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Glückliche Eltern Wie wichtig ist Geld für die Zufriedenheit?

Glückliche Eltern: Rückansicht von zwei Eltern, die auf einem Feld ihr Kind and den Händen zwischen sich schwingen
© Liderina / Shutterstock
Wie es uns als Eltern geht, hängt von vielen Faktoren ab – auch vom Kontostand und davon, wie wir Job und Familie ausbalancieren können. Doch die Gleichung geht nicht für alle auf dieselbe Weise auf. Was ein internationales Forschungsteam von Kantar und Nestlé herausgefunden hat.

Kinder machen uns reicher. Reicher an neuen Erfahrungen, Gefühlen, Zukunftsplänen, Glück. Gleichzeitig machen sie uns ärmer – jedenfalls die Umstände, die das neue Leben mit sich bringt. Nicht nur, weil ein neuer Kinderwagen schnell so viel kostet wie ein gebrauchter Kleinwagen, sondern auch, weil unsere alten Job- und Finanzpläne neu geschrieben werden müssen: Wie abgesichert fühlen wir uns, und wie können wir Geldverdienen und Familienleben unter einen Hut bekommen? Fragen, die Mütter und Väter rund um den Globus gleichermaßen beschäftigen.

Sozialforscher, die im Auftrag des Lebensmittelkonzerns Nestlé aktuell in 16 Ländern weltweit 8000 Eltern von Kindern im ersten Lebensjahr befragten, kommen zum Schluss: Die Faktoren "finanzielle Stabilität" und "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" tragen gemeinsam etwa zu einem Drittel dazu bei, ob sich Eltern wohl in ihrer Haut fühlen. Oder ob das Leben mit Baby große, vielleicht zu große Opfer erfordert.

Überraschend: Nicht in allen Punkten fällt die Bilanz der Eltern in den reicheren Industrienationen besser aus als im globalen Süden. Wo stehen wir als Eltern in Deutschland, wo haben wir es besser, als wir glauben, und wo können wir dazulernen, politisch wie privat?

Kontostand und Zukunftsängste 

"Ein Kind zu haben hat einen großen Einfluss auf unsere Familienfinanzen" – das sagen 62 Prozent aller Befragten weltweit. Als stabil und sicher empfinden Eltern ihre Lage wenig überraschend eher im reicheren Teil der Welt, in Ländern wie Deutschland, Großbritannien und Schweden, während Mütter und Väter in Nigeria, Brasilien und China unter deutlich höherem Druck stehen. Und darin sind mögliche Verwerfungen durch die Pandemie noch gar nicht eingerechnet, weil die Hauptbefragung zum Großteil vor dem globalen Corona-Ausbruch geführt wurde. Aber auch zwischen Ländern mit ähnlichem ökonomischen Status gibt es Unterschiede, etwa die Frage, welche Ausgaben besonders schmerzen. So leiden zum Beispiel Eltern in den USA zu 57 Prozent unter den hohen Kosten, die ein privat finanziertes Gesundheitssystem ihnen aufbürdet – in Schweden finden nur sechs Prozent ihre medizinischen Ausgaben zu hoch.

Aber nicht nur der aktuelle Kontostand bestimmt, ob wir zuversichtlich oder nervös ins Abenteuer Familie starten, sondern auch unsere Erwartungen und Zukunftsängste. Ein leidlich bezahlter, aber sicherer Job in einem Land mit gutem Kündigungsschutz lässt die finanzielle Situation in einem rosigeren Licht erscheinen, als wenn beide Eltern als Freiberufler in einer Krisenbranche tätig sind oder jederzeit von Jobverlust bedroht – selbst wenn das aktuelle Einkommen ähnlich ist. Und: Auch Wertvorstellungen haben einen direkten Einfluss auf das Familienbudget. Beispiel Indien: "Viele Kinder zu haben hat hier gesellschaftlich höchste Priorität", schreiben die Studienautorinnen und -autoren, "deshalb verzichten Eltern zugunsten ihrer Kinder eher selbst auf Grundbedürfnisse wie Ernährung, Hygiene, Gesundheitsvorsorge und Bildung." Während mitteleuropäische Eltern eher abwägen: Wollen wir uns wirklich mit drei Kindern in einer Vier-Zimmer-Wohnung drängen oder lieber ein Leben mit Einzelkind führen, in dem für alle mehr Platz, Zeit und Geld übrig bleibt?

Großfamilie oder staatliches Betreuungsnetz?

Das beweist: Die Zusammenhänge zwischen Lebenszielen, dem Wunsch nach Familie und dem Bedürfnis nach Sicherheit sind komplex und unterscheiden sich von Mensch zu Mensch, Land zu Land, Kultur zu Kultur. So findet es etwa die Hälfte der Befragten weltweit grundsätzlich schwierig, Familie und Arbeitsleben unter einen Hut zu bekommen, aber die, die zufrieden sind, sind es aus ganz unterschiedlichen Gründen. Denn da stehen zwei Länder auf dem Siegertreppchen, die kaum verschiedener sein könnten: Schweden und Saudi-Arabien.

Glückliche Eltern: Statistik zum Thema Finanzielle Belastbarkeit
© The Parenting Index

Hier der skandinavische Musterknabe: Schwedische Eltern haben ein Anrecht auf 480 Tage bezahlte Auszeit, also fünfmal mehr als der globale Durchschnitt von 80 Tagen (und 480 Tage mehr als in den USA, die als einziges großes Industrieland weltweit keine gesetzlich vorgeschriebenen Fristen haben). Auch sonst klingt das Leben in Schweden nach buntem Bällebad, mit einem System, das gleichberechtigte Lebens- und Arbeitsmodelle unterstützt und ein gutes Netz bezahlbarer und hochwertiger Kinderbetreuung subventioniert. Ein völlig konträres Gesellschaftsmodell hat der streng islamische Wüstenstaat Saudi-Arabien, in dem Frauen bis vor drei Jahren nicht einmal selbstständig Auto fahren durften. Gleichberechtigung? Ein Fremdwort.

