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Vor Infektionen geschützt 5 Krankheiten, die ihren Schrecken verloren haben

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© Robert Kneschke / Adobe Stock
Früher lebensbedrohlich, heute kaum noch Thema: Manche Erreger von gefährlichen Infektionskrankheiten machen uns mittlerweile keine Angst mehr. Wirksame Impfprogramme konnten ihre Ausbreitung eindämmen – selbst wenn nur eine dieser Krankheiten bislang als weltweit ausgerottet gilt. Eine Erfolgsgeschichte.

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Fieber, ein komischer Ausschlag, hartnäckiger Husten – die längste Zeit in der Menschheitsgeschichte konnten Symptome wie diese den Tod bedeuten und nicht nur die oder den Einzelnen, sondern sogar die gesamte Gesellschaft gefährden. Gegen Seuchen war man machtlos, es war Schicksal, das einen verschonte oder dahinraffte. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. 

Mit den Pocken (Blattern) fing alles an. Schon früh war erkannt worden, dass eine durchgemachte Infektion offenbar vor einem erneuten Ausbruch der Krankheit schützt. Aus Indien, Zentralafrika und China sind Praktiken aus dem zweiten Jahrtausend vor Christus überliefert, bei denen gesunden Menschen gezielt der Bläscheninhalt von Pockenkranken, die nur leichte Symptome zeigten, übertragen wurde (Inokulation). Ein riskantes Unterfangen mit höchster Ansteckungsgefahr. Es sollte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts dauern, bis erstmals für den Menschen ungefährliche Kuhpockenerreger für eine Schutzimpfung (Vakzination) zum Einsatz kamen. 

Heute gelten in Deutschland neben den Pocken auch Polio, Tetanus, Diphtherie und Röteln als durch Impfungen besiegte Krankheiten.

Pocken (Blattern)

Erreger: Variola Virus

Ansteckung: Staub- oder Tröpfcheninfektion (Husten), direkter Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten oder verunreinigten Gegenständen (zum Beispiel Kleidung).

Symptome und Verlauf: Grippeähnlich, hinzu kommen schwere Hautausschläge (Pocken)

So war es früher: Schätzungen zufolge starben etwa zehn Prozent aller Kleinkinder an Pocken. Wer die Infektion überlebte (70 Prozent der Erkrankten und nur zehn Prozent bei der hämorrhagischen Form), behielt tiefe Narben zurück. Die erste Pockenimpfung führte der englische Landarzt Edward Jenner 1796 durch. Nationale Impfprogramme im 19. und 20. Jahrhundert konnte die Zahl der Neuerkrankungen drastisch absenken. Aber erst die weltweite Impfpflicht durch die Weltgesundheitsorganisation WHO, die von 1967 an für etwa zehn Jahre galt, brachte die Pocken zum Verschwinden.

Die Lage heute: In Deutschland traten die Pocken 1972 zum letzten Mal auf, seit 1980 sind sie weltweit ausgerottet.  

Kinderlähmung (Polio)

Erreger: Poliomyelitis-Viren

Ansteckung: Hauptsächlich durch Schmierinfektion (Stuhl-Hand-Mund) von Person zu Person, aber auch über verunreinigtes Trinkwasser oder verunreinigte rohe Lebensmittel.

Symptome und Verlauf: Das Poliovirus befällt in erster Linie Kinder unter fünf Jahren. Die meisten bemerken nichts davon. In etwa fünf Prozent der Fälle kommt es zu Grippesymptomen, Durchfall und Erbrechen. Es kann aber in das Zentralnervensystem wandern und zu bleibenden Lähmungserscheinungen führen und auch tödlich enden.

So war es früher: Bis zur Einführung der Polio-Schluckimpfung mit abgeschwächten Lebendviren im Jahr 1961 konnte sich das hoch ansteckende Virus ungehindert verbreiten. 1998 wurde die Schluckimpfung abgelöst, seitdem wird ein Totimpfstoff gespritzt.

Die Lage heute: 2002 erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO ganz Europa für poliofrei. Doch in Pakistan und Afghanistan ist das Virus nach wie vor aktiv. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) für alle Säuglinge ab dem dritten Lebensmonat eine Grundimmunisierung, eine Auffrischungsimpfung folgt im Alter von 11 bis 16 Jahren.

Wundstarrkrampf (Tetanus)

Erreger: Tetanus-Bakterium (Clostridium tetani)

Ansteckung: Die Bakterien kommen weltweit vor, sie verbergen sich vor allem im Boden. Sie dringen über kleinste Verletzungen in den Körper ein. Die Wunden müssen nicht einmal offen sein. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.

