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Nesselsucht beim Kind Woher kommen die juckenden roten Quaddeln – und was hilft?

Kleinkind im gelben Kleid hebt Arm mit großer Nesselsucht-Quaddel
© Piman Khrutmuang / Adobe Stock
„Nesselsucht“ – das klingt nicht nur fies, der Ausschlag ist es auch: Plötzlich breiten sich juckende rote Quaddeln auf der Haut aus. Kleine Kinder sind besonders häufig betroffen. Was hilft? Hier alles Wichtige.

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Wer je schmerzhaften Kontakt mit einer Brennnessel hatte, versteht gleich, warum die medizinische Diagnose Urtikaria auf deutsch Nesselsucht oder Nesselausschlag genannt wird: Wie auch nach der Berührung mit Brennnesselblättern erscheinen plötzlich rote Quaddeln auf der Haut. Aber anders als bei Brennnessel-Ausschlag brennen diese Quaddeln nicht, stattdessen jucken sie fies. Außerdem ist nicht immer so schnell ersichtlich, was die Urtikaria ausgelöst hat. Wir haben alle wichtigen Fragen und Antworten zum Thema Nesselsucht beim Kind für euch zusammengestellt.

Wie sieht Nesselausschlag bei Kindern aus?

Nesselsucht ist leicht von anderen Hautausschlägen zu unterscheiden: Sie taucht plötzlich auf, die Quaddeln und Rötungen sind stecknadelkopf- bis handtellergroß, können überall am Körper auftreten und ihren Ort auch schnell wechseln. Ein sehr deutliches Symptom ist der starke Juckreiz. In schweren Fällen kann die Haut auch deutlich anschwellen, etwa im Gesicht. Dann spricht man von Angioödemen.

Ist Nesselsucht gefährlich?

Wenn das Kind keine weiteren Symptome hat, sondern nur die typischen Quaddeln auf der Haut, dann ist Urtikaria zwar nervig und unangenehm, aber harmlos.

Anders ist die Lage, wenn bedrohliche Symptome dazukommen, die auf eine schwere allergische Reaktion hinweisen, etwa Atemnot, Anschwellen der Zunge, Kreislaufschwäche. Dann bitte sofort den Notruf für rasche ärztliche Hilfe wählen. Und natürlich ist es wichtig, danach die Ursache der allergischen Reaktion herauszufinden.

Wie entsteht Nesselsucht?

Die Quaddeln treten auf, wenn bestimmte Immunzellen, „Mastzellen“ genannt, durch einen Reiz aktiviert werden und dann Histamin und andere Botenstoffe im Körper freisetzen. Histamin sorgt zum Beispiel auch bei Heuschnupfen für Schwellungen und Juckreiz.

Aber viel wichtiger ist ja: Warum wird das Histamin im konkreten Fall freigesetzt? Um es gleich zu sagen: Oft ist die Ursache für eine akute Nesselsucht nicht herauszubekommen, zu vielfältig sind die möglichen Auslöser. Hier die wichtigsten:

Nesselausschlag durch Infekte
Hierzu der Kinder- und Jugendmediziner Dr. Peter J. Fischer: "Dies ist bei Kindern die mit Abstand häufigste Form. Sie tritt akut im Rahmen von ganz unterschiedlichen Infektionen wie grippalen Infekten, Mittelohr- oder Rachenentzündungen auf und verschwindet mit Ausheilen des Infekts wieder. Oft werden zu Unrecht Medikamente, die wegen des zugrundeliegenden Infekts gegeben werden, als Auslöser angeschuldigt."

Nesselausschlag durch Allergien
Eine Vielzahl von Allergieauslösern kann einen Nesselausschlag verursachen. In Frage kommen vor allem Nahrungsmittelallergene wie Kuhmilch oder Hühnereiweiß, Insektengift-, Arzneimittel-, Inhalations- und Tierallergene.

