Artikelinhalt
- Definition: Was ist eine Mittelohrentzündung?
- Symptome: Wie erkennt man eine Mittelohrentzündung bei Kind und Baby?
- Komplikationen: Wie gefährlich ist eine Mittelohrentzündung bei Kindern?
- Behandlung: Was hilft Kindern bei einer Mittelohrentzündung?
- Prävention: Womit lässt sich einer Mittelohrentzündung bei Kindern vorbeugen?
Die akute Mittelohrentzündung gehört zu den häufigsten Erkrankungen im Kindesalter: Laut Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. durchlebt jedes europäische Kind bis zum Alter von sieben Jahren mindestens eine Mittelohrentzündung; im ersten Lebensjahr ist statistisch gesehen jedes zweite Baby von diesem Infekt betroffen. Einen medizinischen Notfall stellt die Entzündung nicht dar, doch sie sollte begutachtet und gegebenenfalls durch Ohrenarzt oder -ärztin behandelt werden – denn es können Komplikationen auftreten.
Definition: Was ist eine Mittelohrentzündung?
Eine akute Mittelohrentzündung (medizinisch: Otitis media acuta) ist eine Entzündung der Schleimhäute im Mittelohr. Das Mittelohr ist der verbindende Teil zwischen dem sichtbaren, äußeren Ohr und dem Innenohr. Es beginnt hinter dem Trommelfell und umfasst die luftgefüllte Paukenhöhle sowie die Ohrtrompete – auch Tuba, Tube oder Eustachische Röhre genannt.
Häufig tritt die Mittelohrentzündung infolge eines Atemwegsinfektes mit Schnupfen (Erkältung, Grippe) oder einer Halsentzündung auf, wenn Viren und Bakterien aus dem Nasen- und Rachenraum durch die Ohrtrompete in das Mittelohr aufsteigen. Die Erreger aus dem Nasen-Rachen-Raum besiedeln durch die Ohrtrompete das Mittelohr und verursachen dort eine Superinfektion: die Schleimhäute schwellen an. Dadurch ist die Belüftung des Mittelohrs beeinträchtigt, Viren und Bakterien breiten sich weiter aus und es kommt zu einer Ansammlung von Sekret-Flüssigkeit und/oder Eiter – dem sogenannten Paukenhöhlenerguss. In seltenen Fällen können Krankheitserreger auch von außen durch ein defektes Trommelfell eindringen – daher bitte keine Wattestäbchen in das Ohr stecken.
Am häufigsten tritt die akute Mittelohrentzündung bei Babys und Kleinkindern zwischen sechs und 18 Monaten auf; ab dem 2. Lebensjahr nimmt die Wahrscheinlichkeit ab. Das liegt daran, dass die Anatomie der Ohren bis dahin noch nicht komplett ausgereift ist. Die Ohrtrompete – die den Nasen-Rachen-Raum mit dem Mittelohr verbindet – ist bei Säuglingen und Kleinkindern noch kurz. Krankheitserreger können so schneller und leichter aufsteigen und zu einer Entzündungsreaktion führen. Außerdem schwillt die Schleimhaut bei kleinen Kindern im Mittelohr leichter an, was die Belüftung und den Ablauf von Flüssigkeit erschwert.
Weitere Faktoren, die das Risiko für eine Otitis media erhöhen können:
- Kontakt mit Zigarettenrauch in der Umgebung (Passivrauchen)
- Ständiger Gebrauch von Schnullern
- Häufiger und enger Kontakt zu anderen Kindern
- Polypen (vergrößerte Rachenmandeln)
- Langanhaltende Erkältungen mit Schnupfen
- Grunderkrankungen wie Allergien, Gaumenspalte oder Fehlbildungen im Gehörgang
Kommt es in den ersten sechs Lebensmonaten zu einer akuten Mittelohrentzündung, erhöht sich zudem die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Infekt häufig wiederholt.
Wie lange dauert eine Mittelohrentzündung beim Kind?
In den meisten Fällen verschwindet eine Mittelohrentzündung bei Kindern oder Babys genauso schnell, wie sie gekommen ist: Die akute Entzündung klingt häufig bereits nach wenigen Tagen folgenlos wieder ab. Bessern sich die Beschwerden nicht innerhalb einiger Tage oder ist euer Kind nach zwei bis drei Wochen noch nicht vollständig genesen, deutet das auf Komplikationen hin und ihr solltet als Eltern erneut einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.
Wann können Kinder mit Mittelohrentzündung wieder in die Kita?
Während der Erkrankung sollte euer Kind zu Hause bleiben. Zwar ist eine Mittelohrentzündung nicht ansteckend, doch die Kleinen brauchen Ruhe, um sich auszukurieren. Wenn euer Kind fit ist, keine Schmerzen oder Fieber hat und die Entzündung abklingt, kann es Schule oder Kindergarten wieder besuchen.
Symptome: Wie erkennt man eine Mittelohrentzündung bei Kind und Baby?
