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Laut einer Foodwatch-Marktstudie aus dem Jahr 2021 fallen 85,5 Prozent der untersuchten Kinderlebensmittel durch, wenn es um die Nährwert-Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht: zu viel Zucker, zu viel Fett, zu viel Salz. Zusammengefasst: Lebensmittel, die speziell für Kinder angeboten werden, sind in der überwiegenden Mehrheit ungesund. Die Folgen: Kinder essen zu wenig Obst und Gemüse, dafür aber deutlich zu viel Süßes. Gleichzeitig gibt es in Deutschland immer mehr Kinder, die von Übergewicht und Adipositas betroffen sind. So ist laut Robert Koch-Institut mittlerweile jedes fünfte Kind zwischen 11 und 13 Jahren von starkem Übergewicht betroffen, was im Erwachsenenalter zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann.
Den Zusammenhang sehen Experten vor allem in speziellem Marketing, das sowohl Eltern als auch Kinder anspricht: die Kleinen werden mit Comic-Figuren, die Eltern mit gesundheitsfördernden Zusätzen auf der Verpackung geködert. Dass die Lebensmittel ungesund sind, ist für viele Eltern nicht sofort ersichtlich. Deswegen fordern Interessengruppen und Verbraucherzentralen schon seit Langem ein Werbeverbot für Kinderlebensmittel. Denn die bisherige Praxis der freiwilligen Selbstkontrolle der Hersteller scheint kein Erfolgsrezept zu sein: Im Schnitt werden Kinder zwischen 3 und 13 Jahren am Tag mit 15 Werbebotschaften, die Kinderlebensmittel beinhalten, konfrontiert.
Damit ihr die Fett- und Zuckerfallen in Zukunft meiden könnt, haben wir für euch 8 ungesunde Kinder-Lebensmittel zusammengetragen und zeigen euch gesündere Alternativen auf:
1. Quetschies
Zugegeben: praktisch sind sie ja. Aber leider eben kein gesunder Snack für zwischendurch. Das Obstpüree in Plastikverpackung enthält viel Zucker, der durch das Saugen lange im Mund bleibt und so den Zahnschmelz angreift sowie Karies begünstigt. Außerdem: durch den hohen Zuckergehalt enthalten Quetschies viele Kalorien. Ein weiterer negativer Effekt: Wird mehr genuckelt als gekaut, kann das die Ausbildung der Mund-Muskulatur beeinträchtigen. Kauen oder das Essen von einem Löffel fördert hingegen die Mund- und Zungenmotorik, die wichtig für die Sprachentwicklung ist.
Besser: Frisches Obst und Gemüse als Zwischenmahlzeit anbieten oder Quetschies selbst machen – dann kann man das Püree auch ganz einfach mit dem Löffel verzehren. Das tut auch der Umwelt gut und spart Verpackungsmüll.
2. Kindermüsli und Cornflakes
Morgens muss es in den meisten Familien schnell gehen; da liegt der Griff zu fertigem Kindermüsli oder Cornflakes als Frühstück nahe. Und viele Hersteller locken mit dem Versprechen, dass Eltern ihren Kindern mit den Cerealien etwas Gutes tun würden: Ein hoher Vollkornanteil oder zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe werden hier angepriesen. Doch die Produkte enthalten übermäßig viel Zucker, gesättigte Fettsäuren und mehrheitlich auch zu viel Fett wie umweltschädliches Palmöl. Eltern sehen die fertigen Frühstücksflocken daher besser als Süßigkeiten und nicht als ausgewogenes Frühstück an.
Die gesunde Alternative: Haferflocken mit Milch oder einem Pflanzendrink pur oder als Haferbrei. Wer mag, kann nach Belieben frisches Obst hinzugeben. Das dauert nur ein paar Minuten, macht lange satt und ist der ideale Start in den Tag.
3. Reiswaffeln
Seit Jahren kritisiert Ökotest die hohe Arsen-Belastung in Reiswaffeln für Kinder. Die kontinuierliche Aufnahme kleinerer Mengen des Halbmetalls kann auf lange Sicht Nerven und Gefäße schädigen sowie das Krebsrisiko erhöhen. Im neuesten Test von 2022 fanden die Prüfer zudem noch das Schwermetall Cadmium, Schimmelpilzgifte, Mineralölrückstände und Acrylamid – allesamt Stoffe, die wir uns nicht in Lebensmitteln für Kinder wünschen. Die Empfehlung lautet daher: Reiswaffeln sind kein alltäglicher Snack.
