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Kita-Keime Ansteckung im Kindergarten: Die 10 wichtigsten Fragen und Antworten

Kita-Keime: Kleiner Junge liegt krank im Bett
© Mama Belle and the kids / Shutterstock
Die erste Zeit in der Kita ist heftig, denn gefühlt sind Kinder öfter krank als gesund. Eine Herausforderung für die Kinder, die ein Recht darauf haben, in Ruhe gesund zu werden. Aber auch für Mama und Papa, die oft beide einen Job haben und ihn gut machen wollen. Wie kommt man da durch? Welche Rechte haben angestellte Eltern? Und welche Ablenk-Tricks gibt es, wenn man im Homeoffice sitzt?

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39 Grad. Mist, nicht schon wieder. Hatten wir doch gerade erst: Husten, Schnupfen, Fieber, Ohrenschmerzen – egal. Kaum hat man die Eingewöhnungsphase in der Kita hinter sich, ist der Nachwuchs krank. Und zwar nicht nur einmal, sondern dreimal oder fünfmal oder noch öfter. Gefühlt also ständig. Das ist normal, klar. Sagt dir jeder Kinderarzt, dass du mit einem Dutzend Infekten pro Jahr rechnen musst. Und auch die persönliche Statistik: Steht an der Kita-Tür mal wieder eine ansteckende Krankheit, kannst du nach dem Ene-mene-Miste-Prinzip auszählen, ob es das eigene Kind auch erwischt. Die Chancen stehen 50:50, mindestens.

Aber irgendwie hoffst du eben doch, dass deine Familie verschont bleibt. Schließlich bist du gerade erst zurückgekehrt aus der Elternzeit, willst zeigen, dass du im Job trotz Teilzeit noch die Alte bist. Doch dann musst du alle Nase lang in der Firma anrufen und sagen: Sorry, tut mir leid, die Kleine ist schon wieder krank. Die Chefin macht gute Miene zum bösen Spiel, wünscht gute Besserung und beteuert, dass du auch ganz sicher keine Homeoffice-Schicht einlegen musst. Es bleibt dieses blöde Gefühl, keinen guten Job zu machen. Niemandem so ganz gerecht werden zu können: der Familie nicht, den Kolleg:innen nicht und einer ganzen Menge anderer Dinge auch nicht.

Also versucht du es mal wieder damit, dich zu zerreißen. Brühst mit der einen Hand Tee auf, während die andere die dienstlichen Mails am Handy checkt. Trinkst noch einen dritten Kaffee, um nach einer durchwachten Hustennacht wenigstens noch die Agenda fürs Meeting übermorgen durchzugehen. Bis dahin wird das Fieber ja hoffentlich wieder weg sein, oder? Wenn nicht, muss Papa ran oder die Oma anreisen, um auf das malade Enkelkind aufzupassen. Irgendwann kann es ja nur wieder besser werden. 

10 Fragen und Antworten zum Ansteckungsmarathon mit Kita-Keimen

Blinkt das Fieberthermometer im roten Bereich, springt die Orga-Maschine an: Wer bleibt zu Hause? Wann bekomme ich einen Termin bei der Kinderärztin? Wie erkläre ich es dem Chef? Hier bekommst du alle wichtigen Informationen.

Und dann: Einen Gang runterschalten und alle Energie aufs Händchenhalten konzentrieren!

Warum werden kleine Kinder eigentlich ständig krank?

Da kommen mehrere Faktoren zusammen. Zum einen ist ihr Immunsystem noch nicht voll entwickelt, Viren haben da leichtes Spiel. Zwar wird mit jeder Infektion die Abwehr ein bisschen stärker, nur gibt es Hunderte Erkältungsviren, von denen jedes einzelne einen fiebrigen Infekt auslösen kann. 

Zudem sind Kinder heute schon sehr früh in Betreuungseinrichtungen, wo sie sich leicht gegenseitig anstecken. Im Durchschnitt erwischt es deshalb ein Kind in seinen ersten beiden Lebensjahren acht- bis 13-mal im Jahr. Das sind dann aber nicht nur die klassischen Atemwegsinfektionen, sondern auch Magen-Darm-Infekte oder eine Hand-Mund-Fuß-Krankheit.

Nimmt man alle Krankheitstage zusammen, ist ein zweijähriges Kind durchschnittlich zehn bis zwölf Wochen des Jahres krank. Und damit zu Hause.

Muss mein Kind denn wirklich immer gleich zu Hause bleiben?

