Anzeige
Anzeige

Hochfunktionale Depression Mütter zwischen "Ich kann nicht mehr" und "Geht schon noch"

hochfunktionale-Depression
© Black Salmon / Shutterstock
Mütter leisten nach wie vor den größten Teil der Care Arbeit. Sie kümmern sich um Schulbrote, Hausaufgaben, nachmittägliche Spielverabredungen, Arzttermine, kaputte Hosen und zu klein gewordene Schuhe. Sie funktionieren wie ein gut geöltes Uhrwerk. Doch manchmal verbirgt sich hinter dieser Funktionalität auch eine ernstzunehmende Erkrankung: eine hochfunktionale Depression.

Artikelinhalt

Mamas können fast alles und sind wirklich wahre Heldinnen. Doch eine Sache können sie tatsächlich meist nicht so gut: auf sich selbst aufpassen und sich ab und zu an erste Stelle setzen. Es fällt vielen Mamas schon unter normalen Bedingungen schwer, den Funktionsmodus abzuschalten. In der Pandemie zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung verschärft sich die Problematik nochmal. Eine neue Studie des DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) zeigt: Vor allem Mütter leiden seit der Corona-Pandemie immer häufiger unter depressiven Verstimmungen. Der Grund ist oft die fehlende Trennung von Privatleben und Arbeit und der ständige Druck, noch produktiver sein zu müssen. Dass man als Mama ab und an überfordert ist, müde und erschöpft, gehört zum Elternsein dazu und ist völlig normal. Wichtig ist dabei, den Blick für sich selbst nicht zu verlieren. Denn aus dem Gefühl der Überforderung kann sich schnell eine hochfunktionale Depression, auch atypische Depression genannt, entwickeln. Epidemiologischen Studien zufolge leiden bis zu vier Prozent der Allgemeinbevölkerung unter einer solchen Form der Depression.

Was ist eine hochfunktionale Depression?

Das fiese an der Erkrankung ist: Man sieht sie nicht. Nach außen scheinen sie ihr Leben richtig gut im Griff zu haben, der Alltag funktioniert auf hohem Niveau. Alles geht seinen Gang und irgendwie geht es schon immer weiter. Meist sind es Frauen, die an einer hochfunktionalen Depression erkranken. Das Perfide: Die Betroffenen zögern oft, um Hilfe zu bitten, da sie sich selbst nicht krank genug fühlen, die Symptome nicht greifbar sind und sie nicht erkennen, dass sie erkrankt sind. "Du wirkst gar nicht depressiv" ist ein Satz, den Erkrankte häufiger hören. Dem Anschein nach läuft ja alles – irgendwie.

Symptome einer hochfunktionalen Depression

Da die hochfunktionale Depression in der Regel keines der typischen Symptome einer Depression aufweist, ist sie schwer zu diagnostizieren. Meist zeigt sie sich erst dann, wenn die Betroffenen nicht mehr funktionieren müssen: Nach Feierabend, wenn die Kinder im Bett sind, am Wochenende oder wenn sie allein sind. Sie fühlen sich erschöpft, müde, traurig und sind überfordert. Ein ständiges "Ich kann nicht mehr" kreist im Kopf herum. Hinzu kommen starke Selbstvorwürfe, schließlich läuft doch alles gut, eigentlich sollten sie doch zufrieden sein. Weitere Symptome sind:

  • erhöhtes Schlafbedürfnis
  • erhöhter Alkohol- oder Tablettenkonsum
  • Heißhungerattacken
  • überhöhte Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung, Ablehnung oder Kritik
  • Gereiztheit
  • Versagensängste
  • Taubheits- oder Schweregefühle in Armen und Beinen
  • Soziale Aktivitäten werden als Last empfunden
  • suizidale Gedanken

Nach außen merkt man den Betroffenen ihr Leiden nicht an. Ihr Leben wirkt effizient und erfolgreich. Im Gegensatz zu einer normalen Depression, bei der Erkrankte sich sozial isolieren und zurückziehen, erhält die hochfunktionale Depression den Austausch mit Freunden und Arbeitskollegen aufrecht, fühlen sich aber nach gemeinsamen Aktivitäten total erschöpft und kraftlos. In Kombination mit dem überhöhten Perfektionismusanspruch an sich selbst, entsteht ein Teufelskreis aus Stress und Druck, der die Symptome noch weiter verstärkt. 

Wie entsteht eine hochfunktionale Depression

Die Ursachen einer hochfunktionalen Depression sind wie bei einer normalen Depression auch vielfältig: ein Kindheitstrauma, der Verlust einer geliebten Person oder ein sehr hohes Stresslevel können dazu führen. Nicht selten tritt die Krankheit nicht allein auf. Nicht selten leiden die Betroffenen außerdem an Panikattacken, Essstörungen oder sozialen Ängsten. 

Wie wird die Erkrankung behandelt?

Die gute Nachricht: Depressionen, in welcher Form auch immer, sind gut behandelbar. Der erste Schritt ist immer, sich bewusst zu machen, dass es einem nicht gut geht, auch wenn der Alltag funktioniert. Sich professionellen Rat und Hilfe in Form von einer Psychotherapie zu suchen, kann deshalb sinnvoll sein, wenn die depressiven Symptome anhaltend sind, aber auch bei wiederkehrenden, leicht depressiven Phasen, damit sich die Symptome nicht verschlimmern. Während einer psychologischen Therapie oder einer kognitiven Verhaltenstherapie lernen Betroffene unter anderem, wie man den Depressionszyklus stoppen kann und wie man die Aufmerksamkeit bewusst auf Dinge richtet, um die Depression zu lindern. 

Um einschätzen zu können, ob du unter einer Depression leidest, finden sich im Netz verschiedene Selbsttests, wie beispielsweise von der Deutschen Depressionshilfe oder dem online Therapie-Tool Selfapy

HILFEN BEI DEPRESSIONEN

Erkennst du bei dir Anzeichen einer Depression? Beim überregionalen Krisentelefon unter 0800 1110111 wird schnell und anonym geholfen! Weiterführende Informationen gibt es außerdem bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Quellen: selfapy.com, Stiftung Deutsche Depressionshilfe, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

ELTERN

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel