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Laktoseintoleranz Wenn die Milch Bauchschmerzen macht

Junge trinkt Milch
© LP7 / iStock
Viel Milch trinken ist gut für die Knochen; so lautet ein seit Generationen gern zitierter Satz. Aber was sollen die Menschen machen, die keine Milch - oder besser: keinen Milchzucker - vertragen? Gerade Kinder brauchen doch viel Kalzium! Infos und Tipps zum Thema Laktoseintoleranz.

Ein neues Leiden?

"Ich habe eine Laktoseunverträglichkeit!" Diesen Satz hört man in jüngster Zeit immer häufiger. Ist die Milchzuckerintoleranz ein Modephänomen? Nein, das Problem besteht schon ziemlich lange. Und: Unglaubliche viele Menschen haben eine Laktoseunverträglichkeit - tatsächlich können nur rund zehn Prozent der Weltbevölkerung Milchzucker abbauen. Wir in Nord- und Mitteleuropa haben es dabei relativ gut: Hier leiden fünf bis 15 Prozent der Menschen an der Laktoseintoleranz. Die Mehrheit der Bevölkerung produziert ausreichende Mengen des Enzyms Laktase, um den Milchzucker verdauen zu können.

Wie kommt es zu diesen deutlichen Unterschieden? Offenbar war am Anfang der Menschheitsgeschichte niemand in der Lage, Milchzucker richtig abzubauen. Der Mainzer Anthropologe Joachim Burger hat gemeinsam mit einem Forscherteam Skelette aus der Jungsteinzeit untersucht und kommt zu dem Schluss, dass ein Teil der Europäer erst mit dem Aufkommen der Viehzucht vor rund 8.000 Jahren die sogenannte Milchzuckerpersistenz, also die Laktoseverträglichkeit, entwickelt hat.

Meister des Milchzuckerabbaus: Säuglinge!

Und warum vertragen Babys in Südostasien, wo die Laktoseintoleranzrate bei über 90 Prozent liegt, dann Muttermilch? Ganz einfach: Mit nur wenigen Ausnahmen, in denen die Laktoseintoleranz angeboren ist, können Säuglinge Milchzucker abbauen. In den meisten Regionen dieser Welt verlieren sie aber nach dem Abstillen diese Fähigkeit - nach der Entwöhnung wird die Produktion des Enzyms Laktase heruntergefahren.

Wie zeigt sich die Laktoseintoleranz?

Nach dem Frischkäsebrot grummelt der Bauch, nach dem Glas Milch müssen Sie schnell auf die Toilette, nach Fertiggerichten fühlen Sie sich unwohl? Der Verdacht, dass Sie unter einer Laktoseintoleranz leiden, liegt dann nicht fern. Die häufigsten Symptome sind:

  • Bauchschmerzen
  • Blähungen
  • Völlegefühl
  • Durchfall
  • Übelkeit
  • eventuell Mundgeruch


Wie kommt es dazu? Wenn Ihr Körper nicht genügend Laktase produziert, kann der Milchzucker nicht gespalten und damit verdaulich gemacht werden. Nur die Einzelbestandteile Glucose und Galaktose können ins Blut aufgenommen werden. Ungespalten sorgt der Milchzucker für allerlei Turbulenzen im Darm.

Können auch schon Kinder unter Laktoseintoleranz leiden?

Die Fähigkeit, Laktase zu bilden, nimmt mit dem Alter ab - weswegen auch besonders viele Senioren mit der Laktoseintoleranz zu kämpfen haben. Aber auch bei Kindern kann das Problem bereits auftreten. Klagt Ihr Kind häufig über Bauchweh und verträgt es keine Milch, sollten Sie Ihren Kinderarzt oder Hausarzt bitten, einen entsprechenden Test durchzuführen. In seltenen Fällen kann die Laktoseintoleranz angeboren sein. Dann müssen auch die Mütter während der Stillzeit auf Milchprodukte und andere Lebensmittel mit hohem Milchzuckeranteil (zum Beispiel fertige Salatsoßen o.ä.) verzichten. Bei der Fläschchennahrung gibt es mittlerweile auch laktosefreie Produkte.

Einige Säuglinge leiden auch unter einer vorübergehende Laktoseintoleranz. Der Grund dafür ist meistens eine noch nicht ganz ausgebildete Darmschleimhaut. Das Problem verschwindet aber nach etwa dem zwölften Monat häufig wieder.

Was ist der sekundäre Laktasemangel? Er tritt in Verbindung mit einer anderen Krankheit auf, zum Beispiel bei einer Dünndarmentzündung oder Zöliakie. Wenn diese Krankheit geheilt ist, bildet sich auch die Laktoseintoleranz zurück.

Ist Laktoseintoleranz das Gleiche wie eine Kuhmilchallergie?

