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Tiertherapie Können Hunde heilen?

Tiertherapie: Ein kleiner Junge mit Down Syndrom und ein großer Hund
© dtatiana / Adobe Stock
Viele Eltern von Kindern mit Behinderung oder Krankheiten setzen ihre Hoffnung in Therapien mit Tieren. Ist diese Hoffnung berechtigt?

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Ob mit der Hauskatze, bei Eseln und Ziegen auf dem Bauernhof oder auf Lama-Wanderungen: Unstrittig ist, dass Kinder vom Kontakt zu Tieren profitieren. Aber können Hunde oder Delfine auch gezielt bei Krankheiten oder Behinderungen helfen? Viele Angebote tiergestützter Therapien versprechen das.

Eine kurze Begriffsklärung: Wird der positive Einfluss von Tieren auf den Menschen bewusst eingesetzt, spricht man – ganz allgemein – von tiergestützter Intervention (TGI). Die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) unterscheidet dabei zwischen tiergestützten Aktivitäten ohne Zielsetzung, etwa Alpakawanderungen, und tiergestützten Therapien, bei denen mit den Therapeutinnen oder Pädagogen konkrete Therapieziele definiert werden. Diese Therapeuten sollten eine Weiterbildung zur Fachkraft für TGI haben, die durch die European oder International Society for Animal Assisted Therapy (ESAAT, ISAAT) anerkannt ist.

"Tiere unterstützen die Therapie", sagt die Psychologin Mandy Weber von der Forschungsgruppe Mensch-Tier-Beziehung an der TU Dresden. "Aber Tiere können nie eine andere Therapieform ersetzen. Gleichzeitig haben sie eine Eisbrecher-Funktion." Das heißt: Die Kinder tauen schneller auf, sind zugänglicher für Therapeuten, gerade wenn nur eine nichtsprachliche Kontaktaufnahme möglich ist. Folgende Arten der tiergestützten Therapie sind am weitesten verbreitet:

Hundetherapie: der beste Freund des Menschen

Kein anderes Tier ist so gut an den Menschen angepasst. In der Psychotherapie können Hunde bei Kindern mit unterschiedlichsten Störungsbildern eingesetzt werden – bei posttraumatischen Belastungsstörungen etwa, bei Autismus oder bei Angststörungen. Der Kontakt mit dem Hund führt kurzfristig zu positiven Veränderungen des Verhaltens, wirkt stressreduzierend und verstärkt die positiven Emotionen des Kindes.

Hippotherapie: Aufs richtige Pferd setzen

Einsatzgebiet sind unter anderem neurologische und muskuläre Erkrankungen. Die DGSPJ bestätigt zum Beispiel Teilerfolge bei Kindern mit Infantiler Cerebralparese, Bewegungsstörungen aufgrund einer frühkindlichen Hirnschädigung: Dazu gehört eine Verbesserung von Gleichgewicht, Spastik und Reflexen durch die Bewegungsimpulse des Pferdes. Wissenschaftlich nicht ausreichend untersucht ist das heilpädagogische Reiten, das bei psychischen Erkrankungen eingesetzt wird.

Delfintherapie: Schwimmen mit Flipper

Diese Art der Bewegungstherapie richtet sich an Kinder mit Behinderung. Auch wenn ihre Wirksamkeit bislang nicht nachgewiesen werden konnte, ist sie besonders populär. Sicher ist nur, dass Eltern den Zustand ihrer Kinder nach der Delfintherapie besser bewerten als vorher – ein teuer erkaufter Effekt, denn je nach Anbieter, Dauer und Zielland kostet die Delfintherapie mehrere Tausend Euro. Zudem bemängeln Tierschützer die nicht artgerechte Haltung in Delfinarien.

Die Krankenkassen tragen die Kosten einer tiergestützten Therapie (zwischen 50 und 150 Euro pro Stunde) nicht. Wegen fehlender Evidenz ist sie nicht als alternative Heilmethode anerkannt. Eltern müssen also selbst zahlen oder sich um eine Finanzierung durch Sponsoren und Vereine bemühen.

Zum Weiterlesen

Einen Überblick über tiergestützte Interventionen gibt es beim Tierschutzbund auf tierschutzbund.de. Weiterführende Informationen, Studien und Artikel zur Forschung bietet die International "Association of Human-Animal Interaction Organizations" (IAHAIO) auf iahaio.org.

Fachliche Beratung:

Psychologin Mandy Weber, Forschungsgruppe Mensch-Tier-Beziehung an der TU Dresden, in Ausbildung zur Psychotherapeutin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

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