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Gesund bleiben Mit den Keimen im Reinen

Mutter und Baby beim Händewaschen
© Kuznetsov Dmitriy / Shutterstock
Viren, Bakterien und Pilze sind überall – in unserem Klo, auf unserer Haut, im Essen. Eklig, gefährlich, Igitt? Kommt drauf an.

Keime überall

Jeder Mensch trägt seinen eigenen Zoo an Mikroorganismen auf und in sich herum. Viele davon sind absolut notwendig, weil sie zum Beispiel das Immunsystem auf Trab halten und dafür sorgen, dass andere, krankmachende Keime keinen Schaden anrichten können.

Gute Keime, böse Keime?

Diese Einteilung ist ein bisschen einfach. Zwar gibt es krank machende, „böse“ Keime, aber mit etlichen davon leben wir, ohne dass etwas passiert. Solange das Mikrobiom in Balance ist, scheinen sich die Keime gegenseitig zu kontrollieren. Kommt es aber durch einen Infekt oder die Einnahme von Antibiotika zu einer Störung dieses Gleichgewichts, können bislang harmlose Keime plötzlich krank machen.

Die häufigsten Krankmacher

Das sind vor allem Paramyxo-, Corona- und Picorna-Viren, die zum Beispiel Erkältungen verursachen. Noro-, Rota- und Adenoviren lösen Magen-Darm-Infekte aus. Die mit Abstand häufigsten bakteriellen Infektionserreger sind Escherichia coli (E. coli) und Staphylococcus aureus (S. aureus). E. coli ist normaler Bestandteil unserer Darmflora, S. aureus findet sich bei ungefähr jedem dritten Menschen in der Nase oder auf der Haut – trotzdem werden die allermeisten davon nicht krank.

Eigene Keime, fremde Keime

Den individuellen Keimzoo verbreiten wir in unserer Umgebung. Jeder Haushalt spiegelt – was die Mikroorganismen angeht – seine Bewohner wider. Nutzt der Sohn das eigene Klo als Autowaschstraße, ist das weniger problematisch als bei der Toilette des Kumpels. Doch auch diese fremden Keime machen nicht automatisch krank. Schließlich fassen wir in der Öffentlichkeit ständig Gegenstände an, ohne dass etwas passiert.

Sensible Speisen

Problematisch sind rohes Fleisch, Fisch und Meerestiere, deshalb ist hier viel Hygiene erforderlich. Auch rohe Sprossen und gefrorene Früchte sollten vor dem Essen gründlich erhitzt werden. Wichtig fürs nächste Kita-Fest: geschnittene Melone nicht lange herumstehen lassen, weil sich auf dem säurearmen Fruchtfleisch relativ schnell krankmachende Keime vermehren können.

Immer wieder Hände waschen

Vor dem Kochen, beim Kochen, vor dem Essen, nach jedem Toilettengang und nach dem Naseputzen. Richtiges Händewaschen dauert mindestens 20 Sekunden, so lange wie zweimal „Happy Birthday“ zu singen. Hände nass machen, dann überall einseifen – an den ­Handinnenflächen und -rücken, den Fingerspitzen, zwischen den Fingern und an den ­Fingernägeln – Seife abspülen und die Hände gründlich abtrocknen.

Unnötige Chemie

Desinfektionsmittel bringen im Privathaushalt keinen generellen hygienischen Nutzen, vielmehr könnten die Produkte gesundheitliche Risiken bergen, meint das Bundes­institut für Risikobewertung. Also den giftigen Kram besser im Laden stehen lassen und mit normalem Haushaltsreiniger putzen. Das reicht.

Kritische Orte

– Die Toilette: Sie ist besser als ihr Ruf. An kaum einem anderen Ort in der Wohnung finden sich so wenige Mikroorganismen wie dort. Die glatten Oberflächen von Kloschüssel und Toilettenbrille bieten Keimen kaum Halt. Im kühlen Leitungswasser finden sie wenige Nährstoffe. Und schließlich wird nirgends sonst im Haushalt so viel Chemie eingesetzt.

+ Die Küche: Sie ist problematischer, weil über Lebensmittel Krankheitserreger eingeschleppt werden, die sich auf Arbeitsplatten, Schneidebrettern und anderen Küchenutensilien verbreiten können. Deshalb:

• Immer getrennte Schneidebrettchen für rohes Fleisch und Gemüse verwenden.

• Lebensmittelkleckse wie verspritztes Eiweiß sofort mit Küchenpapier wegwischen.

• Arbeitsplatten zwischendurch immer wieder mit heißem Wasser und Spüli abwischen. Anschließend abtrocknen, weil sich Bakterien so schlechter vermehren.

• Auch mal Schubladen- und Schrankgriffe putzen.

• Speisen im Kühlschrank abdecken, Kondenswasser vermeiden. Außerdem wichtig: regelmäßig die Gummidichtung der Tür putzen, hier sitzen besonders viele Keime.

• Spülschwämme möglichst oft austauschen, denn bestimmte Bakterien wie E. coli lieben es feucht. Wissenschaftler analysierten 2017 die Keimbelastung von Spülschwämmen und fanden bis zu 54 Milliarden Bakterien pro Kubikzentimeter – so viel wie in menschlichen Stuhlproben.

Quellen: 

• Prof. Andreas Podbielski, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene, Universitätsmedizin Rostock • Prof. Markus Egert/Frank Thadeusz: „Ein Keim kommt selten allein“, Ullstein, 15 Euro. • Dirk Bockmühl: „Keim daheim“, Droemer, 16,99 Euro • Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

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