Nein. Denn hier ist nicht der Milchzucker das Problem, sondern das Milcheiweiß. Etwa zwei Prozent der Säuglinge leidet zumindest vorübergehend darunter. Bei ihnen ist die Chance aber groß, dass die Allergie auch wieder verschwindet. Typische allergische Reaktionen des Körpers auf das Milcheiweiß sind Durchfall, Erbrechen, Juckreiz oder Quaddeln. Wenn Ihr Baby nach Flaschenmahlzeiten spuckt, schreit, die Beinchen anzieht, rot anläuft und eventuell Durchfall bekommt, sollten Sie Ihren Kinderarzt um einen Bluttest bitten.

Wie stellt man Laktoseintoleranz fest?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Unverträglichkeit nachzuweisen. Wenn Sie einen Verdacht haben, können Sie sich zunächst auch einem Selbstversuch unterziehen: Nehmen Sie einfach einige Tage keine Milchprodukte zu sich. Dann trinken Sie ein Glas Milch. Wenn die Bauchprobleme nach kurzer Zeit wieder einsetzen, sollten Sie den Rat eines Arztes heranziehen. Er kann dann mittels des Laktose-Toleranz-Tests oder anderer Verfahren feststellen, ob Ihr Körper zu wenig Laktase bildet.

Wie muss ich mich ernähren?

Konsequenz: gar keine Milchprodukte mehr essen? Eine Antwort hängt von dem Ausmaß der Laktoseintoleranz ab. Menschen mit einer leichten Milchzuckerunverträglichkeit reagieren erst bei Laktosemengen von etwa zehn Gramm pro Tag, andere vertragen überhaupt keinen Milchzucker. Am höchsten sind die Milchzuckerwerte in Kuh-, Schafs- und Ziegenmilch, Kondensmilch, Eiscreme, Rahmfrischkäse und Milchpulver. Hart-, Schnitt- und Weichkäse hingegen haben nur geringe Laktosemengen. Außerdem werden Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Dickmilch trotz höherer Laktosemengen häufig gut vertragen, weil deren Milchsäurebakterien im Darm Milchzucker abbauen. Wer morgens beim Frühstück das Müsli mit Milch oder Joghurt nicht missen will, kann auf milchzuckerfreie Produkte zurückgreifen.

Leider sind aber Milchprodukte nicht die einzigen Lebensmittel, in denen der Milchzucker lauert. Er versteckt sich in vielen Nahrungsmitteln, die wir täglich zu uns nehmen. Lästig aber notwendig: immer genau die Inhaltsstoffe studieren. Das Auffinden von Milchzucker fällt heute immerhin leichter als noch vor kurzer Zeit. Seit November 2005 müssen nämlich die häufigsten Verursacher von Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten als Zutat aufgelistet werden - auch wenn sie nur in kleinen Mengen vorhanden sind.

Lebensmittel, in denen Milchzucker vorkommen kann

  • Brot und Backwaren
  • Fertiggerichte
  • Schokolade, Nougat, Pralinen
  • Fleisch und Wurstwaren
  • Instantprodukte wie Suppen und Knödelpulver
  • Fertigsoßen
  • Müslimischungen oder Margarine

Viel Kalzium für Kinder

Ein gerade für Kinder nicht zu unterschätzendes Problem bei der laktosefreien Ernährung ist der Kalziumbedarf. Milch und Milchprodukte enthalten schließlich besonders große Mengen dieses Mineralstoffes, den wir vor allem für den Knochenaufbau brauchen. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für

  • Kinder unter einem Jahr 200 bis 400 Milligramm pro Tag,
  • Kinder von einem Jahr bis sieben Jahren 600 bis 700 Milligramm pro Tag,
  • Kinder von sieben bis zehn Jahren 900 Milligramm pro Tag,
  • Kinder von zehn bis 19 Jahren 1.100 bis 1200 Milligramm pro Tag,
  • Erwachsene etwa 1.000 Milligramm pro Tag,
  • Schwangere etwa 1.000 Milligramm pro Tag. Wenn sie jünger als 19 Jahre alt sind, 1.200 Milligramm pro Tag.

Wie diesen Bedarf decken, wenn doch die kalziumreichen Milchprodukte nicht erlaubt sind? Laktosefreie Milchprodukte sind ebenfalls reich an Kalzium. Bei Sojamilch sollten Sie auf Kalziumzusätze achten. Aber auch einige Obst- und Gemüsesorten haben vergleichsweise hohe Kalziumgehalte. Dazu gehören: Brokkoli, Fenchel, Lauch, Grünkohl, Mandeln, Feigen, Bananen Vorsicht: Zwar ist auch der Kalziumgehalt von Rhabarber, Spinat oder Mangold hoch. Aber sie enthalten auch Oxalsäure, die die vollständige Aufnahme des Kalziums hemmt.

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