Nesselausschlag durch physikalische Reize
Kratzen, Druck, Wärme, Kälte, Licht und ähnliche Reize können Urtikaria auslösen, die möglicherweise auch chronisch verläuft.

Nesselausschlag durch Kontaktgifte
Manche Pflanzen und Tiere wehren sich mit Stoffen, die bei Hautkontakt Nesselsucht auslösen, etwa Brennnesseln und Quallen.

Nesselsucht durch Parasiten
Kein besonders appetitlicher Gedanke, aber: Auch Würmer und andere Parasiten können Nesselsucht verursachen.

Die Suche nach dem Auslöser wird noch dadurch erschwert, dass manchmal erst die Kombination von zwei oder mehr möglichen Auslösern tatsächlich zu Urtikaria führt.

Ist Nesselsucht bei Kindern ansteckend?

Nein. Wie die Liste an möglichen Auslösern schon zeigt, kann die Nesselsucht an sich nicht ansteckend sein.

Ist es immer wichtig, die Ursache herauszufinden?

Nein. Wenn ein Kind zum Beispiel einen harmlosen Infekt hat und dabei Nesselausschlag entwickelt, der nach ein paar Tagen von selbst wieder verschwunden ist, dann muss man es nicht mit extra Untersuchungen belasten.

Handelt es sich bei dem Nesselausschlag allerdings um eines von mehreren Symptomen einer schweren Allergie (siehe oben), dann ist es sehr wichtig, die Ursache so bald wie möglich zu finden, auch wenn es viel Aufwand bedeutet.

Wichtigster Tipp für die Spurensuche: Legt am besten ein Tagebuch an, in dem ihr jedes Auftreten der Nesselsucht verzeichnet und dazu Folgendes notiert:

  • Wie stark ist die Nesselsucht und wie lange hat sie angehalten?
  • Kamen noch andere Symptome hinzu?
  • Was hat das Kind vorher gegessen und getrunken?
  • Hat es sich körperlich vorher angestrengt und/oder stark geschwitzt?
  • War es besonderer Hitze oder Kälte ausgesetzt?
  • Hat das Kind bestimmte Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel eingenommen?

So seid ihr gut vorbereitet auf die Fragen, die die Ärztin oder der Arzt sicher stellen wird.

Was kann man gegen Nesselsucht tun?

Wenn der Nesselausschlag nur an einer Stelle auftritt, reicht vielleicht schon ein Kühlkissen oder ein feuchter Umschlag, um Juckreiz und Schwellung einzudämmen. Auch Schüttelmixturen mit Zink können lindernd wirken.

Bei stärkeren Beschwerden beziehungsweise ausgedehntem Nesselausschlag kann die Kinderärztin oder der Kinderarzt Antihistaminika verschreiben, so wie sie auch bei Heuschnupfenbeschwerden gegeben werden.

In noch schwereren Fällen wird die Kinderärztin wahrscheinlich Zäpfchen oder Saft mit Kortison verschreiben. Ist bekannt, dass das Kind eine schwere Allergie hat, wird die vom Arzt verordnete Notfallapotheke angewendet.

Wie lange dauert eine Nesselsucht bei Kindern?

Das ist völlig unterschiedlich. Die Quaddeln können schon nach Stunden wieder verschwunden sein, aber auch Wochen bleiben. Bis zu sechs Wochen zählen noch als akute Nesselsucht, hält der Nesselausschlag länger an gilt er als chronisch. Dann muss auf jeden Fall nach den Ursachen geforscht werden.

Quellen:

  • Dr. med. Peter J. Fischer, Kinder- und Jugendarzt: „Akuter Nesselausschlag -  was tun?“ In: Pädiatrische Allergologie 16, 3/2013, S. 28.
  • Dietrich Abeck, Christina Schnopp: "Urtikaria-Management im Kindesalter"; in: Pädiatrische Allergologie in Theorie und Praxis 3/2005; Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) e.V.
ELTERN

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