Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) teilte mit, dass es aktuell einen Lieferengpass bei Fiebersäften gibt, die Paracetamol und Ibuprofen enthalten. Da die Nachfrage nach wie vor hoch ist, können Apotheker:innen nun übergangsweise selbst individuelle Arzneimittel herstellen – sofern eine ärztliche Verschreibung vorliegt.
Infektionen bei Kindern kommen aktuell häufiger vor
Die Apothekerin Juliane Stark-Kreul erklärt gegenüber der "Apotheken Umschau", dass Ibuprofen in flüssiger Form vor allem für Kinder gedacht ist“. Diese scheinen momentan häufiger krank zu sein. Das berichtet auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ): Es gibt "etwas mehr Infekte als zur gleichen Zeit in den Jahren vor Corona".
Der Engpass beim Fiebersaft führt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) auf den Rückzug eines der beiden herstellenden Unternehmen vom Markt zurück. Warum gleichzeitig der Bedarf so gestiegen ist, sei laut BfArM noch nicht abschließend geklärt. Um dem Engpass entgegenzuwirken, können Apotheker:innen nun selbst Arzneien herstellen, doch das "benötigt nicht nur viel Zeit, in den Apotheken herrscht derzeit auch ein Personal- und Fachkräftemangel", so Stark-Reul. Im Falle eines dramatischen Engpasses gibt es aber noch weitere Medikamente, auf die Eltern ausweichen könnten.
Lieferengpässe bei Fiebersäften mit Paracetamol
Der Branchenverband Pro Generika hatte im Mai berichtet, dass die Herstellerfirma von Paracetamol-Fiebersäften aufgrund des enormen Preisdrucks aus der Produktion ausgestiegen ist. Somit ist nur noch ein Hauptanbieter übrig, der bereits damals mit Lieferengpässen zu kämpfen hatte. Zwar habe der Konzern Ratiopharm angekündigt, die Produktion auszubauen, ein konkretes Datum gäbe es aber nicht. Der Engpass wird voraussichtlich noch bis Herbst andauern.
Sowohl Paracetamol als auch Ibuprofen sind für Fieber und Schmerzen bei Kindern geeignet. Jedoch sollte sehr stark auf die Dosierung geachtet werden. Grundsätzlich gilt: Fieber ist an sich erst einmal nichts Schlechtes "Es ist eine Reaktion des Körpers und zeigt, dass die Immunabwehr funktioniert", erklärt die Apothekerin Constanze Süßdorf-Schönstein in der "Apotheken Umschau". Leichtes Fieber müsse daher nicht zwingen mit Medikamenten behandelt werden.
Einen Arzt sollten Eltern mit ihrem Kind dann aufsuchen, wenn folgende Situationen eintreten:
- Bei Babys unter drei Monaten mit über 38 Grad Celsius Körpertemperatur sofort
- Bei Säuglingen zwischen drei und zwölf Monaten spätestens am nächsten Morgen
- Bei Kleinkindern zwischen einem und zwei Jahren spätestens nach 24 Stunden
- Bei älteren Kindern spätestens am dritten Tag
- Oder: Immer dann, wenn sich der Zustand des Kindes verschlechtert, es sehr schlapp ist, nicht mehr genügend trinkt oder weitere Symptome wie Nackensteife, Erbrechen oder Durchfall dazu kommen.
Paracetamol und Ibuprofen sollten bei Kindern möglichst als Saft verwendet werden
Generell wirken die Mittel Paracetamol und Ibuprofen bei Schmerzen und Fieber. Einige Studien zeigten jetzt allerdings, dass Ibuprofen das Fieber bei Kindern unter zwei Jahren deutlicher senken würde. Manche Ärzt:innen verschreiben auch beide Wirkstoffe im Wechsel: "Das habe den Vorteil, dass das Kind länger ohne Fieber ist, man aber beide Wirkstoffe nicht überdosiert", sagt Süßdorf-Schönstein. Wichtig: Ohne ärztliche Anweisung sollten die beiden Mittel nicht parallel verabreicht werden.
Bei Entzündungen wie beispielsweise einer Mandelentzündung würde sich eher Ibuprofen als Paracetamol anbieten, so die Apothekerin. Ibuprofen wandere in das saure Gewebe und gehe dort direkt gegen die Entzündung vor. Daher kämpft die Arznei nicht nur gegen das Fieber und die Schmerzen, sondern lindert auch die Entzündung. Bei Kindern sollte grundsätzlich lieber zu einem Saft oder Zäpfchen gegriffen werden. Gerade der Saft lasse sich viel besser an das Gewicht des Kindes anpassen.
Weitere detaillierte Informationen zum Thema Fieber bei Kindern findet ihr hier:
Verwendete Quellen: rnd.de, apotheken-umschau.de, bfarm.de.