Artikelinhalt
- Was ist eine Hirnhautentzündung (Meningitis)?
- Welche Krankheitserreger können eine Hirnhautentzündung verursachen?
- Welche ist gefährlicher: eine bakterielle oder eine virale Meningitis?
- Ist eine Meningitis ansteckend?
- Wer ist besonders gefährdet?
- Wie kann man sich schützen?
- Und was ist mit Meningokokken B?
- Was sind die typischen Symptome einer Hirnhautentzündung?
- Wie wird eine Meningitis diagnostiziert?
- Wie wird die Hirnhautentzündung behandelt?
Bei Babys und Kleinkindern sind die Symptome einer Hirnhautentzündung (Meningitis) nicht so leicht zu deuten. Dabei sind die Jüngsten besonders anfällig dafür, an einer Meningitis zu erkranken. Wo die Unterschiede zwischen einer bakteriellen und viralen Infektion liegen und worauf es im Ernstfall ankommt, erklären wir dir hier.
Was ist eine Hirnhautentzündung (Meningitis)?
Bei einer Meningitis (Mehrzahl: Meningitiden) handelt sich um eine Entzündung der Hirnhäute (Meningen) und umgebenden Strukturen. Die Meningen sind die Gewebehüllen, die zum Beispiel zwischen Gehirn und Schädeldecke liegen oder das Rückenmark umgeben. Sie wird durch Krankheitserreger ausgelöst, die sich meist zuerst in anderen Regionen des Körpers ansiedeln und dann über die Blutbahn die Hirnhäute erreichen.
Übrigens: Ist nur das Gehirn von der Entzündung befallen, spricht man von einer Enzephalitis (hier erfährst du mehr über die auch Kopfgrippe gekannte Erkrankung). Bei der Meningoenzephalitis handelt es sich um eine kombinierte Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Betrifft die Infektion die Rückenmarkshäute allein, lautet der medizinische Name Myelitis.
Welche Krankheitserreger können eine Hirnhautentzündung verursachen?
Hauptsächlich wird eine Meningitis von Viren oder Bakterien ausgelöst und nur selten von Pilzen oder Parasiten. In der westlichen Welt erkranken jährlich bis zu 17 von 100.000 Menschen an einer viralen Hirnhautentzündung, eine bakterielle Meningitis ist mit ein bis zwei Fällen auf 100.000 Einwohner wesentlich seltener.
Als virale Erreger kommen infrage:
- Enteroviren (zum Beispiel Coxsackieviren, Auslöser der Hand-Fuß-Mund-Krankheit)
- Herpesviren (Herpes simplex, die Erreger von Lippen- oder Genitalherpes bzw. Varizella zoster, Erreger von Windpocken, Gürtelrose)
- Masern- und Mumpsviren
- FSME-Viren (sogenannte Arboviren)
- Epstein-Barr-Viren (Erreger Pfeiffersches Drüsenfieber)
- SARS-CoV-2 (Covid-Erreger)
Möglich bakterielle Erreger sind:
- Meningokokken
- Pneumokokken
- B-Streptokokken
- Haemophilus influenzae (Hib)
- Listerien
- Borrelien
- Staphylokokken
- Tuberkulosebakterien
- Darmbakterium Escherichia coli (bei Neugeborenen)
Welche ist gefährlicher: eine bakterielle oder eine virale Meningitis?
Im Normalfall nimmt eine virale Gehirnhautentzündung einen relativ milden Verlauf und heilt nach zwei bis drei Wochen von allein aus. Behandelt werden dann im Prinzip nur die Symptome.
Bei der bakteriellen Meningitis ist das anders! Von ihr geht eine wesentlich größere Gesundheitsgefahr aus und sie muss häufig im Krankenhaus intensivmedizinisch behandelt werden. Jeder Verdachtsfall ist ein Notfall! Sie tritt meist plötzlich auf und kann sich rasant verschlechtern. Wird nicht rechtzeitig die Diagnose gestellt und entsprechend medikamentös gegengesteuert, kann eine bakterielle Hirnhautentzündung sogar tödlich enden. So kommt es beispielsweise bei einer Meningokokken-Infektion in etwa einem Drittel der Fälle zu lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis). Sie äußert sich an flächigen Einblutungen unter der Haut, die auf eine gestörte Blutgerinnung zurückgehen. Um eine Sepsis zu überleben, müssen unter Umständen abgestorbene Gliedmaßen amputiert werden.
Bei schweren Krankheitsverläufen können zudem Folgeschäden zurückbleiben, wie etwa neurologische Probleme, Hörschäden bis hin zur Taubheit, Erblindung, intellektuelle Beeinträchtigungen oder die Neigung zu Krampfanfällen.
Ist eine Meningitis ansteckend?
Ja, sehr. Die Krankheitserreger werden per Tröpfcheninfektion übertragen, das heißt, wenn eine erkrankte Person in deiner Nähe hustet oder niest und du die erregerhaltigen Tröpfchen einatmest – oder beim Küssen. Auch die Übertragung per Schmierinfektion ist möglich, wenn du Dinge berührst, auf denen sich diese Tröpfchen abgesetzt haben und sie über den Mund oder andere Schleimhäute in deinen Körper gelangen.
Wer ist besonders gefährdet?
