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Kindergesundheit Meningitis: Was Eltern über die Infektion wissen müssen

Mutter spielt mit Baby
© GSK
Die gute Nachricht: Meningitis ist selten. Die schlechte: Babys und Kleinkinder trifft es am meisten, und eine Infektion ist lebensgefährlich. Wir stellen einen dramatischen Fall vor und sagen, wie Eltern ihr Kind vor Meningokokken schützen können.

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Leonie verbringt 85 Tage im Krankenhaus

Wenn das eigene Kind ums Überleben kämpfen muss, ist das für Eltern der wohl größte Albtraum, den sie sich vorstellen können. Kathrin (Name geändert) bangt ganze 85 Tage um ihrer elf Monate alte Tochter. Dabei zeigt die kleine Leonie (Name geändert) zunächst lediglich Symptome, die einem grippalen Infekt ähneln. Da weitere Untersuchungen im Krankenhaus keine Ergebnisse bringen, werden Mutter und Kind deshalb wieder nach Hause geschickt. Doch das Fieber steigt trotz fiebersenkender Mittel immer weiter an. Als Leonie schließlich nur noch flach atmet und dunkle Flecken auf ihrer Haut zu sehen sind, fährt Kathrin mit ihrem Baby wieder in Krankenhaus. Zum Glück!

Kindergesundheit: Meningitis: Was Eltern über die Infektion wissen müssen
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„Als sie Leonie so sahen, fingen alle sofort an zu rennen und alles musste so schnell wie möglich gehen, um sie zu retten. Sie hatte einen septischen Schock, mehrere Organe versagten und aufgrund der Hauteinblutungen vermuteten die Ärztinnen und Ärzte sofort eine Meningokokken-Erkrankung“, erinnert sich Kathrin. Der Verdacht bestätigt sich schnell. Die Meningokokken-Meningitis (Hirnhautentzündung) hatte bei Leonie eine Sepsis (Blutvergiftung) verursacht. Organversagen, Bluttransfusionen, Dialyse, über 20 Operationen an ihrem Bein – Leonie kämpft und verbringt fast 3 Monate im Krankenhaus. Die Ärzte retten sie, doch sie muss mit zahlreichen Folgeerscheinungen leben. Unter anderem ist ihre Nebenniere wahrscheinlich dauerhaft geschädigt, und ob ihr stark vernarbtes Bein langfristig gerettet werden kann oder doch noch amputiert werden muss, ist noch immer nicht sicher.

Meningokokken-Meningitis: Sehr selten, aber auch sehr gefährlich

Doch letztlich hat Leonie sogar Glück im Unglück gehabt. Denn Infektionen mit Meningokokken enden nicht selten tödlich, vor allem, wenn sie zu spät erkannt werden.
Die harten Fakten:

  • Im Jahr 2019 erkrankten laut Robert-Koch-Institut 265 Menschen in Deutschland an einer Meningokokken-Infektion, 28 davon starben. 
  • Meist sind Babys und Kleinkinder betroffen, da ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist.
  • Bei zwei Dritteln der Erkrankungen kommt es zu einer Hirnhautentzündung, in einem Drittel zu einer Blutvergiftung.
  • In 10 bis 20 Prozent der Fälle erleiden die Betroffenen bleibende Schäden. Manchmal müssen Gliedmaßen amputiert werden, um das Leben des Patienten zu retten. Krampfanfälle, Taubheit, Lernschwäche und kognitive Probleme kommen als Spätfolgen vor.

Wie können Eltern eine Infektion mit Meningokokken erkennen?

Krankes Kleinkind
© AGrigorjeva / iStock

Die allerersten Symptome sind Fieber, Kopfschmerzen, Lichtscheu und allgemeines Krankheitsgefühl, ähnlich wie bei grippalen Infekten. Aber schnell verschlimmert sich das Krankheitsgefühl, die Erkrankten werden schläfrig und benommen. Ein typisches Zeichen ist die schmerzhafte Nackensteifigkeit, oft kombiniert mit morgendlichem Erbrechen. In schweren Fällen zeigen sich durch Störungen der Blutgerinnung punktförmige oder flächige Einblutungen auf der Haut und den Schleimhäuten.
Aber: Bei Säuglingen und Kleinkindern können die Beschwerden einer Meningokokken-Erkrankung weniger deutlich sein. Die typische Nackensteifigkeit fehlt eventuell. Dafür haben erkrankte Babys neben den üblichen Symptomen wie Fieber, Erbrechen, Krämpfen, Reizbarkeit oder Schläfrigkeit eventuell eine vorgewölbte oder harte Fontanelle – das ist die Spalte zwischen den Schädelplatten.

Wie können Eltern ihr Kind vor solch einer Infektion schützen?

Zum einen durch das Wissen, woran man eine Meningitis erkennt und dass es bei einer solchen Infektion innerhalb von Stunden um Leben und Tod gehen kann.
Der wirksamere Schutz aber setzt viel früher an: Zum Glück kann man gegen Meningokokken impfen. Dazu muss man wissen: Es gibt verschiedene Meningokokken-Typen. In Deutschland sind Meningokokken der Typen B und C am häufigsten.
 Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Impfung für alle Kinder im Alter von 12 bis 23 Monaten gegen den Typ C. Es stehen auch Impfungen gegen weitere Typen (A, C, W, Y und/oder B) zur Verfügung. Allerdings werden sie von der STIKO bisher nur bestimmten Risikogruppen empfohlen:

  • Menschen mit Störungen des Abwehrsystem
  • Laborpersonal
  • Reisenden in Länder mit vielen Meningokokken-Erkrankungen
  • Vor Pilgerreisen nach Mekka
  • Schülern und Studenten vor Auslandsaufenthalten in Länder mit einer Impfempfehlung
  • Bei regionalen Häufungen von Meningokokken-Erkrankungen
  • Bei bisher ungeimpften Kontaktpersonen von Erkrankten

Aber: Eine ganze Reihe von Krankenkassen übernehmen inzwischen auch die Kosten für die Meningokokken B-Impfung. Die "Kinderärzte im Netz" führen eine Liste dieser Krankenkassen.
Am besten sprichst du mit dem Kinderarzt darüber, welche Impfungen für dein Kind sinnvoll sind und es am besten schützen. Da auch Jugendliche ein erhöhtes Risiko haben, sich mit Meningokokken zu infizieren und zu erkranken, empfiehlt die Ständige Impfkommission, eine fehlende Impfung bis zum 18. Geburtstag nachzuholen.

U-Untersuchungen

Noch einmal zurück zu Leonie: Das Mädchen hat zum Zeitpunkt ihrer Erkrankung zwar alle standardmäßig empfohlenen Impfungen entsprechend ihres Alters bekommen, also auch die Standardimpfung gegen Meningokokken C. Doch diese  konnte sie nicht schützen, da sie an einer anderen Meningokokken-Gruppe erkrankt ist. Ihren Eltern war sich bis zur Erkrankung ihrer Tochter jedoch nicht bewusst, dass zusätzlich mögliche Impfungen gegen die Gruppen B und ACWY gibt. 

Diese Websites informieren umfassend über Meningitis

Lese-Tipp: Nicht nur die Hirnhäute, sondern auch das Gehirngewebe kann sich entzünden. Hier erfährst du mehr über die sogenannte Kopfgrippe (Enzephalitis).

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