"Gefühlt ist schon Winter", sagte der Bundessprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Jakob Maske, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND). Gemeint ist damit die starke Zunahme an Infektionskrankheiten bei Kindern.
Erkältungswelle bei Kindern: Praxen und Kinderkliniken kommen an ihre Grenzen
Es gebe zwar keine deutschlandweiten Zahlen, es lasse sich aber doch sagen: "Es ist mehr zu tun als sonst zu dieser Jahreszeit." Kinderärzt:innen sowie das Praxispersonal würden bereits "auf dem Zahnfleisch" gehen. Die Auslastung sei enorm.
Wie viele Mamas und Papas wahrscheinlich am besten wissen, sind Kinder im Herbst und Winter ständig erkältet. Häufig macht das Virus dann einmal die Runde – erst steckt man die Nase des Kindes ständig in ein Taschentuch und dann die eigene.
Corona hat dafür gesorgt, dass Ansteckungen während des Lockdowns ausblieben
Dabei handelt es sich um ein völlig normales Vorgehen. Während des ersten Kita-Jahres machen Kinder 15 bis 20 verschiedene Infektionen durch, im zweiten sind es noch fünf bis zehn. Mit jeder durchgemachten Infektion stärkt das Kind sein Immunsystem gegen das entsprechende Virus.
Die Lockdown Maßnahmen wie das Maske tragen, Abstandhalten und die allgemeinen Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus haben nicht nur vor einer Covid-19-Infektion geschützt, sondern auch vor vielen anderen Krankheiten. Das kindliche Immunsystem konnte dadurch also keine Abwehrstoffe aufbauen.
Infektionen bei Kindern steigen schon vor dem Winter deutlich an
Das bedeutet: Kinder holen gerade alles "Verpasste" nach. Was zur Folge hat, dass die Infektionen schon deutlich vor dem Winter stark ansteigen. So auch die Meldungen des RS-Virus (Respiratorische Synzytial-Virus). Es ist verwandt mit Grippeviren und löst Atemwegserkrankungen aus. Das RKI meldet eine große Häufung der Erkrankungen und einen starken Anstieg der Krankenhaus-Einweisungen von Ein- bis Vierjährigen.
Von diesem "Nachholeffekt" spricht auch Jakob Maske im Interview mit dem RND. "Auffallend ist, dass wir die Erkrankungen schon seit August sehen", sagt er. Es gehe dabei aber nicht um geschwächte Immunsysteme bei Kindern, sondern einfach um bisher fehlende Abwehrstoffe. Diese Ballung der Infektionen belaste aktuell das Gesundheitspersonal der Praxen. Auf Kinderintensivstationen sei die Lage ebenfalls sehr angespannt.
Verwendete Quellen: rnd.de, rki.de, daserste.de