Artikelinhalt
- Was ist Folsäure eigentlich und wofür braucht der Körper sie?
- Wie hoch liegt der tägliche Bedarf eines Menschen?
- Warum brauchen Frauen Folsäure für die Schwangerschaft?
- Wann ergibt die Einnahme von Folsäurepräparaten Sinn?
- Warum sind Tabletten vor allem Frauen, die ein Kind planen, zu empfehlen?
- Warum sollte auch in der Stillzeit auf eine ausreichende Zufuhr geachtet werden?
- Welche Lebensmittel enthalten Folat?
- Woran erkenne ich, ob ich einen Folsäure-Mangel habe?
- Wie kann es sein, dass ich zu wenig Folsäure aufnehme?
- Brauchen Kinder Folsäure?
- Stimmt es, dass in anderen Ländern das Mehl gezielt mit Folsäure angereichert wird?
Was ist Folsäure eigentlich und wofür braucht der Körper sie?
Folsäure ist die synthetisch hergestellte Form von Folat, einem wasserlöslichen B-Vitamin. Es wurde erst in den 1940er Jahren entdeckt und ist auch als Vitamin B9 bekannt. Das Vitamin kann vom Körper nicht selbst gebildet werden, wird aber vom Organismus für die Blutbildung, die Zellteilung sowie für zahlreiche Stoffwechselvorgänge benötigt. Folsäure ist an der Synthese von DNS-Bausteinen beteiligt und spielt daher eine wichtige Rolle für alle Wachstumsprozesse im Körper. Für den wachsenden Embryo ist sie lebensnotwendig.
Wie hoch liegt der tägliche Bedarf eines Menschen?
Das kommt darauf an, in welcher Lebensphase sich die Person befindet. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Jugendlichen und Erwachsenen eine Zufuhr von täglich 300 Mikrogramm Folsäure. Frauen mit Kinderwunsch sollten zusätzlich zur folatreichen Ernährung (siehe unten) täglich ein Präparat mit 400 Mikrogramm Folsäure einnehmen. Schwangere, die weniger als vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft mit der Einnahme begonnen haben, sollten täglich 800 Mikrogramm Folsäure einnehmen, damit schnell ein ausreichend hoher Folsäurespiegel im Blut erreicht wird.
Eine Überdosierung birgt kein Risiko für einen negativen gesundheitlichen Effekt. Der Körper kann das überschüssige Vitamin nicht verwerten und scheidet es mit dem Urin aus. In der deutschen Bevölkerung ist eine Unterdosierung häufig zu beobachten: Bei etwa zwei Dritteln der Erwachsenen liegt der Folsäurespiegel unter dem vorgegebenen Richtwert.
Warum brauchen Frauen Folsäure für die Schwangerschaft?
Folat spielt bei der Ernährung in der Schwangerschaft eine bedeutende Rolle, sie ist eines der wichtigsten Vitamine in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft. Bei Folsäuremangel kann sich das Zentralnervensystem des Fötus nicht gesund entwickeln. Im Extremfall können Neuralrohrdefekte, ein offener Rücken (Spina bifida), eine Lippen-Gaumen-Spalte oder andere Fehlbildungen die Folge sein.
Wann ergibt die Einnahme von Folsäurepräparaten Sinn?
Da in der Schwangerschaft der Bedarf an Folsäure steigt, ist es nicht leicht, diesen allein durch gesunde, folatreiche Nahrungsmittel zu decken – zumal der Körper nur etwa 50 Prozent des sogenannten Nahrungsfolats aufnehmen kann. Zu langes Lagern von Lebensmitteln schadet dem Folat-Gehalt, genauso wie Hitze. In gekochten Speisen ist weniger von dem Vitamin vorhanden.
Für Frauen mit Kinderwunsch und für Schwangere bis zur zwölften Schwangerschaftswoche ist die Einnahme von Tabletten mit 800 Mikrogramm Folsäure daher sinnvoll, da auf diesem Weg die Folsäure einfacher und effektiver aufgenommen werden kann. Nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel, ab der zwölften Woche, werden Präparate mit 400 Mikrogramm Folsäure bis zum Ende der Stillzeit zur Sicherung der Folatversorgung empfohlen.
Wichtig ist, dass du bezüglich der Dosierung Rücksprache mit deiner Frauenärztin, deinem Frauenarzt hältst. Präparate gibt es in Apotheken und Drogeriemärkten in verschiedenen Zubereitungen zu kaufen.
Warum sind Tabletten vor allem Frauen, die ein Kind planen, zu empfehlen?
Frauen, die sich ein Baby wünschen, sollten vom Absetzen des Verhütungsmittels an Folsäure-Präparate nehmen, damit der Embryo sofort ausreichend mit dem Vitamin versorgt wird. So kann das Risiko von Fehlbildungen und Defekten des Neuralrohrs verringert werden. Wenn du schwanger werden möchtest, solltest du mindestens vier Wochen vorher besonders gut darauf achtgeben, dass du ausreichend von dem Mikronährstoff bekommst. Es braucht nämlich etwas Zeit, bis sich die Folsäure in deinem Körper bis zu dem empfohlenen Pegel aufbauen kann. Und eine folatreiche Ernährung allein schafft es möglicherweise nicht, den Folsäurespiegel auf das Level zu bringen.
Mit einem Präparat kannst du sicherstellen, dass dein Baby von Beginn an gut versorgt ist. Denn vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel ist das Vitamin wichtig für die Entwicklung deines Kindes: Es ist maßgeblich an der Zellbildung und Teilung beteiligt. Außerdem schafft es die Voraussetzung für die gesunde Bildung des Nervensystems.
