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Leistenbruch bei Babys Alles zur Leistenhernie bei Säuglingen

Leistenbruch bei Babys: Person wickelt einen Säugling
© golubovy / Adobe Stock
Ein Leistenbruch bei Babys ist in der Regel angeboren – etwa 4 von 100 neugeborenen Kindern sind betroffen. Hier erfahrt ihr alles über Ursache, Behandlung und mögliche Risiken.

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Ein Leistenbruch, auch Inguinalhernie oder Leistenhernie genannt, ist bei Babys meistens angeboren und in der Regel harmlos. Wie ihr ihn erkennt und wann die Hernie doch noch zum Notfall wird, erfahrt ihr hier.

Ursache: Wie bekommen Babys einen Leistenbruch?

Ein Leistenbruch bei Babys und Kleinkindern ist in den meisten Fällen eine angeborene Fehlbildung. Diese entsteht, wenn sich die natürliche Verbindung von Bauchraum, Leiste und Hodensack oder Schamlippen nicht richtig verschließt. Dies passiert in der Regel bis zur Geburt oder kurz danach. Bleibt die Verbindung hingegen zu einem Teil offen, können sich Eingeweide wie Teile des Darms, ein Eierstock oder Bauchgewebes durch die Bauchwand drücken – und die typische Wölbung (Bruchsack) in der Bauchwand entsteht.

Ein Leistenbruch kann aber auch jederzeit durch erhöhten Druck in der Bauchhöhle auftreten: Mögliche Ursachen sind hier Verstopfungen oder anhaltend starker Husten. Dies ist bei Säuglingen und Kindern aber nur in den seltensten Fällen so.

Unterschied zwischen einem Wasserbruch und einem Leistenbruch bei Babys

Bei einem Wasserbruch (Hydrozele) ist die Öffnung im Leistenkanal kleiner als bei einem Leistenbruch – statt der Eingeweide sammelt sich hier nur Bauchwasser im Bruchsack. Die Ursache ist jedoch ähnlich: Während der Embryonalentwicklung bilden sich die Hoden in der Bauchhöhle, umgeben von Bauchfell. Erst kurz vor der Geburt wandern die Hoden durch den Leistenkanal in den Hodensack. Im Anschluss verschließt sich der Leistenkanal – im Regelfall. Bleibt dieser Verschluss aus, kann es zu einem Wasserbruch oder, bei einer größeren Öffnung, zu einem Leistenbruch kommen.

Sichtbar wird der Wasserbruch bei Mädchen durch eine Ausbuchtung in der Leistengegend; bei Jungen durch eine Schwellung am Hoden. Denn die Flüssigkeit kann sich auch im Hodensack ansammeln. Im Unterschied zum Leistenbruch besteht bei einer Hydrozele die Chance, dass diese sich von selbst verschließt. In vielen Fällen ist also erstmal keine Operation nötig und die Schwellung wird zunächst beobachtet.

Häufigkeit: Wie viele Babys sind betroffen?

Leistenbrüche treten deutlich häufiger bei Jungen als bei Mädchen auf: männliche Babys sind etwa vier- bis achtmal so häufig betroffen. Insgesamt liegt das Risiko für einen Leistenbruch im Säuglingsalter bei etwa 4 Prozent; Frühgeborene sind hingegen deutlich häufiger betroffen. Da sich das Bauchfell im Leistenkanal oft erst kurz vor dem eigentlichen Geburtstermin schließt, ist dieses bei Frühgeborenen häufiger noch geöffnet. Weitere Risikogruppen für einen Leistenbruch sind Babys mit urologischen Problemen wie einem Hodenhochstand oder Babys, deren nahe Verwandten ebenfalls einen angeborenen Leistenbruch hatten.

Diagnose: Wie erkennt man eine Leistenhernie bei Babys?

Ein Leistenbruch bei Babys verursacht in der Regel keine Schmerzen und fällt vielen Eltern zufällig beim Wickeln oder Baden ihres Nachwuchses auf: Sie entdecken eine kleine Beule in der Leistengegend ihres Kindes – also am Übergang von Bauch zu Oberschenkel – oder eine Schwellung im Genitalbereich. Hernien treten etwas häufiger auf der rechten Seite der Leiste auf, können aber auch linksseitig oder in etwa 10 bis 50 Prozent der Fälle beidseitig auftreten. Oft zeigt sich diese weiche Vorwölbung in der Leistenregion nur, wenn das Kind schreit oder sich anstrengt – beispielsweise beim Pressen während des Stuhlganges. Im Ruhezustand verschwindet die Beule dann wieder. Es kann aber auch sein, dass der Bruch dauerhaft als glatte Beule sichtbar ist. Außerdem ist es möglich, dass der sogenannte Bruchsack bis in den Hodensack oder die Schamlippen des Babys wandert. Dann zeigt sich an den betroffenen Körperstellen eine sichtbare Schwellung.

