Anzeige
Anzeige

Ganz besondere Kinder Diese Babys wurden mit dem Erbgut von drei Menschen geboren

Ein Kind liegt im bei dem Vater auf dem Arm.
© Halfpoint / Adobe Stock
Das Erbgut eines Babys besteht aus Teilen des Vaters und aus Teilen der Mutter. In Großbritannien sind jetzt erstmals Babys geboren worden, deren Erbgut von drei Menschen stammt.

Erstmals sind in Großbritannien Babys mit drei genetischen Elternteilen auf die Welt gekommen, berichtet der "Guardian". Demnach bestätigte die Embryology Authority (HFEA), dass bereits eine kleine Zahl per künstlicher Befruchtung gezeugter Babys im Rahmen eines entsprechenden Programms geboren wurden. Weltweit gab es allerdings schon ähnliche Fälle – 2016 in Mexiko und 2019 in Griechenland.

Zum Schutz vor Erkrankungen – Kinder erhalten dreifach Erbgut

Das Vorgehen dient nicht etwa dem Zweck, dass ein Kind drei Elternteile bekommt, sondern ist vielmehr eine Methode, um erwartbare Erbkrankheiten bei Kindern zu verhindern, die auf Schäden im Erbgut der Mitochondrien zurückzuführen sind. Zusammengefasst passiert Folgendes: Der Teil der Eizelle mit dem belasteten Erbgut wird entfernt und mit einem gesunden Teil aus einer Eizellspende ersetzt.

Diese Technik heißt Mitochondrien-Austauschtherapie (Mitochondrial Replacement Therapy). Mitochondrien sind die sogenannten Kraftwerke der Zellen. Das Besondere: Sie werden nur von der mütterlichen Seite vererbt und verfügen über eine eigene DNA. Liegen in dieser Mitochondrien-DNA Schäden vor, ist die Gefahr groß, dass das Kind an einem schweren Gendefekt leiden wird. Deshalb wird aus der befruchteten Eizelle mit den defekten Mitochondrien der Zellkern entnommen und in eine eigens dafür entkernte Eizelle einer Spenderin mit intakten Mitochondrien eingesetzt.

Fehlerhafte Mitochondrien können schwere Erkrankungen auslösen

Der Grund: Durch diesen Tausch lassen sich sogenannte Mitochondriopathien – die aufgrund fehlerhafter Mitochondrien auftreten und weitergegeben werden können – verhindern. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Erkrankungen, die auf eine mangelnde Energieversorgung der Zellen beruht. Das schädigt vor allem Organsysteme, die besonders viel Energie benötigen, wie etwa das Gehirn, Muskulatur oder die Augen. Diese Gendefekte führen somit zu schweren Behinderungen und sind unheilbar, das heißt, sie können nicht ursächlich, sondern nur symptomlindernd behandelt werden.

Erbgut von Eizellspenderin nur minimal

Durch die bleibenden intakten Mitochondrien der Spenderin weist das Baby am Ende ein drittes Erbgut auf. Dieser Anteil ist jedoch sehr gering. Das Erbgut der Eizellspenderin ist auf eine sehr kleine Zahl von Genen beschränkt. 99,8 Prozent des Erbguts stammen von der Mutter und dem Vater.

Durchgeführt wurde diese Methode in Großbritannien durch das Newcastle Fertility Centre. Zu den Geburten wollte sich das Institut laut "Guardian" nicht äußern, sie beriefen sich auf die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen.

* Elternsein ist vielfältig, genauso wie es Familienkonstellationen sind. Auch wenn wir in unseren Texten die Bezeichnungen Vater und Mutter verwenden, wollen wir jede:n ansprechen, also unter anderem auch jede:n Mapa, Pama und Eltens. Denn ihr alle seid Eltern. 

Verwendete Quellen: dpa.de tageschau.de, wissensschau.de, springermedizin.de

slr ELTERN

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel