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Das Reizdarm-Syndrom (RDS oder kurz: Reizdarm) zeigt sich an Beschwerden des Darmtrakts, die entweder ständig auftreten oder immer wiederkehren. Typisch sind Bauchschmerzen, die oftmals von einem Völlegefühl oder von einem Druckgefühl insbesondere im unteren Bauchbereich begleitet werden. Auch ein Blähbauch oder Blähungen sind typische Beschwerden. Einige Betroffene leiden stärker unter Durchfall oder Verstopfung, manchmal auch an beidem, wobei die Symptome dann im Wechsel auftreten. Frauen sind vom Reizdarm-Syndrom doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Körperliche und psychische Faktoren haben Einfluss auf das Reizdarm-Syndrom
Dabei sind die Ursachen des Reizdarm-Syndroms bislang nicht umfassend geklärt. Da in der Regel keine körperlichen Zusammenhänge festgestellt werden können, ging man in der Vergangenheit von einer psychischen Erkrankung aus. Gelegentlich wurde Betroffenen auch unterstellt, sie hätten sich die Symptome nur eingebildet. Heute weiß man aber immerhin, dass verschiedene Faktoren zusammenspielen und einen Reizdarm auslösen.
So haben die meisten Patienten einen generell sehr empfindlichen Darm. Ihre Peristaltik, also die Bewegungen des Darms, mit denen er die Nahrung weitertransportiert, ist gestört. Viele Betroffene reagieren ebenfalls besonders sensibel auf Dehnungen des Darms durch angesammelte Luft. Aber auch bestimmte Darminfektionen (Magen-Darm-Grippe) können einen Reizdarm auslösen. Eine weitere Ursache ist seelischer Stress, der in der Regel als Nervosität, Angst, Kummer oder Ärger auftritt. Aber auch eine genetische Veranlagung wird gelegentlich diskutiert.
Keine Heilung in Sicht, aber Linderung möglich
Obwohl aufgrund der fehlenden Kenntnisse über die genauen Ursachen keine gezielte Behandlung oder Heilung des Reizdarm-Syndroms möglich ist, verschaffen bestimmte therapeutische Maßnahmen vielen Betroffenen zumindest Linderung. Bewährt hat sich insbesondere eine Anpassung derErnährung: regelmäßige kleine Mahlzeiten, die über den Tag verteilt sind; Ruhe beim Essen, wenig, noch besser gar kein Alkohol; viel trinken.
Auch auch Vorsicht mit bestimmten Lebensmitteln können die Auswirkungen eines Reizdarms zumindest abschwächen:
- bei Blähungen: Verzicht auf blähende Lebensmittel (Lauch, Zwiebeln und Hülsenfrüchte wie Bohnen)
- bei Verstopfung: Umstellung auf ballaststoffreiche Ernährung (frisches Obst und Gemüse)
- bei Blähungen und Verstopfung: Reduktion der Ballaststoffe insgesamt
- bei Durchfall: leicht stopfende Lebensmittel wie Bananen, Zwieback oder Reis
Weitere Maßnahmen können die Symptome lindern: Betroffene können mögliche Stressfaktoren reduzieren und sich Erholungspausen im Tagesablauf schaffen. Auch Autogenes Training, Yoga und andere Entspannungstechniken helfen bei der Stressbewältigung. Gegen Bauchschmerzen wirken lokale Wärmeanwendungen – zum Beispiel Wärmflaschen oder Körnerkissen –, gegen Blähungen Tees auf Basis von Fenchel, Anis oder Kümmel.
Vorübergehend können auch Schmerzmittel oder krampflösende Medikamente gegen Bauchweh verwendet werden. Bei Durchfall und Verstopfung helfen entsprechende Medikamente. Sie dürfen allerdings nicht zu häufig und nicht dauerhaft eingenommen werden. Medikamente sollten Sie nur in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt einnehmen.
Er kann auch zu weiteren Maßnahmen für die Linderung der Symptome raten. Bei besonders schweren Fällen erweisen sich beispielsweise Antidepressiva als erfolgreich, die in geringer Dosierung das Nervensystem des Darms beruhigen. Auch psychologische Verfahren wie Hypnose, Verhaltens- und Psychodynamische Psychotherapie zeigten bei einigen sehr schwer von Reizdarm geplagten Personen Erfolge.
Reizdarm während Schwangerschaft: reduzierte Aufnahme von Folsäure
Auch die Frage, ob es zwischen Reizdarm und Schwangerschaft einen direkten Zusammenhang gibt, ist immer noch offen. Manche Patientinnen berichten von einem Nachlassen ihrer Beschwerden, andere beklagen eine Verschlechterung. Gelegentlich haben Frauen erst während der Schwangerschaft einen Reizdarm entwickelt, der dann nach der Geburt des Kindes wieder verschwunden ist. Auf jeden Fall sollte der behandelnde Frauenarzt zurate gezogen werden.
Auch wenn Blähungen, Durchfall oder Verstopfung wahrscheinlich keine direkten Auswirkungen auf das Baby haben, so ist bei Patienten mit Reizdarm-Syndrom zumindest die Aufnahme von Folsäure, Vitaminen oder Mineralstoffen gestört. Damit Schwangere die optimale Menge der notwendigen Mikronährstoffe zu sich nehmen – B-Vitamine, Vitamin D, Calcium, Magnesium, Eisen sowie Zink – sind zusätzlich bestimmte Präparatenotwendig.
Der Frauenarzt berät Sie, welche geeignet sind und in welcher Dosierung die Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden müssen.