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Erbrechen bei Kindern Mama, mir ist schlecht!

Erbrechen bei Kindern: Mama, mir ist schlecht!
© Maika Lohan
Nicht immer steckt ein Virus dahinter, wenn ein Kind spuckt. Auch normale Infekte schlagen Kindern schnell auf den Magen.

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Manchmal hat man Glück, und das Kind ruft rechtzeitig: „Mama, mir ist schlecht!“ Dann schafft man es noch, eine Schüssel zu holen. Oft ist es dafür zu spät: Das Kind spuckt plötzlich auf den Teppich, das Bett, das Sofa. In solchen Momenten hätten wir Eltern gern mindestens vier Arme und Beine – um das Kind zu beruhigen, ihm zu helfen und gleichzeitig sauber machen zu können. Der einzige Trost: Wir sind mit diesem Chaos nicht allein. Früher oder später erwischt es alle Eltern.

Warum erbrechen Kinder weit häufiger als Erwachsene?

Ihr Magen ist empfindlicher und ihr Immunsystem noch nicht so gut ausgebildet, der Körper kann sich schlechter gegen Krankheitskeime wie Adeno-, Rota- oder Noroviren wehren, die Magen-Darm-Erkrankungen auslösen. Spuckt ein Kind, kann das aber auch viele andere Gründe haben. Mit dem Erbrechen schützt sich der Körper vor giftigen Stoffen. Das war menschheitsgeschichtlich für kleine Kinder, die fast alles in den Mund nehmen, überlebenswichtig. Manchmal verlieren Kinder auch schlicht das Maß, und der Kindergeburtstag wird zum Schokotorten-Exzess. Drei Stück Torte und Gummibärchen hinterher – da sagt der Körper Stopp und wehrt sich, indem er alles wieder erbricht.

Bei Kindern schlagen außerdem normale Infekte oder Stress schnell auf den Magen. Der Grund ist eine Fehlregulierung des Brechzentrums im Gehirn. Dem Magen fehlt nichts, er erhält aber trotzdem vom Gehirn das Signal: „Alles muss raus!“

Müssen sich kleine Kinder aus heiterem Himmel immer und immer wieder übergeben, kann ein sogenanntes acetonämisches oder ketonämisches Erbrechen vorliegen. Durch das Spucken übersäuert das Blut, der Stoffwechsel gerät durcheinander, das Kind muss sich erneut übergeben. „Dieser Kreislauf lässt sich nur unterbrechen, indem das Kind nichts mehr zu essen und zu trinken bekommt. Es muss im Krankenhaus über eine Infusion versorgt werden“, erklärt die Kinderärztin Barbara Mühlfeld vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Hessen. Betroffen sind vor allem Kinder rund um den zweiten Geburtstag.

Das sind allerdings Extremfälle. Bei einem normalen Infekt, nach zu viel Torte oder unverträglichen Beeren beruhigt sich der Magen nach der Selbstreinigung in aller Regel von allein. Kein Grund, sich zu sorgen.

Häufigste Auslöser: Krankheitskeime

Muss das Kind plötzlich schwallartig erbrechen oder hat starken Durchfall, steckt meist ein richtiger Magen-Darm-Infekt dahinter, ausgelöst durch Viren oder Bakterien. Die Erreger greifen die Magen- und Darmschleimhaut an und zerstören die Zellen. Die so geschädigten Schleimhäute geben viel Wasser und Mineralien an den Nahrungsbrei ab, Erbrechen und Durchfall sind die Folge.

Bei einem Virusinfekt klingen die Beschwerden in der Regel nach zwei bis drei Tagen wieder ab. Bakterielle Erkrankungen sind oft langwieriger, aggressiver und gehen häufiger mit hohem Fieber einher. Hat das Kind starken, wässrigen Durchfall und muss sich häufig übergeben, gehen Eltern deshalb sicherheitshalber am besten zu ihrer Kinderärztin oder ihrem Kinderarzt.

Welche Hausmittel helfen gegen den Elektrolytverlust?

  • Morosche Karottensuppe: 500 Gramm geschälte Karotten in 1 Liter Wasser 90 Minuten kochen, pürieren. 1 gestrichenen Teelöffel (TL) Salz zugeben. Mit 1 TL Butter und 1 Esslöffel Zucker schmeckt es besser.
  • Elektrolytdrink: 500 Milliliter (ml) stilles Mineralwasser, 3/4 TL Kochsalz, 7 gestrichene TL Traubenzucker und 500 ml Orangensaft vermischen. Dem Kind über den Tag verteilt zwei Liter frisch zubereitete Lösung geben.
  • Ingwer- und Heidelbeertee statt Cola: Cola ist bei Magen-Darm- Infekten ungünstig, weil das Koffein den Körper weiter austrocknet. Stattdessen lieber gesüßten Ingwer- oder Heidelbeertee anbieten. Ingwer hilft bei Erbrechen, die Gerbstoffe der Heidelbeeren lindern Durchfall: 1 gehäuften TL getrocknete Heidelbeeren in 250 Milliliter Wasser für 10 Minuten kochen. Abkühlen, abseihen und eventuell mit Traubenzucker süßen.

Probiotika statt Schonkost

Reine Schonkost wie Haferbrei, Reisschleim oder verquirlte Banane wird heute nicht mehr empfohlen. „Man weiß inzwischen, dass der Körper mehr Energie braucht, um die geschädigte Magen-Darm-Schleimhaut wieder aufzubauen. Dafür reicht Schonkost nicht“, so Barbara Mühlfeld. Zwieback mit Marmelade, Reis, Suppe, Hühnerfleisch oder Salzkartoffeln stärken den Körper besser, ohne Magen und Darm zu überlasten.

Gut sind außerdem Probiotika, entweder in Form probiotischer Lebensmittel wie naturbelassenem Joghurt oder als Nahrungsergänzungsmittel. Studien zeigen, dass sie die Dauer eines Durchfalls verkürzen können. Ohne Probiotika hatten 34 von 100 Personen nach drei Tagen keinen Durchfall mehr, mit Probiotika stieg die Zahl auf 55 von 100. Offen blieb, ob die verschiedenen Produkte gleich gut wirken. Zur Wirksamkeit von Hefe- oder Kohletabletten fehlen aussagekräftige Studien.

Wie kann ich vorbeugen?

Magen-Darm-Infekte sind sehr ansteckend. Deshalb dürfen kranke Kinder erst wieder in die Kita oder Schule, wenn sie zwei Tage keinen Durchfall hatten. Für zu Hause gilt: sich selbst und dem Kind immer wieder gründlich und lange mit Seife die Hände waschen – auch zwischen den Fingern, unter den Nägeln und an der Handoberseite. Regelmäßig die Toilette putzen und keine Handtücher in der Familie austauschen. Vollgespuckte Kleidung und Bettwäsche muss bei mindestens 60 Grad in die Waschmaschine. Das verhindert zwar nicht zuverlässig sich anzustecken, es senkt aber das Risiko. Grummelt erst mal der eigene Magen, helfen auch vier Arme und Beine nicht mehr. Dann ist das Chaos perfekt!

Lese-Tipp: Wenn Kinder ihre eigenen Haare essen – alles über das Rapunzel-Syndrom.

Quellen:

  • Kindergesundheit.info: Erbrechen, zuletzt aufgerufen 14.06.2023
  • Kinder- und Jugendärzte im Netz: Erbrechen, zuletzt aufgerufen 14.06.2023
ELTERN

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