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Kopfgrippe Alles Wichtige zur Gehirnentzündung (Enzephalitis)

Kopfgrippe (Enzephalitis): Person hält ein Fieberthermometer und legt Kind die Hand auf den Kopf
© jes2uphoto / Adobe Stock
Der Begriff Kopfgrippe ist eine veraltete Bezeichnung für eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) – und die hat mit einer Grippe oder einem grippalen Infekt nichts zu tun. Aber die Symptome können sich zu Beginn ähneln. Hier erfahrt ihr alles Wissenswerte über die entzündliche Hirnerkrankung.

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Eine Gehirnentzündung – medizinisch als Enzephalitis und umgangssprachlich als Kopfgrippe bezeichnet – ist eine häufig von Viren ausgelöste Entzündung im Hirngewebe. Die Erkrankung beeinträchtigt einzelne oder mehrere Funktionen des Gehirns und kann mild, aber auch schwer verlaufen. Um Folgeschäden zu verhindern, sind eine schnelle Diagnose und eine gezielte Behandlung nötig. Wir erklären euch, was die Ursachen für die Erkrankung sind und wie die Symptome einer Kopfgrippe aussehen.

Was ist eine Kopfgrippe?

Der Begriff Kopfgrippe wird umgangssprachlich für eine Gehirnentzündung (medizinisch: Enzephalitis) verwendet. Die in den meisten Fällen durch Viren ausgelöste Erkrankung kann das gesamte Gehirngewebe oder Teile davon betreffen. Die durch die Erreger verursachte Entzündung kann im Hirn einzelne Nervenzellen absterben lassen und die Hirnfunktion so zeitweise, aber auch dauerhaft, beeinträchtigen. Eine Enzephalitis kann lebensbedrohlich werden und sollte unbedingt im Krankenhaus behandelt werden.

Zum Begriff: Mit einer Grippe oder einem grippalen Infekt hat die Kopfgrippe eigentlich nicht viel gemein: Weder verursacht die Erkrankung die grippe-typischen Beschwerden wie Halsschmerzen oder Schnupfen, noch sind die Atemwege betroffen. Doch wie auch Influenza und eine Erkältung wird die sogenannte Kopfgrippe in der Regel von Viren ausgelöst – und besonders bei Babys können die Beschwerden zunächst unspezifischen Grippe-Symptomen ähneln.

Wie häufig kommt eine Kopfgrippe vor?

Jährlich erkranken laut dem Bundesministerium für Gesundheit etwa 4 bis 8 von 100.000 Menschen an einer virusbedingten Enzephalitis. Am häufigsten betroffen sind Kinder, junge Erwachsene und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Bei Kindern tritt die Kopfgrippe bei 4 bis 10 von 100.000 Kindern auf; am häufigsten dabei im ersten Lebensjahr.

Ursachen: Was löst die Enzephalitis aus?  

Hauptsächlich (zu etwa 70 Prozent) wird eine Gehirnentzündung von Viren ausgelöst, doch auch Bakterien, Pilze oder Parasiten können die Krankheit verursachen. Ist ein Krankheitserreger die Ursache, spricht man von einer infektiösen Enzephalitis. Daneben gibt es aber auch die Möglichkeit, dass unser Immunsystem Antikörper gegen die körpereigenen Gehirnzellen bildet und diese schädigt. Hierbei sprechen Ärzte und Ärztinnen von einer autoimmunen Enzephalitis.

Häufig geht eine Kopfgrippe mit einer anderen, durch Viren ausgelösten, Erkrankung einher. Die Viren befallen dann erst andere Teile des Körpers und können – als Komplikation – später ins Gehirn vordringen. So kann eine Enzephalitis unter anderem bei einer Infektion mit dem Drei-Tage-Fieber, Windpocken, Röteln oder Mumps auftreten. Eigentlich ist unser Gehirn durch die Blut-Hirnschranke vor dem Eindringen von Krankheitserregern geschützt, doch dieser Schutz kann auch versagen: Ist unsere Immunabwehr geschwächt, können Erreger die Barriere überwinden.