Manchmal sind kranke Kinder erstaunlich munter, und man fragt sich: Kann es nicht doch in die Kita? Ganz klar, Kinder mit einer fiebrigen Erkältung, Durchfall oder einer anderen ansteckenden Krankheit wie Scharlach gehören nicht in die Kita!

Nicht nur, um andere Kinder nicht anzustecken, sondern auch, weil der Kita-Alltag selbst für fit scheinende Patientinnen und Patienten zu anstrengend ist. Natürlich gibt es jede Menge Grenzfälle: Ein Kind, das einfach nur einen blöden Husten hat und deshalb kaum geschlafen hat, ist morgens erschöpft. Ein Kind, das wegen eines Magen-Darm-Infekts drei Tage kaum gegessen und sich nicht bewegt hat, ist auch am vierten Tag noch klapprig auf den Beinen.

"Ich rate Eltern dazu, da immer eher großzügig zu entscheiden", sagt Dr. Hermann Josef Kahl, Kinder- und Jugendarzt in Düsseldorf. "Wir unterschätzen gern, wie anstrengend so ein Kita-Tag sein kann. Er ist vergleichbar mit einem Arbeitstag von uns Erwachsenen. Den schaffen wir auch nur dann ohne Quälerei, wenn wir hundertprozentig fit sind."

Nach einem fieberfreien Tag kann es wieder losgehen. Stimmt das?

Diese Faustregel stammt aus einer Zeit, als die meisten Kinder ihre schlimmste Infektphase in einem Alter von drei bis vier Jahren hatten, nämlich als sie in den Kindergarten kamen. "Heute hat sich das nach vorn verlagert. Viele Kinder sind schon mit einem oder zwei Jahren in der Kita", sagt Dr. Kahl. Der kleine Körper kommt mit den vielen Infekten in der Regel gut klar, aber: "Kleinkinder brauchen meist ein paar Tage länger, um sich wieder komplett zu erholen." Richtig fit seien sie meist erst nach zwei bis drei fieberfreien Tagen.

Muss ich immer gleich zum Arzt, oder reichen auch Hausmittel?

Die meisten banalen Infekte überstehen Kinder ohne verschreibungspflichtige Medikamente. Meist reichen die üblichen Hausmittel aus, um über den Berg zu kommen: heiße Milch oder Tee (mit oder ohne Honig), Wadenwickel, Zwiebelsäckchen. Dazu viel Ruhe, viel Flüssigkeit, viel kuscheln. 

Wer dann noch Fieberzäpfchen, ein Erkältungsbalsam und ein Nasenspray für Kinder in seiner Hausapotheke hat, ist für die meisten (Erkältungs-)Krankheiten gut gewappnet. Zum Arzt gehst du immer dann, wenn das Kind "echt krank" zu sein scheint. Unabhängig von den konkreten Krankheitssymptomen ist das der Fall, wenn

  • Säuglinge mehr als ein bis zwei Mahlzeiten verstreichen lassen, obwohl sie eigentlich Hunger haben müssten,
  • Kleinkinder keinerlei Interesse mehr an ihrer Umwelt haben. Kein Spielzeug, kein Bilderbuch, kein Grießbrei lässt sie über Stunden aufmerken,
  • ältere Kinder sagen, dass es ihnen richtig schlecht geht. Ab dem Kindergartenalter kannst du dich auf ihre Angaben zunehmend gut verlassen.

Kann man um fiese Krankheiten irgendwie einen Bogen machen?

Obst und Gemüse, frische Luft und Bewegung sind natürlich immer gut für die Gesundheit. Sie schützen uns zwar nicht vor dem Infekt, machen uns aber widerstandsfähiger und helfen ein bisschen dabei, eine Krankheit schnell und gut zu überstehen.

Außerdem hilft eine gewissenhafte Hygiene: Weil Hände die Infektionsüberträger Nummer eins sind, bietet häufiges Händewaschen den besten Schutz. Und weder zu Hause noch in der Kita sollten Schnuller, Trinkflaschen, Löffel und Butterbrote geteilt werden.

Versteht sich von selbst: Die von der STIKO (Ständige Impfkommission) empfohlenen Impfungen schützen nicht nur Kinder vor schweren Krankheiten, sondern Eltern auch vor wochenlangen Fehlzeiten. Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt nicht nur gegen "das Nötigste" impfen, sondern auch gegen Windpocken, Rota- und Grippeviren. "In meiner Praxis bewährt sich das sehr", berichtet Hermann Josef Kahl. "Wir sehen deutlich seltener schwere Krankheitsverläufe und damit verbundene Krankenhausaufenthalte." Sprecht eure Kinderärztin oder euren Kinderarzt darauf an.

