Unser Körper verfügt über enorme Selbstheilungskräfte, die wir häufig unterschätzen. Dass es uns besser geht, schreiben wir dann fälschlicherweise der Therapie zu. Außerdem spielt der Placebo-Effekt eine wichtige Rolle: Wir glauben, dass uns etwas hilft, und fühlen uns schon dadurch besser. 

Bei uns stehen klassische Naturheilverfahren im Vordergrund, deren Wirksamkeit wissenschaftlich bewiesen oder in vielen Jahren Praxis erprobt wurde. Dabei kommt es uns nicht darauf an, darzulegen, wie die verschiedenen Verfahren genau wirken. Wir sind am kranken Kind interessiert und beschreiben, was in welcher Situation am besten hilft – so sanft wie möglich, so energisch wie nötig. 

Die Kraft der Eltern

Die Natur hat Eltern mit einem sehr feinen Gespür dafür ausgestattet, wenn es ihren Kindern schlecht geht. Ärzte wissen mittlerweile: Die elterliche Intuition ist so wichtig wie Messwerte, um einzuschätzen, ob ein Kind ernstlich krank ist. Deshalb sollten wir unserem Bauchgefühl vertrauen und lieber einmal mehr zum Kinderarzt oder der Kinderärztin gehen, wenn wir den Eindruck haben, dass unser Zwerg irgendwie komisch ist. 

Die Macht der Eltern geht aber noch viel weiter. Eine Vielzahl an Studien zeigt, dass Zuwendung, Anteilnahme und menschliche Wärme dazu beitragen, schneller gesund zu werden. Es macht einen Unterschied, ob man einen Fiebersaft gibt oder wiederholt warme Waschungen vornimmt. Wenn wir unserem Kind liebevoll ein feuchtes Tuch auflegen, mit ihm reden, es anschließend im Bett zudecken, kuscheln und ihm sagen: „Jetzt geht es dir gleich besser“, wirkt das so gut wie ein Medikament. Dieses Wissen können und sollten wir uns bei der Pflege unserer Kinder zunutze machen. 

Den Körper stärken

Niemand, auch nicht die beste Medizin, kann garantieren, dass Kinder nie krank werden. Infekte kommen und gehen, manche trifft es öfter als andere. Das ist nicht fair, aber daran können wir wenig ändern. Wir haben allerdings die Möglichkeit, uns und unseren Kindern Gutes zu tun und den Körper aktiv zu stärken. Dafür eignen sind die Verfahren der klassischen Naturheilkunde in besonderer Weise. 

Ein Beispiel ist die Wassertherapie. Wird sie regelmäßig angewendet, kann sie Häufigkeit und Schwere von Atemwegsinfekten halbieren. Das macht sie vor allem für Eltern interessant, deren Kinder von einer Erkältung in die nächste stolpern. 

Wie das? Grundlage ist ein sehr schlauer Schutzmechanismus des Körpers. Wenn wir frieren, nimmt die Durchblutung der Schleimhäute in den oberen Atemwegen deutlich ab. Auf diese Weise schützt sich der Körper vor dem Auskühlen. Der Nachteil: Schlecht durchblutete kalte Schleimhäute werden leichter durch Viren befallen, die Krankheitserreger können sich in dieser Umgebung schneller vermehren. Den beschriebenen Wärmeschutzreflex kann man sich mithilfe der Wassertherapie abtrainieren. Dafür wird der warme Körper kurz und intensiv mit kaltem Wasser gereizt. Das Training kann schon im Alter von sechs Monaten beginnen (siehe Kasten ganz links).

Kleine Individuen

Jedes Kind ist einzigartig und entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Die Unterschiede von Kind zu Kind sind dermaßen groß, dass man sich die ganze Vergleicherei auf dem Spielplatz getrost sparen kann. Ob ein Kind mit einem Dreivierteljahr oder erst nach 14 Monaten läuft, sagt weder etwas über seine Talente noch über das Engagement der Eltern aus. 

Aus diesem Wissen folgt auch: Läuft es mal nicht so rund, sind nicht automatisch die Eltern schuld. Beispiel Schreibaby: Wenn ein Kind sehr häufig und viel weint, liegt der Grund meist darin, dass es sich leichter irritieren lässt als andere Babys. Schon Kleinigkeiten bringen solche Kinder aus dem Konzept. Sie brauchen noch etwas Zeit und vor allem guten Halt, damit sie lernen, mit all den Reizen um sie herum besser umzugehen.

ELTERN

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