Um sicherzugehen, dass euer Kind wirklich einen Leistenbruch hat, werden euer Kinderarzt oder eure Kinderärztin eine Tastuntersuchung und gegebenenfalls einen Ultraschall durchführen. In den meisten Fällen werden Leistenbrüche bei Babys innerhalb des ersten Lebensjahres entdeckt und diagnostiziert – dazu dienen auch die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen.

Wichtig: Ein Leistenbruch ist häufig beweglich; das heißt, die Beule lässt sich wegdrücken. Das macht ihr aber besser nicht ohne ärztliche Absprache, um euer Kind nicht zu verletzen.

Behandlung: Wird ein Leistenbruch bei Babys immer operiert?

Ja, ein Leistenbruch bei Babys wird immer operativ behandelt. Das liegt daran, dass sich der Bruch nicht von allein zurückbildet oder ausheilt. Um Komplikationen vorzubeugen, wird daher eine baldige chirurgische Behandlung empfohlen.

Wie dringend die Operation ist, hängt dabei vom Schweregrad des Leistenbruchs und auch vom Alter des Kindes ab. Sind die betroffenen Säuglinge noch sehr jung oder handelt es sich um ein Frühgeborenes, kann es ratsam sein, noch etwas zu warten. Denn je jünger die Kinder sind, desto risikoreicher kann die Operation mit Narkose sein. Auf der anderen Seite sind jüngere Babys häufiger von Komplikationen bei einem Leistenbruch betroffen. Hier werden die Ärzte und Ärztinnen abwägen, was individuell die beste Lösung ist. In der Regel wird die Operation aber in den nächsten Wochen oder Monaten nach der Diagnose durchgeführt.  

Wie läuft die Operation ab?

Die operative Behandlung eines Leistenbruchs ist ein schneller Routineeingriff – er dauert in der Regel nur 20 bis 30 Minuten. Durchgeführt wird die Operation meistens ambulant und unter Vollnarkose. Das bedeutet: Die Kinder können noch am selben Tag wieder nach Hause.
Sind die kleinen Patienten allerdings jünger als sechs Monate, werden sie in der Regel für eine kurze Zeit stationär aufgenommen. So können sie nach dem Eingriff und der Narkose besser überwacht werden.

Für die Korrektur des Leistenbruchs stehen dann zwei Operationsverfahren zur Auswahl: Entweder wird der Bruch von innen via Bauchspiegelung durch den Bauchraum oder von außen über einen kleinen Hautschnitt in der Leistenregion operiert. In beiden Fällen wird das Loch im Bauchfell des Leistenkanals durch das Vernähen mit eigenem Körpergewebe verschlossen. Die Naht ist in der Regel so stabil, dass sich bei weniger als einem Prozent der Kinder zu einem späteren Zeitpunkt erneut Gewebe hervor drückt.

Sorgen über Risiken der Operation müsst ihr euch nicht machen; Komplikationen sind äußerst selten. Sucht euch am besten einen Kinderchirurgen oder eine Kinderchirurgin, die auf Babys und Kleinkinder spezialisiert ist – dann seid ihr in den besten Händen.

Komplikationen: Ist ein Leistenbruch gefährlich?

Ein Leistenbruch bei Babys verläuft meistens harmlos. Aber er birgt Risiken: In der Lücke, die im Leistenkanal durch den Bruch entstanden ist, kann sich ein Teil des Darms einklemmen. Bei dieser sogenannten Brucheinklemmung wird das eingeklemmte Gewebe nicht mehr durchblutet und kann durch die Einklemmung absterben. Bei Jungen kann dies auch das Hodengewebe, bei Mädchen vorwiegend die Eierstöcke betreffen. In diesen Fällen ist eine sofortige Operation nötig, um eine Schädigung des Gewebes durch die Einklemmung zu verhindern.

Etwa 70 Prozent aller Patienten mit einer Brucheinklemmung sind Babys unter einem Jahr, das Risiko ist hier insbesondere in den ersten sechs Lebensmonaten erhöht. Liegt bei eurem Kind ein Leistenbruch vor – oder vermutet ihr das – achtet auf diese Symptome einer Brucheinklemmung:

  • Unruhe und vermehrtes Schreien
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schlechtes Trinkverhalten, Nahrungsverweigerung
  • Fieber
  • Rötliche Verfärbung der Beule
  • Schmerzen in der Leiste

Stellt ihr diese Symptome bei eurem Kind fest, sucht umgehend ein Krankenhaus auf oder wählt den Notruf. Ist der Leistenbruch eingeklemmt, muss dieser umgehend operiert werden.

Lese-Tipp: Euer Baby hat nach der Geburt eine bleibende Beule am Kopf? Das könnte ein Kephalhämatom sein! Hier erfahrt ihr mehr über den harmlosen Bluterguss.

Quellen:

ELTERN

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