Braucht ein krankes Kind Bettruhe, um gesund zu werden?

Die Antwort könnt ihr getrost euren Kindern überlassen. "Kinder haben einen guten natürlichen Überlastungsschutz", sagt Dr. Herbert Renz-Polster, Kinder- und Jugendarzt aus Vogt im Allgäu. "Sie legen sich von ganz allein hin, wenn es nötig ist." Das muss allerdings nicht unbedingt das Bett im Kinderzimmer sein. "Ein kuscheliges Lager kann überall sein, auf dem Sofa oder im Sommer auf einer Picknickdecke im Garten", sagt Renz-Polster. "Und wer dringend im Homeoffice etwas zu erledigen hat, kann auch dort neben dem Schreibtisch ein Schildkrötenlager einrichten."

Wichtiger als der Ort sei Kindern nämlich die Nähe zu ihren Lieblingspersonen, die immer gleich mitkriegen, wenn das Fieber wieder steigt oder die Übelkeit richtig schlimm wird. Dann benötigen sie ganz schnell eine Extraportion Fürsorge – ohne Aufschub!

Wie viel Fürsorge braucht ein krankes Kind?

Ziemlich viel. Kranke Kinder sind oft kraftlos, weinerlich und anlehnungsbedürftig. Es ist großartig, wenn dann Bezugspersonen da sind, die auf die Bedürfnisse voll und ganz eingehen können – vorlesen, das Bett aufschütteln, Grießbrei kochen. "So fühlen sich Kinder geborgen und sicher, sie können entspannen und ausruhen und dadurch auch schneller wieder gesund werden", erklärt Dr. Renz-Polster. Heftige Krankheitsphasen bekommen so noch einen ganz anderen Sinn: "Sie ermöglichen einen ganz intensiven emotionalen Austausch und sind damit ein echter Bindungs-Booster." 

Und wer bleibt zu Hause?

In acht von zehn Fällen ist das Mama – das zeigen Statistiken der Krankenkassen. Dabei haben Väter dieselben Rechte: Jeder Elternteil darf pro krankem Kind und Kalenderjahr 30 Tage freinehmen (Stand Januar 2023), Alleinerziehenden stehen doppelt so viele Tage zu. Bei mehr als zwei Kindern gibt es allerdings eine Obergrenze, sie liegt bei 65 Tagen pro Elternteil bzw. bei 130 Tagen bei Alleinerziehenden.

Ob ihr für die Fehltage ganz normal euer Gehalt vom Arbeitgeber gezahlt bekommt oder Kinderkrankengeld von der Krankenkasse, hängt vom Arbeitsverhältnis (angestellt oder selbstständig), von der Versicherung (gesetzlich oder privat) und dem Alter der Kinder (unter oder über zwölf Jahre) ab. Generelle Voraussetzung für eine Freistellung: ein Attest der Kinderärztin oder des Kinderarztes. Die rechtliche Lage, wenn das Kind krank ist, erklärt unser Artikel dazu noch einmal in allen Einzelheiten. 

Und was, wenn meine Krankentage aufgebraucht sind?

Dann erst mal checken, ob dein:e Partner:in auch keine mehr hat. Wenn doch, lassen sich diese mit der Zustimmung beider Arbeitgeber unter Angabe triftiger Gründe – auf den anderen Partner übertragen. Das kann über Ausnahmesituationen hinweghelfen. Ist dies nicht möglich oder schon passiert, bleibt einem nichts anderes übrig, als mit dem Arbeitgeber zu verhandeln: über unbezahlten Urlaub oder, wenn überhaupt möglich, (stundenweise) bezahltes Homeoffice.

Apropos Homeoffice: Muss ich ständig erreichbar sein?

Darüber lässt sich streiten. Grundsätzlich bekommt man natürlich frei, um sich um das kranke Kind zu kümmern, nicht um sich dann den ganzen Tag ins Homeoffice zu setzen. Allerdings ist es auch nicht verboten, das Nötigste am heimischen Schreibtisch zu erledigen, wenn das Kind schläft oder schon wieder auf dem Weg der Besserung ist. Für das gute Verhältnis zum Chef und zu den Kollegen kann man zumindest die Bereitschaft signalisieren, zu bestimmten Zeiten des Tages für Nachfragen erreichbar zu sein.

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