Symptome und Verlauf: Das Bakterium produziert ein starkes Nervengift, was zu Muskelkrämpfen führt – zunächst an Armen und Beinen, später bis hin zur Atemmuskulatur, was zum Ersticken führen kann.

So war es früher: Ohne Behandlung ist die Erkrankung zu 90 Prozent tödlich.

Die Lage heute: Ungeimpft liegt die Sterberate selbst bei moderner intensivmedizinischer Behandlung bei 10 bis 20 Prozent. Nach der Grundimmunisierung im Säuglingsalter muss die Impfung alle zehn Jahre aufgefrischt werden. Weltweit sterben pro Jahr immer noch mehr als 30.000 Neugeborene nach einer Tetanus-Infektion, vor allem in den sogenannten Entwicklungsländern. In Europa und Nordamerika tritt Tetanus extrem selten auf (weniger als 15 Fälle je Jahr).

Diphtherie

Erreger: Diphtherie-Bakterium (Corynebacterium diphtheriae)

Ansteckung: Über Tröpfcheninfektion. Auch Gesunde können Überträger:innen sein.

Symptome und Verlauf: Der "Würgeengel der Kinder", so eine frühere gebräuchliche Bezeichnung der Diphtherie, verursacht entzündliche Belege in den Atemwegen. Das Bakterium kann ein Gift bilden, das den Herzmuskel und Nerven schädigt. Es besteht Erstickungsgefahr.

So war es früher: Noch vor 150 Jahren war Diphtherie bei den Drei- bis Fünfjährigen die häufigste Todesursache. 1890 entdeckten Emil von Behring und Shibasaburo Kitasato ein Diphtherie-Antitoxin (Diphtherieheilserum), seit 1923 gibt es eine Schutzimpfung. 

Die Lage heute: Ist die Impfquote nicht hoch genug, kann die Krankheit jederzeit zurückkehren, auch hierzulande. In Asien, Afrika oder Osteuropa kommt es immer wieder zu Diphtherieausbrüchen. Bis zu jede:r zehnte Erkrankte stirbt an der Infektion. In Deutschland hat etwa die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung keinen ausreichenden Impfschutz, weil sie es mit der regelmäßigen Auffrischung nicht so genau nehmen.

Röteln

Erreger: Röteln-Virus

Ansteckung: Tröpfcheninfektion im direkten Kontakt mit Erkrankten oder über kontaminierte Gegenstände.

Symptome und Verlauf: Meist verläuft eine Röteln-Infektion mit nur milden Symptomen einer Atemwegsentzündung, Gesichtsrötung und Hautausschlag. Gefährlich sind Röteln vor allem für Ungeborene im Bauch einer infizierten Mutter. In den ersten acht Schwangerschaftswochen verursacht eine Infektion bei 90 Prozent der Embryonen Schädigungen. Die Kinder können blind, gehörlos, mit einem Herzfehler oder geistig behindert zur Welt kommen. Auch Frühgeburten sind möglich und etwa 15 bis 20 Prozent der Ungeborenen überleben die Infektion im Mutterleib nicht. Wenn du mehr dazu wissen möchtest, unser Lese-Tipp: Röteln und Schwangerschaft.

So war es früher: Die ersten Impfstoffe gegen Röteln wurden 1969 in den USA zugelassen. Vorher existierte keine Möglichkeit, eine Rötelninfektion zu verhindern.

Die Lage heute: Seit 2021 gibt in Deutschland keinen Einzelimpfstoff gegen Röteln mehr, er ist Bestandteil der MMR-Impfung (Masern, Mumps, Röteln). Bei einem Kinderwunsch findet eine Impfung am besten schon vor einer Schwangerschaft statt. Also lieber rechtzeitig den Impfstatus checken.

Warum sind Impfungen auch weiterhin nötig?

Die Erreger – Bakterien oder Viren – existieren. In Regionen mit mangelnden Gesundheitsversorgung und schlechter Hygienebedingungen kommt es daher immer wieder zu Ausbrüchen. Die weltweite Reisetätigkeit birgt die Gefahr, dass auch hierzulande als schon besiegt geglaubte Krankheiten zurückkehren können. Deshalb braucht es eine Impfquote, die hoch genug ist, dass der Erreger sich nicht weiter ausbreiten kann.

Ein Blick in die Zukunft: Diese Krankheiten könnten die nächsten sein

Nach wie vor existieren viele Infektionskrankheiten, für die noch kein Impfstoff gefunden ist. Sie können nicht geheilt, sondern nur behandelt werden – manchmal nicht einmal das. Das betrifft zum Beispiel  

  • Malaria
  • HIV
  • Ebola
  • Zika

In den Laboren überall auf der Welt haben die Forscher:innen also nach wie vor alle Hände voll zu tun.

Quellen:

abe ELTERN

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