Artikelinhalt
"Pavor nocturnus"-Anfälle sind vor allem bei Kleinkindern und Kindern im Vorschulalter und Grundschulalter ein häufiges Phänomen. Warum du keine Angst vor dieser Schlafstörung haben musst und wie du deinem Kind helfen kannst, erfährst du hier.
In welchem Alter tritt der Nachtschreck auf?
Bei Kindern zwischen etwa drei Jahren und dem sechsten Lebensjahr tritt diese Schlafstörung am häufigsten auf. Besonders häufig taucht der Nachtschreck während der Einschulungszeit auf, meistens ohne Vorwarnung und sehr plötzlich.
In seltenen Fällen kommt die Schlafstörung (auch Parasomnie) sogar bei Kleinkindern und Babys unter einem Jahr vor. Hier gilt, genau wie bei älteren Kindern: Ruhe bewahren! Besonders bei Babys sind das nächtliche Schreien und starke Weinen erschreckend für betroffene Eltern. Es muss sich allerdings nicht bei jeder Schreiattacke um einen Nachtschreck handeln. Viele andere Gründe können, besonders in den ersten Lebensmonaten, den Nachtterror verursachen. Wenn die Aufwachstörungen besonders lange und häufig auftreten und auch nach dem dritten Monat nicht besser werden, ist es besser, einmal den Kinderarzt bzw. die Kinderärztin zu Rate zu ziehen.
Was sind die Symptome für das Phänomen?
Der Nachtschreck tritt überwiegend vor Mitternacht auf, meistens in den ersten drei Stunden nach dem Einschlafen, und zwar in den Non-REM-Phasen. In diesen Schlafphasen ist die Gehirnaktivität deutlich heruntergeschraubt und Träume kommen nur spärlich oder gar nicht vor. Ein Nachtschreck beginnt meistens mit einem durchdringenden Schrei. Dazu schlagen die meisten Kinder wild im Bett um sich, haben geweitete Pupillen, einen erhöhten Puls und atmen schnell. Auch Schweißausbrüche oder Gänsehaut können auftreten.
Erschreckend für betroffene Eltern ist besonders, dass das Kind auf keinerlei Beruhigungsversuche reagiert und in einer anderen Welt gefangen zu sein scheint. Es wirkt wach, schläft aber noch. Der Nachtschreck kann bis zu zehn Minuten andauern, danach schläft das Kind friedlich wieder ein. Am nächsten Morgen kann es sich nicht an das Ereignis erinnern.
Wie häufig tritt der Nachtschreck auf?
Das ist unterschiedlich. Viele Kinder haben nur einen einzigen Anfall. Ein bis fünf Prozent aller Kinder hat hingegen mehrfach Attacken. Sie können in aufeinanderfolgenden Nächten auftreten, sich aber auch auf einige Tage, Wochen oder sogar Jahre verteilen. Übrigens kommt der Nachtschreck bei Jungen häufiger vor als bei Mädchen. Insgesamt erleben aber nur circa drei bis sechs Prozent aller Kinder einen Nachtschreck. Um die Häufigkeit der Aufwachstörungen zu dokumentieren, empfiehlt sich ein Schlafprotokoll.
Was ist die Ursache für die Schlafstörung?
Der Nachtschreck steht im Zusammenhang mit der Entwicklung des zentralen Nervensystems. Einfach gesagt, handelt es sich um eine Übererregung und Überreizung des Nervensystems. Das Nervensystem ist bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr meistens noch nicht vollständig entwickelt und reagiert dadurch auf Reize und äußerliche Einflüsse empfindlicher. Übermüdung, starke Reize, Stress und Krankheiten können daher einen Nachtschreck begünstigen. Psychische Störungen oder Probleme stehen generell nicht im Zusammenhang mit einem Nachtschreck, daher ist meistens auch kein Arztbesuch nötig.
Was reagiere ich als Mutter oder Vater richtig?