Warum sollte auch in der Stillzeit auf eine ausreichende Zufuhr geachtet werden?
Nicht nur während du schwanger bist, sondern auch in der Stillzeit ist es ratsam, auf folsäurehaltige Nahrung zu achten. Denn mit deiner Gesundheit begünstigst du auch die deines Kindes: Durch das Stillen gerät der Nährstoff über die Muttermilch in den Blutkreislauf deines Babys und fördert damit Wachstum sowie Entwicklung der Organe. Säuglinge unter vier Monaten haben einen Bedarf von 60 Mikrogramm pro Tag, Babys zwischen vier und zwölf Monaten sollten 80 Mikrogramm pro Tag aufnehmen. Um den Folsäurebedarf zu decken, sollten Stillende täglich 600 Mikrogramm des Vitamins zu sich nehmen – am besten mithilfe eines Nahrungsergänzungsmittels.
Welche Lebensmittel enthalten Folat?
Vor allem, weil du das Vitamin B9 nicht selbst produzieren kannst, ist eine bewusste Wahl der Lebensmittel so wichtig. Die besten Folsäure-Lieferanten sind Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen), Hefe und Getreidekeime (z.B. Weizenkeime). Auch grünes Blattgemüse, wie Spinat, Spargel oder Salat, und anderes Gemüse, wie Brokkoli, Grünkohl, Avocado, Karotten, Tomaten, Rosenkohl und Radieschen enthalten Nahrungsfolat. Vollkornprodukte, Sojabohnen, Orangen, Bananen, Eigelb, Fleisch (besonders Leber), Fisch, Nüsse und Milch enthalten ebenfalls Vitamin B9 und sind wichtig für eine vitaminreiche Ernährung vor und während einer Schwangerschaft.
Achtung: Folsäure ist licht- und wasserempfindlich. Gerade Blattgemüse sollte nicht zu lange gewässert werden. Auch lange Lager- und Kochzeiten reduzieren den Folsäuregehalt in frischen Lebensmitteln. Eine schonende Zubereitung und kurze Garzeiten sind zu empfehlen, weil bei zu großer Hitze der Mikronährstoff zerstört wird. Außerdem solltest du die Mengen an Folat, die in Lebensmitteln stecken, nicht überschätzen. Um den empfohlenen Folsäurespiegel-Richtwert zu erreichen, erfordert es eine sehr konsequente Ernährung.
Woran erkenne ich, ob ich einen Folsäure-Mangel habe?
Auch wenn du im Moment kein Kind erwartest oder schwanger werden möchtest, ist eine ausreichende Folatversorgung ein wichtiges Thema. Ohne ständigen Nachschub sind die Speicher in der Leber nach drei bis vier Wochen aufgebraucht. Symptome eines Folsäuremangels: Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Herzklopfen, Ohrensausen, Schwindelgefühle, ein gestörter Geschmackssinn, Schleimhautentzündungen, Gewichtsverlust oder Durchfall. Gewissheit bringt nur ein Bluttest bei deiner Ärztin oder deinem Arzt.
Wie kann es sein, dass ich zu wenig Folsäure aufnehme?
Da gibt es viele Gründe. Die häufigsten Ursachen für einen Folsäure-Mangel sind:
- Unausgewogene Ernährung
- Langwierige Schlankheitsdiät
- Übermäßiger Alkoholkonsum
- Rauchen
- bestimmte Medikamente (zum Beispiel die Pille)
- zu viel direkte Sonne (das Vitamin ist sehr lichtempfindlich, gerade bei heller Haut reduziert starke Sonnenstrahlung den Folsäuregehalt im Körper)
- Vitamin-B12-Mangel
Brauchen Kinder Folsäure?
Und ob! Schnelles Wachstum steigert den Bedarf enorm. Deshalb sollten beispielsweise Sieben- bis Zehnjährige auf Empfehlung der DGE 300 Mikrogramm Folsäure pro Tag aufnehmen. Durch eine gesunde, vollwertige Ernährung ist dieser Wert relativ schnell erreicht.
Stimmt es, dass in anderen Ländern das Mehl gezielt mit Folsäure angereichert wird?
Ja. In den USA, Kanada, Chile und anderen Ländern ist der Folsäurezusatz in Mehl gesetzlich vorgeschrieben. Ziel ist es, die Zahl der Schwangerschaften mit Spina bifida (Offener Rücken) oder anderen Fehlbildungen zu reduzieren. Auch in der Schweiz werden seit dem Jahr 2000 über 300 Produkte mit Folsäure angereichert. Da Folsäure gerade dann so wichtig für das Ungeborene ist, wenn die Mutter noch nichts von der Schwangerschaft weiß, gehen Experten davon aus, dass durch diese Maßnahmen die Zahl der Fehlbildungen deutlich abgesenkt werden kann.
Andere Fachleute warnen vor der Gefahr einer versehentlichen Überdosierung. In Deutschland ist der Zusatz von Folsäure zu gängigen Lebensmitteln derzeit noch nicht rechtlich verankert. Man geht davon aus, dass man sich durch bewusste Ernährung ausreichend mit Nährstoffen versorgen kann und darüber hinaus die Möglichkeit hat, Nahrungsergänzungsmittel oder folsäureangereicherte Müsliriegel, Getränke oder Kochsalz zu kaufen.
Quellen:
- Bundesamt für Risikobewertung (BfR): Schwanger werden? Aber nicht ohne Folsäure
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE): Referenzwerte für die Zufuhr von Folat aktualisiert
- Gesund ins Leben: Bei Schwangerschaft zusätzlich Folsäure?