Diese Viren sind die häufigsten Auslöser einer Enzephalitis:

  • Herpesviren (Drei-Tage-Fieber, Herpes)
  • Varizella-Zoster-Virus (Windpocken, Gürtelrose)
  • Epstein-Barr-Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber)
  • Masern-, Mumps- und Rötelnviren
  • Enteroviren (u. a. Hand-Fuß-Mund-Krankheit)
  • Flavivirus (FSME durch Zeckenbiss)

Weltweit gibt es noch andere Erreger, die eine Gehirnentzündung verursachen können. Neben Lyssaviren (Tollwut), dem West-Nil-Virus und dem Ebolavirus können auch Zikaviren und Arboviren (Japanische Enzephalitis) zu einer Kopfgrippe führen. Seltener – und insbesondere bei immungeschwächten Menschen – können auch Pilze oder Parasiten wie Toxoplasmose-Erreger eine Enzephalitis verursachen. Und auch Bakterien können, zum Beispiel im Verlauf einer Blutvergiftung, eine Gehirnentzündung auslösen.

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts grassierte in Europa zudem die sogenannte Europäische Schlafkrankheit (Encephalitis lethargica). Diese Form der Gehirnentzündung äußerte sich in unkontrollierten Schlafanfällen, was ihr den Namen als Schlafkrankheit einbrachte. Die Erkrankung führte häufig zum Tod, der Erreger konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden.

Wodurch unterscheiden sich Enzephalitis, Meningitis und Meningoenzephalitis?

Während bei einer Enzephalitis das Gehirngewebe entzündet ist, sind bei einer Meningitis die Hirnhäute – also die Hüllen des zentralen Nervensystems – von einer Entzündung betroffen. Es ist jedoch möglich, dass eine Gehirnentzündung gleichzeitig mit einer Hirnhautentzündung auftritt. In diesem Falle sprechen Mediziner:innen von einer Meningoenzephalitis. Beispiele sind die Herpes-Meningoenzephalitis und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). 

Kann man einer Kopfgrippe vorbeugen?

Wenn ihr euer Baby oder Kind vor einer Kopfgrippe schützen wollt, könnt ihr einige vorbeugende Maßnahmen treffen. In erster Linie: Lasst eure Säuglinge und Kleinkinder gegen Virusinfektionen impfen! Sowohl gegen das Varizella-Zoster-Virus, als auch gegen Masern, Röteln und Mumps sowie FSME-Viren gibt es erprobte und wirksame Impfstoffe. Insbesondere Masern bergen eine späte Gefahr: noch Jahre nach einer Maserninfektion kann es in seltenen Fällen zu einer subakuten sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE) kommen – diese Gehirnentzündung geht immer tödlich aus.

Haltet ihr euch viel im Freien auf und wohnt in einem Risikogebiet, wird zu einer Zecken-Impfung dringend geraten – denn die kleinen Biester können nicht nur FSME, sondern auch eine Borreliose auslösen. Wollt ihr verreisen, können zudem Impfungen gegen Viren, die in unseren Breitengraden nicht vorkommen, angeraten sein. Lasst euch hierzu vor der Reise von Hausärzt:in und Kinderärzt:in beraten.

Außerdem: Leidet ihr unter Herpes, schützt euer Kind vor einer Übertragung und achtet penibel auf Hygiene. Zur Sicherheit solltet ihr eure Kinder nicht küssen und betroffene Körperstellen bedecken. Wenn ihr noch stillt und die Brust von Herpes-Simplex-Viren befallen ist, sollte ein Umstellen auf Säuglingsnahrung erfolgen.

Welche Symptome löst eine Enzephalitis aus?

Da das Gehirn in seiner Funktion als Steuerungsorgan beeinträchtigt ist, macht sich eine Enzephalitis häufig mit neurologischen Ausfallerscheinungen und Beschwerden am Kopf bemerkbar. Dazu zählen Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen, Halluzinationen und Verhaltensänderungen. Weitere Symptome sind:

  • Fieber
  • Denkstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Krampfanfälle
  • Sprachstörungen und Ausschlag (bei Herpes-Simplex-Infektionen)
  • Bewegungsstörungen (bei Zeckenbiss)
  • Halbseitenlähmung, Gefühlsstörungen
  • Zittern, Muskelzucken und Gesichtslähmung (bei Enteroviren)
  • Nackensteifigkeit (Meningismus; bei Meningoenzephalitis FSME)

Die Beschwerden älterer Kinder und Jugendlicher unterscheiden sich kaum von denen der Erwachsenen. Bei Säuglingen ist die Kopfgrippe manchmal aber gar nicht so einfach zu erkennen und ähnelt – der umgangssprachliche Name Kopfgrippe lässt es vermuten – einer Erkältung.

