Kinder-ErnährungSo wird Dein Kind ein Besseresser
Erst Brust (oder Flasche), dann Brei und irgendwann das Gleiche wie die Großen: Essen könnte so einfach sein – wenn das Kind mitspielen würde. Doch viele entwickeln beim Essen Marotten, die Eltern ganz kirre machen. So werdet Ihr die Marotten los!

Die Kau-Faulen
... mögen alles, was rutscht und flutscht. Festes Essen wird verweigert oder sogar wieder ausgespuckt - obwohl längst genug Zähne zum Kauen da sind.
Und wie geht man damit um?
Bei Brei-Fans kommt vieles zusammen: zum Beispiel das Bedürfnis, Baby zu bleiben - oft bei Kindern, die gerade von einem neuen Baby "entthront" wurden. Auch Bequemlichkeit spielt eine Rolle: Warum kauen, wenn's auch einfacher geht? Manchmal ist das Essen aber auch einfach zu trocken, oder das Kind bildet zu wenig Speichel bzw. leidet unter Schluckproblemen (kommt zwar selten vor - mit hartnäckigen Brei-Essern aber vorsichtshalber zum Arzt gehen).
Bestes Gegenmittel: nach und nach immer häufiger festes Essen anbieten - mit ganz viel Sauce!

Die Unersättlichen
... mampfen ständig und viel. Dahinter steckt oft eine Erfahrung aus der Babyzeit: Kinder, die am Anfang ihres Lebens bei jedem Pieps Brust oder Flasche bekommen haben, versuchen oft auch später, schwierige Gefühle einfach wegzufuttern.
Und wie geht man damit um?
Viel-Esser müssen lernen, auf echte Hungergefühle zu warten. Das ist schwer auszuhalten. Für das Kind, weil ihm sein "Allheilmittel" weggenommen wird. Und für die Eltern, weil das Kind seine Empörung über diesen "Entzug" vermutlich an Euch auslässt. Wichtig: Versuche, das übermäßige Essen durch Zeit und Zuwendung zu ersetzen! Vorlesen, Spielen, Schmusen sind auch tolle "Genussmittel" - und lenken vom Essen ab!

Die ganz Süßen
... naschen, wann immer sie können - und haben dann, logisch, keinen Appetit mehr auf was "Richtiges". Stattdessen wächst die Lust auf Süßkram noch weiter. Denn durch das Naschen fährt der Blutzuckerspiegel ständig Achterbahn: Dabei kommt es immer wieder zu Blutzuckertiefs, die wiederum die nächste Heißhungerattacke auslösen. Ein Teufelskreis.
Und wie geht man damit um?
Tausche schrittweise Schokolade und Co gegen natürlichen Süßkram: süße Obstsorten, Fruchtmuse, Rosinen. Gleichzeitig die Pausen zwischen den Snacks verlängern, bis es schließlich nur noch ab und zu was Süßes gibt - zum Beispiel mittags nach dem Essen.

Die Spezialisten
... setzen auf das, was sie kennen: Morgens Brezel, mittags Nudeln, nachmittags Brezel, abends Nudeln - da kann nicht viel passieren! Spezialisten stehen dem Essen eher skeptisch gegenüber. Vielleicht, weil sie als Frühchen per Sonde ernährt wurden oder irgendwann nach einem Ess-Experiment Bauchweh hatten. Oder weil sie gerade zwischen eins und zwei sind und damit in einem Alter, in dem sie laufen lernen und (auch mal ohne Mama) größere Kreise ziehen. Manche Evolutionsforscher glauben, dass Kinder in diesem Alter beim Essen eine Art eingebautes Sicherheitsprogramm haben, das ihnen früher beim Überleben half: Denn wer nur isst, was er schon kennt, weiß schließlich, dass es nicht giftig sein kann...
Und wie geht man damit um?
Gib dem Spezialisten seine Brezel und seine Nudeln. Aber biete ihm auch immer wieder neue Nahrungsmittel an. Lass Dein Kind daran riechen, gib ihm Essen zum Anfassen, und bestehe darauf, dass es einen winzigen Klecks probiert - damit der Geschmack einmal abgespeichert wird. Die ideale Frequenz für neue Probierkost ist übrigens alle zehn Tage. In diesem Rhythmus erneuern sich die Geschmackszellen der Zunge, und neue Gerichte kriegen leichter eine Chance.

Die Vitamin-Verächter
... sträuben sich gegen alles, was nach Obst und Gemüse aussieht. Mahlzeiten mit Karotten- und Zucchinistücken oder Nachspeisen mit Obst werden sorgfältig zerlegt, damit nur ja nichts Gesundes auf dem Löffel landet.
Und wie geht man damit um?
Vitamin-Muffel sind im Mund-Lippen-Bereich oft sehr sensibel und empfinden faseriges Obst und Gemüse wie einen Fremdkörper. Auch bei diesen Kindern liegt die Lösung in einer ganz langsamen Gewöhnung: Zuerst gibt's Gemüse als Saft und Brei, dann Obst. Kommt das Kind dabei auf den Geschmack: rohe Äpfel oder Karotten reiben. Anschließend dann auf Rohkost zum Knabbern umsteigen. Und nicht auf gegartem Gemüse bestehen! Rohkost ist, z. B. mit Dip, genauso okay.

Die Vollmundigen
... essen zwar keine großen Mengen, aber der Mund ist trotzdem dauernd voll - mit Salzstangen, Reiswaffeln, Apfelstücken. Das ist ein Problem: Weil ihr Magen nie richtig leer und nie ganz voll ist, haben diese Kinder nämlich keine Chance, sich hungrig bzw. satt zu fühlen. Ist der Mund immer mit Mampfen beschäftigt, behindert das außerdem das Sprechen.
Und wie geht man damit um?
Unbedingt eine klare Linie vorgeben! Also am besten den Essrhythmus auf drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten beschränken. Zu diesen Mahlzeiten kann das Kind sich satt essen - dazwischen gibt es für mindestens zwei Stunden nichts. Euch funken auf dem Spielplatz andere, mit Reiswaffeln und Müsliriegeln bewaffnete Mütter dazwischen? Dann wechsel doch einfach mal für eine Woche auf einen anderen Spielplatz, wo Dir das Neinsagen leichter fällt.

Welcher Essens-Typ ist Dein Kind?
Hier siehst Du zwei Beispiele für einen Speiseplan für ein Kleinkind. Denn soooo viel braucht ein Kleinkind gar nicht.
Speiseplan 1:
Frühstück: Müsli
1. Zwischenmahlzeit: 1/2 Butterbreze, 1 EL Rosinen oder getrocknete Sauerkirschen
Mittagessen: Rührei mit Tomate
2. Zwischenmahlzeit: 2 Butterkekse und 3 Aprikosen
Abendessen: Gemüsebrühe mit Wienerle, 1 Scheibe Butterbrot
Speiseplan 2:
Frühstück: 1 Scheibe Brot mit Frischkäse, 1/2 Birne
1. Zwischenmahlzeit: Obstbrei mit ein paar Haferflocken
Mittagessen: Nudeln mit Tomatensauce, Brokkoli oder Karotten
2. Zwischenmahlzeit: 1 Scheibe Butterbrot mit Marmelade
Abendessen: 1 Pfannkuchen mit Zimtzucker und geriebenem Apfel