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Mist, vergessen! Kaum fällt die Tür der Kinderarztpraxis zu, schon ploppt in deinem Kopf die Frage auf, die du unbedingt stellen wolltest. Oder du schilderst abends deiner Partner:in das Gespräch und bekommst eine entgeisterte Rückfrage: „Und da hast du nicht nachgefragt?“ Nein, hast du nicht – aber damit bist du wirklich nicht allein! Typische Gründe, warum viele Eltern in der Kinderarztpraxis unter Druck stehen und dann schnell den Faden verlieren:
- Schon die Situation im Wartezimmer zerrt an den Nerven. Warten mit Kind macht nie Spaß, aber dann noch zusammengepfercht mit anderen Eltern und Kindern, die womöglich irgendwas Ansteckendes haben …
- Nur acht Minuten – so lange dauert im Durchschnitt das Gespräch beim Arztbesuch. Und das setzt auch sonst gelassene Eltern unter Zeitdruck. Ob das in Kinderarztpraxen anders ist, darüber gibt es keine Zahlen. Aber viel länger werden die Gespräche wahrscheinlich nicht sein. Also schnell, schnell raus mit der Sprache!
- Eltern haben (mindestens) ein Kind dabei, das einfach nur nach Hause möchte oder zum roten Bagger im Wartezimmer zurück oder an die Kekse in der Wickeltasche …
- Sie sind in Sorge um ihr krankes Kind oder fühlen sich verunsichert durch so viele medizinische Vokabeln.
- Und wenn sie Pech haben, dann trägt der/die Kinderärzt:in auch nicht gerade zum Gelingen des Gesprächs bei, sondern ist ungeduldig, wortkarg oder selbst überfordert.
Checkliste mit den wichtigsten Tipps für die Vorbereitung
- Wenn es nicht gerade etwas Dringendes ist, mach einen Termin aus – und frag dabei gleich, wann die entspannteste Zeit in der Praxis ist.
- Mach dir eine übersichtliche Liste, auf der steht, warum du ärztlichen Rat suchst und welche Symptome du beim Kind beobachtet hast. (Müdigkeit? Appetitlosigkeit? Schmerzen? Fieber? Seit wann und wie hoch?) Übersichtlich soll die Liste sein, weil du dich dann im Gespräch schnell in den Notizen zurechtfindest.
- Hat das Kind Durchfall, bring am besten die letzte Windel mit oder merk dir genau die Farbe von Stuhl und Urin.
- Informier dich wenn möglich schon vorher über Dinge, bei denen wahrscheinlich eure Entscheidung als Eltern gefragt ist. Typischerweise ist das so bei Impfungen. Oder bitte um einen extra Beratungstermin.
- Pack die Tasche früh genug mit allem Notwendigen: U-Heft, Impfpass, Röntgenausweis, damit du nicht in Eile nach Unterlagen suchen musst. Am besten auch je nach Alter Kuscheltier, Ersatzwindeln, Lieblingsspielzeug und Snack fürs Kind.
- Achte darauf, dass dein Kind Kleidung trägt, die sich leicht an- und ausziehen lässt. Das spart Nerven.
- Erklär deinem Kind altersgerecht, warum ihr zum Kinderarzt / zur Kinderärztin geht und was dort passiert. Ohne Angst zu machen, aber auch ohne zu beschönigen: Wenn ihr behauptet, dass „es gar nicht weh tut“, die Spritze bei der Impfung aber doch pikt, dann wird euer Kind euch beim nächsten Mal nicht glauben.
Während des Gesprächs: Diese Fragen sind besonders wichtig
Endlich seid ihr dran! Mit Hilfe des Merkzettels weißt du, was du fragen willst und bist nicht in Gefahr, eine Frage zu vergessen. Folgende Fragen sind meist grundsätzlich wichtig:
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
- Welche Vor- und Nachteile haben diese Möglichkeiten?
- Wie wahrscheinlich sind die jeweiligen Vor- oder Nachteile?
- Was können wir selbst tun?
- Was passiert, wenn wir nichts tun?
Um zu wissen, ob du die Antwort richtig verstanden habt, gibt es einen einfachen Trick: Wiederhol die Antwort des Arztes / der Ärztin zur Bestätigung, nach dem Motto: „Habe ich es richtig verstanden, dass …“ So hast nicht nur du Sicherheit, sondern auch dein Gegenüber. Das gilt besonders bei Fachausdrücken: Hab keine Scheu, einfach nachzufragen!
Und was, wenn die Gespräche immer wieder schlecht laufen?
Ärzt:innen sind auch nur Menschen. Sie können einen schlechten Tag haben und sind nicht alle gleichermaßen begabt in der Gesprächsführung – genau wie die Patient:innen. Aber was tun, wenn ihr als Eltern mit der Kommunikation in der Kinderarztpraxis grundsätzlich nicht zufrieden seid? Die Kinderärztin / den Kinderarzt zu wechseln, könnte bei großen Problemen eine Lösung sein. Da es aber in diesen Zeiten schwierig ist, überhaupt eine Praxis zu finden, die noch neue Familien annimmt, ist das in vielen Fällen unrealistisch.
Wichtig ist auf jeden Fall, selbst freundlich zu bleiben und klar zu formulieren, was ihr euch von dem Gespräch wünscht. Vielleicht könnt ihr zu zweit mit eurem Kind gehen? Das mindert den Stress, außerdem hören vier Ohren mehr als zwei, und vielleicht ist auch eine(r) von euch entspannter in solchen Gesprächen.
Quellen:
Stiftung Gesundheitswissen: "Gut vorbereitet: So gelingt das Gespräch mit dem Arzt"
www.sbk.org: "Leitfaden Arztgespräch"
Bundesministerium für Gesundheit: Patientenrechtegesetz.
Techniker Krankenkasse: "Kompetent als Patient. Vor- und Nachbereitung des Arztgesprächs"