Wer eine Wochenbettdespression durchgemacht hat, weiß, wie schmerzhaft Erwartungen an das eigene Glücksgefühl, von Freunden, der Familie oder sich selbst, nach der Geburt sein können. Nachwuchs wird meistens mit Freude und Glück verbunden, doch wenn Mütter auch Wochen nach der Geburt unglücklich, ausgelaugt und unter starken Stimmungsschwankungen leiden, spricht man von einer postpartalen Depression, oder auch Postnatalen- oder Wochenbettdepression. Anders als beim sogenannten "Baby Blues" treten depressive Symptome stärker und langanhaltender bei Müttern im ersten Jahr nach der Entbindung auf und werden häufig mit Medikamenten und Gesprächstherapien behandelt. Hier spricht man von einer depressiven Erkrankung. 10 bis 15 Prozent der Frauen entwickeln nach einer Geburt eine solche Postpartale Depression, berichtet die deutsche Depressionshilfe. Gar nicht mal so wenige.
Aktivität kann gegen Wochenbettdepression helfen
Laut neuesten Erkenntnissen kann Bewegung die Symptome einer postpartalen Depression lindern. An der kanadischen University of Western Ontario haben die Forscher, Veronica Pentland und Marc Mitchell 2021 in einer Studie herausgefunden, dass schnelles Gehen bei vielen Frauen mit postpartalen Depressionen hilfreich sein kann. Bereits 15 Minuten zügiges Spazieren am Tag, soll die Stimmung verbessern. Zwar gäbe es noch einige Frauen, die weiterhin eine medikamentöse Behandlung bräuchten, aber generell zeige die Untersuchung ein positives Ergebnis, heißt es im Studienbericht.
Wie lange und wie oft sollten Erkrankte walken gehen?
Das Fachmagazin "Journal of Women’s Health" schreibt, es handle sich hierbei um die erste Studie dieser Art, die sich mit dem Zusammenspiel von regelmäßigen Spaziergängen und postpartalen Depressionen befasst habe. Dabei mussten insgesamt 242 Teilnehmerinnen 90-120 Minuten pro Woche intensiv Spazierengehen, um die Symptome der Wochenbettdepression zu lindern.
Fazit: Es wird empfohlen, drei bis vier Mal in der Woche für 30 Minuten zu walken oder schnell zu spazieren. Das Forschungsteam fand heraus, dass so die Symptome der postpartalen Depression bei Müttern stark reduziert werden können. Sogar drei Monate, nachdem die Frauen ihre Spaziergänge für die Studie beendet hatten, hielt das positive Gefühl übrigens weiterhin an.
Anzeichen für eine Postpartale Depression:
- ausgeprägte emotionale Labilität
- Unfähigkeit, positive Gefühle für das eigene Kind zu entwickeln bis hin zur Gefühllosigkeit
- übermäßige Angst und Sorge um das Wohlergehen des Kindes
- ausgeprägte Gedanken und Zweifel an den eigenen Fähigkeiten als Mutter sowie Versagensängste: „Ich bin eine schlechte Mutter“, „Ich kann mein Kind nicht versorgen“
- Zwangsgedanken (z.B. das Kind zu schädigen)
- Stillprobleme
- Angst- und Panikattacken
- Suizidgedanken
Depressive Symptome nach Geburt können übrigens auch bei Vätern auftreten. Auch in diesem Fall können Spaziergänge helfen. Doch generell gilt: Die Wochenbettdepression ist kein Versagen und bedeutet auch nicht, dass man eine schlechte Mutter oder ein schlechter Vater ist oder sein Kind nicht genug liebt. Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung, die behandelt werden kann. Wir raten dazu, nicht zu zögern und unter Umständen professionelle Hilfsangebote in Anspruch zunehmen.
Verwendete Quellen: deutsche-depressionshilfe.de, aponet.de, Journal of Women’s Health, liebertpub.com