So beginnt der Infekt häufig mit unspezifischen Beschwerden wie Fieber, Abgeschlagenheit und einer allgemeinen Reizbarkeit. Zudem trinken die betroffenen Babys wenig und übergeben sich. In einigen Fällen wölbt sich zudem die Fontanelle (das ist die weiche Stelle auf dem Kopf eures Babys) nach außen – dies weist auf einen erhöhten Hirndruck hin und sollte umgehend ärztlich abgeklärt werden. Spätestens bei Bewusstseinsstörungen, Krampfanfällen, merkwürdigen Bewegungen und einer Wesensveränderung, macht ihr euch mit eurem Säugling oder Kleinkind am besten umgehend auf den Weg in die Notaufnahme oder wählt den Notruf.

Wie wird die Gehirnentzündung behandelt?

Für viele virusbedingte Gehirnentzündungen gibt es bisher keine Medikamente, die die Ursache – also den Erreger – direkt bekämpfen. Daher beschränkt sich die Behandlung in diesen Fällen auf die Symptome. Krampfanfälle und neurologische Ausfallerscheinungen werden mit antiepileptischen und antipsychotischen Medikamenten behandelt; zum Einsatz können auch Fiebersenker, Schmerzmittel und Beruhigungsmittel kommen.

Ausnahme: Bei Herpesviren und Varizella-Zoster-Viren hat sich das virenhemmende Medikament Aciclovir als sehr wirksam erwiesen. Kommt der Wirkstoff frühzeitig zum Einsatz, lassen sich hiermit ein schwerer Verlauf und Folgeschäden verhindern. Sind Bakterien oder Pilze involviert, werden ein Antibiotikum beziehungsweise ein Antimykotikum verabreicht. Ist eine Autoimmunreaktion Auslöser der Erkrankung, kommen entzündungshemmende Kortikosteroide (umgangssprachlich Kortison) zum Einsatz.

Um den Erreger der Kopfgrippe zu identifizieren, wird im Krankenhaus eine Lumbalpunktion durchgeführt: Mit einer feinen Nadel wird Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) aus dem Spinalkanal der Wirbelsäule entnommen. Im Labor kann das durch die Lumbalpunktion entnommene Nervenwasser nun auf Entzündungszeichen und Krankheitserreger untersucht werden. Zudem können mittels Computer- (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) Aufnahmen des Gehirns gemacht werden, die die Entzündungsherde sichtbar machen.

Ist eine Kopfgrippe gefährlich?

Viele Gehirnentzündungen werden komplikationslos überstanden, doch die Erkrankung ist nicht ungefährlich: Etwa ein Drittel der Betroffenen leidet nach einer Kopfgrippe an andauernden Spätfolgen wie Krampfanfällen oder Störungen in Sprache, Gedächtnis und Bewegungsabläufen. Bei einer:einem von hundert Erkrankten bleibt das Gehirn zudem so geschädigt zurück, dass ein vollständiges Erlangen des Bewusstseins nicht mehr möglich ist.

Erkranken Kinder an einer Kopfgrippe, treten bei etwa 50 Prozent von ihnen langfristige Einschränkungen wie Verhaltensauffälligkeiten, Lernstörungen oder Entwicklungsverzögerungen auf. Außerdem kann ein Hydrozephalus (umgangssprachlich Wasserkopf) zurückbleiben und das Hören, das Sehen oder die Blasenkontrolle nachhaltig gestört sein.

Eine unbehandelte, virusbedingte Enzephalitis bringt zudem ein hohes Sterberisiko mit sich – die Herpes-Enzephalitis führt bei ausbleibender Therapie in 70 von 100 Fällen nach schwerem Verlauf zum Tode. Rechtzeitig behandelt, besteht jedoch eine Heilungschance von 80 Prozent. Ebenfalls gefährlich sind Viren, die in Europa nicht heimisch sind (Japanische Enzephalitis; West-Nil-Krankheit und auch Tollwut) – die Heilungschancen der Kopfgrippe stehen hier deutlich schlechter, da nur wenige Behandlungsmöglichkeiten bereitstehen.

Schützt euch und eure Kinder – wo es geht – durch Impfungen und scheut euch nicht, bei unklaren Symptomen euren Arzt oder eure Ärztin aufzusuchen. Bei einer Enzephalitis kommt es auf eine schnelle Behandlung an!

Quellen:

ELTERN

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