Eine akute Mittelohrentzündung geht häufig mit einem Druckgefühl sowie plötzlich einsetzenden, pulsierenden Ohrenschmerzen einher, die ein- oder beidseitig und verstärkt in der Nacht oder am Abend auftreten. Babys und Kleinkinder, die noch nicht reden können, machen euch durch den sogenannten Ohrenzwang auf die Schmerzen aufmerksam: Sie reiben oder ziehen sich ständig an ihren Ohren.
Hält das Trommelfell dem Druck des Paukenergusses nicht mehr Stand, kann es zudem zum Ohrenfluss (Otorrhö) kommen: Durch kleine Risse im Trommelfell läuft das Sekret aus dem Ohr eures Kindes heraus – dieses ist zunächst trüb-wässrig und im späteren Krankheitsverlauf eitrig-dickflüssig. Durch den nachlassenden Druck lindert der Ohrenfluss häufig sofort die Schmerzen, er tritt aber nicht immer auf.
Ein weiteres Anzeichen für eine Mittelohrentzündung beim Kind ist zudem ein verringertes Hörvermögen: Da das Sekret im Mittelohr die Schallübertragung ins Innenohr beeinträchtigen kann, hört euer Kind möglicherweise schlechter.
Weitere Symptome, die bei einer Mittelohrentzündung auftreten können:
- Fieber
- Schlafprobleme und Unruhe
- Erkältungssymptome (Schnupfen, Halsschmerzen)
- Appetitlosigkeit und Bauchschmerzen
- Gleichgewichtsstörungen und Ohrgeräusche
- Weinen und Gereiztheit
- Erbrechen und Durchfall
- Kopfschmerzen
- Berührungsempfindlichkeit hinter der Ohrmuschel (Warzenfortsatz)
Wann müssen Kinder mit Mittelohrentzündung zum Kinderarzt?
Zeigt euer Kind die oben genannten Symptome, sucht immer euren Kinderarzt oder eure Kinderärztin auf. Die Ohren der Kleinen werden dann mit einer kleinen Leuchte (Otoskop) untersucht und Arzt oder Ärztin schauen, ob das Trommelfell gerötet und vorgewölbt ist. Außerdem testen die Mediziner*innen, ob sich Flüssigkeit im Mittelohr befindet – was ein Zeichen für eine Infektion ist. Auch wenn eine Mittelohrentzündung bei Kind oder Baby in der Regel schnell abheilt und keine Probleme verursacht, sollte der Krankheitsverlauf überwacht werden – denn in seltenen Fällen können Komplikationen auftreten.
Komplikationen: Wie gefährlich ist eine Mittelohrentzündung bei Kindern?
Es kann passieren, dass der Paukenerguss auch nach Abklingen der Entzündung im Mittelohr nicht vollständig zurückgeht – was zum einen neue Infektionen begünstigt und zum anderen das Gehör eures Kleinkindes beeinträchtigt. Ein längerfristig eingeschränktes Hörvermögen kann die Sprachentwicklung eures Kindes negativ beeinflussen. Habt ihr das Gefühl, dass euer Kind auch nach der Mittelohrentzündung noch schlecht hört, sucht daher einen HNO-Arzt bzw. eine HNO-Ärztin auf und lasst einen Hörtest vornehmen. Gegebenenfalls können dann sogenannte Paukenröhrchen in das Ohr eures Kindes eingesetzt werden. Das sind kleine Röhrchen aus Kunststoff, die durch einen Schnitt im Trommelfell in das Mittelohr eingeführt werden und dieses belüften – so soll der chronische Paukenhöhlenerguss langfristig behoben werden. Hat euer Kind zudem Polypen – also vergrößerte Rachenmandeln – wird neben Röhrchen möglicherweise eine operative Entfernung ebendieser empfohlen.
In seltenen Fällen kann eine Mittelohrentzündung zudem verschiedene Komplikationen verursachen. Daher ist es wichtig, dass ihr euer Kind bei einem Verdacht auf Otitis media acuta immer ärztlich untersuchen lasst. Folgende Komplikationen sind möglich:
- Mastoiditis: Bei einer Mastoiditis wird neben dem Mittelohr auch der knöcherne Teil des Gehörgangs (Warzenfortsatz) infiziert, was zu starken Schmerzen führt und fachärztlich behandelt werden muss. Die Mastoiditis ist die häufigste Komplikation einer Mittelohrentzündung bei Kleinkindern und Babys.
- Labyrinthitis: Als Labyrinthitis wird die Erweiterung der Ohrentzündung bis ins Innenohr bezeichnet. Infolgedessen kommt es zu Drehschwindel, Erbrechen, Augenzucken und möglicherweise zu bleibenden Hörschäden.
- Gesichtslähmung: Greift die Mittelohrentzündung auf den siebten Hirnnerv (Nervus fascialis) über, kann es zu einer einseitigen Gesichtslähmung kommen. Der Nervus fascialis steuert die Mimik und liegt in unmittelbarer Nähe des Mittelohrs.
- Hirnhautentzündung: Geht eine akute, eitrige Ohrentzündung auf die Hirnhäute über, kann es zu einer Meningitis (Hirnhautentzündung) kommen. Liegt zusätzliche eine Infektion des Innenohrs vor, erhöht sich das Risiko für eine Meningitis.
