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Ungewöhnlich viele Fälle Droht Deutschland jetzt auch eine Scharlach-Welle?

Einem Kind wird in den Rachenraum geschaut
© Dmitry Naumov / Adobe Stock
Nachdem bereits aus dem europäischen Raum vermehrt Fälle von Streptokokken-Infektionen gemeldet wurden, registriert auch das Robert Koch-Institut einen "ungewöhnlich steilen Anstieg" in Deutschland.

Streptokokken sind Bakterien, die unterschiedliche Krankheiten auslösen können – wie beispielsweise Scharlach. Seit einigen Monaten wurden unter anderem in Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden vermehrt Scharlach-Fälle mit einem schweren Krankheitsverlauf beobachtet. Laut offiziellen Zahlen der britischen Gesundheitsbehörde "UK Health Security Agency" (UKHSA) sind in Großbritannien seit September vergangenen Jahres mindestens 19 Minderjährige an den Folgen einer Infektion verstorben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Europäische Seuchenschutzbehörde hatten bereits zur Wachsamkeit aufgerufen.

RKI meldet "ungewöhnlich steilen Anstieg" von A-Streptokokken-Infektionen

Aus dem epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts (RKI) geht hervor, dass es „einen ungewöhnlich steilen Anstieg von invasiven und nicht-invasiven Gruppe-A-Streptokokken-Nachweisen aus Arztpraxen und Krankenhäusern“ für das letzte Quartal 2022 gibt. Das Problem: Die Infektionen sind nicht meldepflichtig, daher ist es schwierig, eine exakte Aussage über die Infektionsfälle zu treffen. Das RKI geht aufgrund der aktuell gemeldeten Fälle davon aus, dass die Zahl der Infektionen noch unter dem vorpandemischen Niveau liegt.

In einem Interview mit "Die Zeit" berichtet die Kinderärztin Nicole Töpfner des Universitätsklinikums Dresden von der aktuellen Lage an ihrer Klinik. Sie würden „deutlich mehr schwere Infektionen bei Kindern als üblich“ sehen, sagt sie. Die Erkrankungen durch die A-Streptokokken seien unterschiedlich. Es gäbe Lungenentzündungen, Blutvergiftungen oder im schlimmsten Fall das sogenannte Streptokokken-Toxin-Schock-Syndrom. Diese Fälle sind jedoch nicht neu und man wisse, wie sie zu behandeln seien. "Im Moment ist die Lage unter Kontrolle, aber wir müssen sie beobachten", sagt Töpfner.

A-Streptokokken lösen die Kinderkrankheit Scharlach aus

A-Streptokokken sind Bakterien, die auf der Haut oder den Schleimhäuten vorkommen können. Häufig sind sie gerade bei Kindern und Jugendlichen für Halsentzündungen verantwortlich. Können jedoch auch die Kinderkrankheit Scharlach auslösen. Sie zählt zu den klassischen Erkrankungen von Kindern. Die A-Streptokokken-Bakterien bilden eigene Gifte und verursachen meist Halsentzündungen mit Fieber, starken Halsschmerzen und Hautausschlag, in vereinzelten Fällen kann es wie bei den Schilderungen von Nicole Töpfner zu schwerwiegenderen Infektionen kommen.

Wie auch die erhöhten Streptokokken-Infektionen wurden in den vergangenen Monaten vermehrt Infektionen mit dem RS-Virus und der Influenza gemeldet. Nachgewiesen ist, dass Menschen, die an einer Influenza erkranken, öfter zusätzlich eine bakterielle Infektion bekommen können. Des Weiteren wurde in den Niederlanden beispielsweise beobachtet, dass einigen schweren A-Streptokokken-Fällen eine Windpockeninfektion vorausging, so die Kinderärztin Nicole Töpfner. Dies sei ein bekannter Risikofaktor. Hinzu komme: Wie bei RSV und der Influenza sind wir seit der Pandemie deutlich weniger mit den Erregern in Verbindung gekommen. Das könnte zur Folge haben, dass die Immunität abbaut und man anfälliger für Krankheiten ist.

Verwendete Quellen: tagesschau.de, zeit.de

slr ELTERN

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