Besser: Für den kleinen Hunger zwischendurch empfehlen wir geschnittene Äpfel, Birnen oder eine Banane. Und wenn es ganz schnell gehen muss: Alternativ könnt ihr gelegentlich zu Maiswaffeln greifen.
4. Gesichtswurst und Mini-Würstchen
Verarbeitete Wurstwaren wie Gesichtswurst oder Mini-Würstchen enthalten sehr viel Salz, gesättigte Fettsäuren und sind zudem noch sehr teuer. Dabei bieten sie keinerlei Vorteile für Kinder – auch wenn euch das durch Werbeversprechen wie „mit vielen Vitaminen“ suggeriert wird. Generell sollte Wurst nicht täglich auf dem Speiseplan stehen – das gilt für Kinder genauso wie für Erwachsene.
Alternative: Es gibt tolle vegetarische Alternativen – schaut doch mal in unserer Sammlung für vegetarische Rezepte vorbei!
5. Kakaopulver
Morgens zum Frühstück ein kaltes Glas Kakao? Lieber nicht zu häufig. Denn das Pulvergetränk enthält massig Zucker und ist definitiv eine Süßigkeit. Außerdem konnte Ökotest in seiner letzten Testung in vielen Produkten Mineralölrückstände nachweisen.
Unser Alternativvorschlag: Versucht es mal mit Carob-Pulver aus dem Biomarkt. Das gemahlene Fruchtfleisch des Johannisbrotbaums überzeugt nicht nur geschmacklich, sondern auch mit seinem Nährstoffgehalt und enthält deutlich weniger Zucker als handelsübliches Kakaopulver.
6. Fruchtjoghurt
Die kleinen, bunten Becher kennen viele Eltern vermutlich noch aus ihrer eigenen Kindheit. Doch aufgrund des hohen Zuckergehaltes greift ihr besser nicht zu häufig zu: Die meisten Fruchtjoghurts, die speziell für Kinder designt sind, überzeugen in ihrer Nährstoffzusammensetzung nicht.
Lieber so: Nehmt besser Naturjoghurt und vermengt diesen mit frischen Früchten – so spart ihr euch Aromen, Zucker und viele andere Zusatzstoffe.
7. Käse-Snacks
Die kleinen runden Käsetaler sind beliebt als Brotdosen-Snack, enthalten aber laut Foodwatch-Studie zu viel Fett und Salz. Und auch Alternativen zum Dippen überzeugen nicht: hier finden sich neben einem überhöhten Salz- und Fettgehalt auch noch zu viele gesättigte Fettsäuren und eine hohe Kaloriendichte.
Stattdessen: Gesunde Alternativen für die Brotdose sind zum Beispiel Gurken, Karotten oder kleine Tomaten. Hier findet ihr noch mehr Inspiration für gesunde Pausensnacks.
8. Süße Getränke
Die leuchtend rote Farbe oder die lustige Verpackung mit dem Trinkhalm locken die Kleinen an: Auch Getränke werden gezielt für Kinder vermarktet. Hier ist jedoch klar zu sagen: Der beste und gesündeste Durstlöscher für Kinder ist und bleibt Wasser. Egal, welche Vitaminzusätze die Hersteller versprechen. Die Getränke enthalten viel zu viel Zucker und allerhand überflüssige Zusätze.
Besser: Bietet von Beginn an – also nach dem Flaschenalter – nur Wasser an, so gewöhnt sich euer Kind gar nicht erst an den übersüßen Geschmack. Isodrinks, Limonaden, Eistees oder pure Säfte sind keine kindgerechten Getränke. Wenn es mal etwas mit Geschmack sein soll: Saftschorlen im Verhältnis 1:3 – also einem Teil Saft und drei Teilen Wasser – sind hin und wieder in Ordnung.
Quellen:
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Kinderlebensmittel, zuletzt aufgerufen am 27.10.2022.
- Robert Koch-Institut: Adipositas-Monitoring, zuletzt aufgerufen am 27.10.2022.
- Foodwatch: Kinderlebensmittel Marktstudie, zuletzt aufgerufen am 27.10.2022.
- Ökotest: Reiswaffeln im Test, zuletzt aufgerufen am 27.10.2022.
- Ökotest: Kakao-Test, zuletzt aufgerufen am 27.10.2022.
- Verbraucherzentrale: Quetschies, zuletzt aufgerufen am 27.10.2022.
- Verbraucherzentrale: Kinderlebensmittel, zuletzt aufgerufen am 27.10.2022.
Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Carob, zuletzt aufgerufen am 27.10.2022.