Behandlung: Was hilft Kindern bei einer Mittelohrentzündung?
Oft heilt eine akute Mittelohrentzündung von allein ab und ihr bekommt kein spezielles Medikament verschrieben. Um die Beschwerden eurer Kinder zu lindern, könnt ihr als Eltern nach ärztlicher Absprache aber entzündungshemmende, schmerzstillende und fiebersenkende Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol verabreichen. Ansonsten empfohlen: viel Bettruhe und die Vermeidung von Wasser im Ohr – beim Duschen und Baden also besonders aufpassen oder ein paar Tage verzichten.
Hat euer Kind starken Schnupfen und eine verstopfte Nase, kommen zudem abschwellende Nasentropfen infrage. Diese können dazu beitragen, dass das Mittelohr besser belüftet wird. Nasentropfen für Babys und Kinder aber bitte nicht ohne ärztliche Rücksprache und nur für kurze Zeit verwenden, da sonst ein Gewöhnungseffekt droht. Dies gilt gleichermaßen für Ohrentropfen – bitte auf keinen Fall eigenmächtig verwenden.
Wenn euer Kind sehr starke Ohrenschmerzen hat, über einen längeren Zeitraum schlecht hört und sich das Trommelfell durch den Druck des gestauten Sekrets im Mittelohr deutlich hervorwölbt, kann auch eine Punktion des Trommelfells lindernd wirken und infrage kommen. Hierbei setzen Arzt oder Ärztin einen kleinen Schnitt in das Trommelfell, damit die infizierte Flüssigkeit ablaufen kann. Das Trommelfell heilt danach von selbst wieder ab.
Viele Eltern setzen zudem auf ein beliebtes Hausmittel gegen Ohrenschmerzen: Warme Zwiebelsäckchen sollen eine schmerzlindernde Wirkung haben. Hierzu werden rohe, geschnittene Zwiebeln in ein Tuch (oder eine alte Socke) eingeschlagen, im Wasserbad erwärmt und dann auf das betroffene Ohr gelegt. Die Wärme und die entzündungshemmenden sowie antibakteriellen Schwefelverbindungen der Zwiebel sollen die Heilung fördern und lindernd wirken – ein wissenschaftlicher Nachweis über die Wirksamkeit steht hier allerdings noch aus.
Antibiotikum bei einer Mittelohrentzündung – ja oder nein?
Ein Antibiotikum ist nicht immer nötig und zielführend, denn häufig lösen Viren die Mittelohrentzündung aus – und gegen diese wirken Antibiotika nicht. Außerdem heilt eine akute Mittelohrentzündung oft von selbst aus und eine Antibiotikatherapie ist überhaupt nicht notwendig. Daher wird empfohlen, zwei bis drei Tage abzuwarten und Antibiotika erst einzusetzen, wenn sich die Beschwerden nicht bessern oder verschlimmern.
In folgenden Fällen kann es dazu kommen, dass euer Kinderarzt oder eure Kinderärztin Antibiotika wie Amoxicillin verschreiben und eine Antibiotikatherapie anordnen:
- Euer Kind ist sehr jung (unter 6 Monaten).
- Die Infektion bessert sich nicht oder es deuten sich Komplikationen an.
- Euer Kind leidet wiederholt an Mittelohrentzündungen.
- Beidseitige Beschwerden und ein eitriger Ausfluss deuten auf eine bakterielle Infektion hin.
Prävention: Womit lässt sich einer Mittelohrentzündung bei Kindern vorbeugen?
Gänzlich verhindern könnt ihr eine Mittelohrentzündung bei eurem Kind nicht, aber es gibt präventive Maßnahmen:
- Impfen:
Eine Impfung gegen Pneumokokken schützt auch vor akuten Mittelohrentzündungen. - Ohren nur vorsichtig reinigen:
Verzichtet auf Fremdkörper wie Wattestäbchen in den Ohren eurer Kinder, um das Trommelfell nicht zu verletzen. - Rauchfreie Umgebung:
Sollte eigentlich ohnehin klar sein: In der Nähe eurer Kinder (dazu gehört auch der Balkon) bitte keine Zigaretten rauchen. - Eventuell Nasentropfen:
Abschwellende Nasentropfen bei einer Erkältung mit verstopfter Nase können einer Mittelohrentzündung vorbeugen. Aber bitte nur nach ärztlicher Rücksprache nutzen. - Stillen:
Muttermilch scheint Neugeborene vor Infektionen des Mittelohrs zu schützen. - Schnuller nicht zu häufig geben:
Ein Schnuller kann ein praktisches Hilfsmittel sein, scheint aber Mittelohrentzündungen zu begünstigen.
Quellen:
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Mittelohrentzündung, zuletzt aufgerufen am 18.07.2023.
- Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.: Akute Mittelohrentzündung, zuletzt aufgerufen am 18.07.2023.
- Ärzteblatt: Stillen könnte Mittelohrentzündungen vorbeugen, zuletzt aufgerufen am 18.07.2023.