Wie kann es sein, dass dort nicht nur Männer, sondern auch Frauen kein Vereinbarkeitsproblem sehen? Ganz einfach, mutmaßen die Studienleiter: "Das liegt vielleicht teilweise daran, dass Mütter gar nicht erst vorhaben, in ihren Job zurückzukehren." Und wenn sie es doch tun, dann kümmert sich eher die Großfamilie oder eine bezahlte Nanny um das Kind. Staatlich geförderte Krippenplätze? Kein Thema, drei Viertel finden die hausgemachte Kinderbetreuung völlig richtig.

Bei uns: schwache Noten im Fach "Vereinbarkeit"

Doch Traditionen sind nicht in Stein gemeißelt, Rollenmuster überall in Bewegung. Auch das zeigt der "Parenting Index": In Saudi-Arabien soll ein staatliches Programm die Berufstätigkeit von Frauen fördern, im eher konservativ-katholischen Spanien wurde der Anspruch auf Elternurlaub für Väter von zwei Wochen im Jahr 2007 auf 16 Wochen ausgeweitet. Und Indien zeigt sich zwischen Tradition und Hightech auf der fortschrittlichen Seite, wenigstens für die wachsende Mittelschicht. Etwa mit Homeoffice-Recht für Mütter und der Pflicht für größere Unternehmen, Betreuung für die Kinder der Angestellten anzubieten.

Glückliche Eltern: eine Statistik zum Thema Job und Familie
© The Parenting Index

Auch wenn Länder geografisch und kulturell nah beieinander liegen, ist die Situation oft denkbar unterschiedlich. Das kennt man aus Europa, sogar aus unserem eigenen Land, in dem die Geschichte die Mentalität in Ost und West unterschiedlich geprägt hat: etwa beim Thema Kleinkinderbetreuung und Erwerbstätigkeit. Oder wenn man Deutschland und Frankreich vergleicht.

Obwohl während Angela Merkels Amtszeit viel für Familien getan wurde – Stichwort Elterngeld, Krippenplatzgarantie, Kita-Betragsfreiheit –, geben deutsche Eltern dem Staat schwache Noten im Fach "Vereinbarkeit". Vielleicht, weil die eigenen, inneren Konflikte davon nicht gelöst werden: "Der soziale Druck auf Mütter, wenigstens im ersten Lebensjahr voll für ihr Baby da zu sein, ist hoch. Deshalb müssen Frauen eine Karrierepause einlegen oder ihre Laufbahn ganz beenden", schreiben die Studienautoren mit Blick auf Deutschland. Auch eine andere Erklärung wäre möglich: Gerade weil sich in den letzten Jahren so viel getan hat, wachsen auch die Ansprüche an die Politik.

Große Unterschiede in Südamerika

Andere Weltgegend, anderes Beispiel. Chile ist einer der Familien-Champions in Südamerika: Die staatliche Auszeit für Mütter wurde im Lauf der letzten zehn Jahre von zwölf auf 24 Wochen erhöht, etwa 80 Prozent von ihnen erhalten in dieser Zeit fast ihr volles Einkommen aus staatlichen Töpfen. In Brasilien dagegen haben es Eltern, vor allem die Frauen, ungleich schwerer: Über 40 Prozent der Mütter arbeiten ohne offiziellen Vertrag, genießen also keinerlei gesetzlichen Schutz und müssen quasi direkt aus dem Wochenbett zurück an den Arbeitsplatz, um ihn nicht zu verlieren. Durch die Wirtschaftskrise der letzten Jahre, Corona noch nicht eingerechnet, haben auch viele Männer ihre Jobs verloren, und die Familien sind auf die Einkünfte dringend angewiesen. Und das ausgerechnet in einem Land, in dem der Gender Pay Gap bei über 20 Prozent liegt (in Deutschland sind es 18). Weiter nördlich, in Mexiko, ist das Bild noch mal anders: Zwar sind die staatlichen Rahmenbedingungen eher mau, aber viele arbeitende Eltern profitieren von den großzügigeren Familienleistungen internationaler Konzerne, die dort ihre Niederlassungen betreiben. Die Globalisierung zeigt sich eben manchmal auch von einer überraschend menschen- und kinderfreundlichen Seite.

Arme Väter

Daddy isn’t home: Nur neun Prozent aller Arbeitgeber in den USA bieten auch Vätern bezahlte Elternzeit an, drei Viertel der Männer sind maximal eine Woche nach einer Geburt oder Adoption wieder am Arbeitsplatz. Diese Ungleichbehandlung führt auch dazu, dass Kinderpflege und Erziehung dort nach wie vor zum Großteil Frauensache ist – selbst wenn viele das gern anders hätten.

Arme Eltern

Kinderbetreuung kann ins Geld gehen. Aber wie sehr, ist ganz unterschiedlich. Besonders ungerecht behandelt fühlen sich britische Mütter und Väter, die im Schnitt 40 (!) Prozent ihres verfügbaren Einkommens für Krippe, Kita & Co ausgeben müssen. Auch in Deutschland schwanken die Elternbeiträge stark je nach Bundesland und Kommune – von null bis zu mehreren Hundert Euro ist alles dabei.

Verwendete Quelle: The Parenting Index

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