Am besten bleibst du so ruhig wie möglich, denn der Nachtschreck ist in den meisten Fällen völlig unbedenklich. Achte darauf, dass sich dein Kind während dieser kurzen Phasen nicht verletzen kann. Der Nachtschreck kommt vor allem dann vor, wenn dein Kind körperlich sehr erschöpft ist. Das heißt, ein Kind, das vor dem Einschlafen sehr aktiv war, schreckt eher auf als eines, das Zeit hatte, den Tag mit Einschlafritualen ruhig ausklingen zu lassen. Ruhephasen vor dem Schlafengehen sind also sehr wichtig. Und: Auch Fernsehen beeinflusst den Tiefschlaf negativ.
Checkliste: Was kann ich tun?
- Bleib ruhig und versuche nicht, dein Kind aufzuwecken.
- Wenn dein Kind um sich schlägt, halte es auf keinen Fall fest, sondern versuche nur, Verletzungen zu vermeiden.
- Sprich ruhig und leise mit deinem Kind.
- Wenn dein Kind schlafwandelt, versuche, es vorsichtig und behutsam wieder ins Bett zu führen.
- Erzähl deinem Kind am besten nichts von den nächtlichen Ereignissen und Gefahren, denn das kann zusätzliche Ängste auslösen. Dies gilt natürlich nicht für einen Albtraum. An schlechte Träume erinnern sich die meisten Kinder nach dem Schlafen selbst und möchten auch häufig noch darüber sprechen.
Wann sollen wir mit dem Kind zum Kinderarzt bzw. zur Kinderärztin?
- Wenn dein Kind in der Vorpubertät immer noch unter dem Nachtschreck leidet.
- Wenn die Symptome sehr häufig auftreten und dein Kind sehr sensibel und ängstlich ist.
- Wenn dein Kind tagsüber häufig sehr müde ist.
Was unterscheidet den Nachtschreck vom Albtraum?
Nachtschreck (Pavor nocturnus) | Albtraum |
Das Kind wacht nachts plötzlich schreiend auf, schlägt eventuell um sich, hat einen erhöhten Puls, ist nicht ansprechbar, kann schlafwandeln. | Das Kind wacht aus einem Albtraum auf, kann schreien oder weinen und ist ansprechbar. |
Es kann bis zu 10 Minuten dauern, danach schläft das Kind meistens friedlich weiter. | Das Kind wacht im Bett aus dem Schlaf auf und kann sich an den Traum erinnern. Meist schläft es nicht direkt wieder ein und braucht Zuwendung und Trost. |
Nach dem Aufwachen hat das Kind keine Erinnerung an das Erlebnis. | An einen Albtraum kann sich das Kind meistens nach dem Aufwachen noch erinnern, manchmal auch noch Tage danach. |
Die Ursache hängt mit der Entwicklung des zentralen Nervensystems zusammen, meistens ausgelöst durch eine Überreizung und Übererregung. | Die Ursache hängt meistens mit Erlebnissen, Ängsten, Eindrücken, Belastungen zusammen. |
Tritt meistens im Alter zwischen drei und sechs Jahren auf. | Albträume können schon ab dem zweiten Lebensjahr vorkommen. |
Tritt meistens im ersten Drittel der Nacht auf, eine bis drei Stunden nach dem Einschlafen (Non-REM-Schlafphasen). | Tritt meistens in der zweiten Nachthälfte auf (REM-Schlafphase), nie in der Tiefschlafphase. |
Quellen:
Kindergesundheit-info.de: Von Albträumen, Nachtschreck und Schlafwandlern, zuletzt aufgerufen 23.05.2023.
Kinderaerzte-im-Netz.de: Nachtschreck im Kleinkindalter meist unbedenklich, zuletzt aufgerufen 23.05.2023.
Kinderaerzte-im-Netz.de, Nachtschreck: Kind festhalten und leise sprechen, zuletzt aufgerufen 23.05.2023.
Dgk.de: Alptraum oder Nachtangst?, zuletzt aufgerufen 23.05.2023.