Menschen mit einem noch nicht voll entwickelten oder einem geschwächten Immunsystem sind anfälliger für eine Hirnhautentzündung – Säuglinge, Kleinkinder, alte Menschen und chronisch Kranke. Sie haben den Erregern eine nicht ausreichend schlagkräftige Abwehr entgegenzusetzen. Auch Jugendliche tragen ein erhöhtes Risiko, weil sie in dem Alter eine besonders hohe Zahl von Sozialkontakten haben und mehr Menschen treffen, die möglicherweise Erreger wie Meningokokken in sich tragen, ohne selbst erkrankt zu sein.
Wie kann man sich schützen?
Um die Gefahr einer Hirnhautentzündung zu bannen, gibt es gegen einige Meningitis-Erreger Impfungen. Sie sind zum größten Teil im Rahmen der Kinderschutzimpfungen von der Ständigen Impfkommission des Robert Koch Instituts (STIKO) empfohlen und werden von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt. Das betrifft
- Pneumokokken
- Haemophilus influenzae (Hib)
- Masern, Mumps
- Windpocken
- Meningokokken der Serogruppe C (für Kinder) und der Serogruppen ACWY (bei erhöhtem Erkrankungsrisiko)
- FSME (Frühsommermeningoenzephalitis)
Und was ist mit Meningokokken B?
In Deutschland und Europa werden mit 61 Prozent die meisten Fälle einer Meningokokken-Infektion von den Bakterien der Serogruppe B ausgelöst (insgesamt existieren 12 Untergruppen von Meningokokken). Doch nur für den Impfstoff, der sich gegen den Typ C richtet, hat die STIKO eine Immmunisierung empfohlen. Dieser Serotyp kommt zwar nicht so häufig vor, führt aber statistisch gesehen häufiger zu schweren Verläufen.
Das heißt, die Impfung gegen den vor allem für Babys und Kleinkinder gefährliche Serotyp B, ist eine Privatleistung, die Kosten müsst ihr selbst tragen. Allerdings wird die Impfung gegen Meningokokken B mittlerweile von vielen Krankenkassen ganz oder zumindest teilweise erstattet. Nachfragen lohnt sich.
Was sind die typischen Symptome einer Hirnhautentzündung?
Das Tückische ist, dass die Anzeichen anfangs auf einen grippalen Infekt hindeuten: Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit und Erbrechen bis hin zu Bewusstseinsstörungen. Geht es eurem Baby so schlecht, werdet ihr natürlich sofort eure:n Kinderärzt:in aufsuchen.
Das wichtigste Krankheitszeichen, das auf eine Meningitis hinweist: Nackensteifigkeit. Das Köpfchen deines Kindes wird sich nicht wie zum Nicken nach vorne bewegen lassen.
Bei Babys und Säuglingen können zusätzlich auch abweichende Symptome auftreten, so kann die typische Nackensteife fehlen. Achte auf diese Anzeichen:
- Es mag nicht trinken,
- ist schlaff,
- reagiert berührungsempfindlich,
- ist lichtempfindlich,
- die Fontanelle ist vorgewölbt oder verhärtet.
Im Verdachtsfall sucht ihr am besten sofort die Kinderarztpraxis oder die Notaufnahme auf. Nur dort kann die richtige Diagnose gestellt und die sofortige Therapie in die Wege geleitet werden.
Wie wird eine Meningitis diagnostiziert?
Eine virale Hirnhautentzündung lässt sich nicht ohne Weiteres von der weitaus gefährlicheren bakteriellen Meningitis unterscheiden. Um bestimmen zu können, welche Erreger die Symptome ausgelöst haben, werden Blut, in erster Linie aber Nervenwasser labortechnisch untersucht. Bei der Lumbalpunktion wird mit einer speziellen Nadel Liquor (= Nervenwasser, das Gehirn und Rückenmark umfließt) aus der Lendenwirbelsäulenregion entnommen.
Wie wird die Hirnhautentzündung behandelt?
Handelt es sich tatsächlich um eine bakterielle Meningitis (auch schon beim Verdacht, wenn die Laborergebnisse noch gar nicht vorliegen), müssen sofort Antibiotika per Infusion verabreicht werden! Auch die Angehörigen werden vorbeugend mit Antibiotika behandelt.
Stecken Pneumokokken hinter der Infektion, kann eine Kortisonbehandlung das Risiko von Komplikationen verringern.
Eine virale Meningitis wird dagegen in der Regel nur symptomatisch behandelt, zum Beispiel mit Schmerzmitteln oder Präparaten, die den Flüssigkeitshaushalt stabilisieren. Unter Umständen kann ein Medikament gegen Herpesviren zum Einsatz kommen.
Weitere Infos findet ihr hier:
Krankenkassen mit Kostenübernahme von Meningokokken-Impfungen (meningitis-bewegt.de)
Karte der FSME-Risikogebiete, veröffentlicht im Epidemiologischen Bulletin 9/2023 (Robert Koch Institut)
Impfkalender, Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Robert Koch Institut)
Quellen:
- Gesund.bund.de: Hirnhautentzündung (Meningitis), Stand 13.9.22
- Kinderärzte im Netz: Hirnhautentzündung (Meningitis), Stand 17.2.23
- Rudolph H, Porto L, Tenenbaum T: Schwer verlaufende Meningitis und Enzephalitis bei Kindern und Jugendlichen [Severe courses of meningitis and encephalitis in children and adolescents]. Monatsschrift Kinderheilkunde 2022;170(11):986-996