Artikelinhalt
Die Ursachen für feuchte Nächte
Jedes Kind entwickelt sich unterschiedlich, manche sind schnell sauber, andere Kinder brauchen etwas länger. Doch spätestens ab dem fünften Lebensjahr haben es die meisten geschafft und werden wach, wenn sie Pipi müssen. Die meisten, aber nicht alle: Bis zu zehn Prozent der Siebenjährigen und ca. ein bis zwei Prozent der Jugendlichen sind noch Bettnässer. Bettnässen (Enuresis) kann sowohl organische als auch seelische Ursachen haben. Vom primären nächtlichen Einnässen spricht man bei Kindern, die noch nie längere Zeit nachts trocken waren. Dafür kommen folgende Ursachen infrage:

Familiäre Veranlagung
Wenn ein Elternteil Bettnässer war, dann ist das Risiko des Kindes ebenfalls ins Bett zu machen bei etwa 40 Prozent. Wenn Vater und Mutter betroffen waren, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf bis zu 70 Prozent.
Reifeverzögerung
Besonders tiefer Schlaf
Eltern von bettnässenden Kindern berichten, dass ihr Kind nur sehr schwer aufzuwecken sei. Das bestätigen Untersuchungen in Schlaflabors: Es wurde festgestellt, dass Kinder trotz voller Blase nicht wach werden. Sie verschlafen die Körpersignale einfach.
Verzögertes Reifen der Nervenbahnen
Die Nervenbahnen der Kinder sind noch nicht komplett ausgereift, sodass sie die volle Harnblase im Schlaf nicht bemerken. Die Blase der Kleinen entleert sich noch ohne bewusste Steuerung.
ADHS erhöht die Wahrscheinlichkeit des Bettnässens
Studien in den USA zeigen, dass etwa 30 Prozent der untersuchten Kinder mit ADHS-Diagnose Bettnässer waren. In der Kontrollgruppe ohne ADHS waren es nur etwa zehn Prozent. Bei Kindern mit ADHS ist die Reizverarbeitung im Gehirn gestört; die Reize von Darm und Blase kommen nicht richtig im Gehirn an. Die Folge: Die Kinder schlafen trotz voller Blase weiter.
Zu kleine Blase
Wenn die Blase zu klein ist, kann das einerseits genetische Gründe haben. Andererseits haben Kinder, die zu wenig trinken, eine ungeübte Blase. Sie fasst nicht so viel, weil sie zu wenig Flüssigkeit umzusetzen hat. Als Faustregel zur Berechnung der Blasengröße gilt: Alter in Jahren mal 30 ml. Ein fünfjähriges Kind kann zum Beispiel 150 ml Flüssigkeit in seiner Blase speichern – gerade mal so viel wie in einen kleinen Joghurt-Becher passt.
ADH-Mangel
Während Säuglinge zu jeder Tages- und Nachtzeit gleich viel Pipi machen, reduziert sich die Urinproduktion bei Erwachsenen nachts auf ein Drittel. Die Ruhe in der Nacht bringt das Hormon ADH (Antidiuretisches Hormon). Der Organismus des Kindes muss erst lernen, das Hormon zu bilden, das den Wasserhaushalt im Körper steuert.
Falsche Trinkgewohnheiten
Kinder, die vormittags wenig trinken und gegen Abend dann Durst bekommen, machen nachts häufiger ins Bett. Sie sollten deswegen ca. drei Viertel der Flüssigkeit, die der Körper tagsüber braucht, vor 17.00 Uhr trinken. Am besten zuckerarme Getränke, weil Zucker Flüssigkeit im Körper bindet und sie nachts abbaut.
Organische Probleme
Eine Blasenentzündung oder auch erste Anzeichen einer Zuckerkrankheit können Auslöser fürs Bettnässen sein. Ein Kinderarzt kann mögliche Krankheiten schnell feststellen.
Seelische Faktoren
Manchmal machen Kinder ins Bett, wenn sie viel Kummer haben. Zum Beispiel wenn die Eltern sich trennen, ein Umzug ansteht oder der Opa gestorben ist. Doch keine Angst, wenn der erste Schmerz überwunden ist, werden die Kleinen lernen, mit der Situation umzugehen und das Bett bleibt wieder trocken.
Lese-Tipp: Euer Kind geht zum Urinieren problemlos auf Klo, aber will das große Geschäft ausschließlich in die Windel machen? Dann könnte das Toilettenverweigerungssyndrom dahinterstecken.
Verwendete Quellen: Ärzteblatt, American Academy of Pediatrics, Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V., kinderarzt.at, gesundheitsinformation.de