Inteview mit Professor Dr. Rolf Großklaus, Ernährungsmediziner am Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin.
Können Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente auch schaden?
Im Extremfall ja. Das Bundesinstitut für Risikobewertung setzt sich dafür ein, dass bestimmte Substanzen nur in sehr geringen Mengen in Nahrungsmitteln und Vitalstoff-Präparaten enthalten sein dürfen. Dazu zählen die Vitamine A und D sowie die Mineralstoffe Kalzium, Kupfer, Jod, Eisen, Zink und Mangan.
Warum gerade diese?
Weil hier der Abstand gering ist zwischen der Menge, die den täglichen Bedarf deckt, und der noch sicher gesundheitsverträglichen Dosis.
Brauchen Kinder angereicherte Lebensmittel?
Nicht, wenn sie sich abwechslungsreich ernähren. Es heißt ja oft in der Werbung, unsere Nahrungsmittel seien schlecht und durch Chemikalien ausgelaugt - das ist Unsinn. Man kann sich problemlos ganzjährig gesund ernähren, also fünf Hände voll Obst oder Gemüse über den Tag verteilt essen.
Manche Eltern, deren Kinder sehr wenig essen, greifen zu Multivitaminsäften, angereicherten Cornflakes und Ähnlichem. Wie stehen Sie dazu?
Dagegen ist nichts zu sagen. Wir haben eine solche Ernährung in unseren Empfehlungen für Höchstmengen-Regelungen berücksichtigt. Grundsätzlich sollte aber auf eine abwechslungsreiche normale Mischkost geachtet werden. In die Schule sollten die Kinder zum Beispiel das klassische Pausenbrot mit Apfel mitnehmen - auch wenn es nicht immer einfach ist für ein Kind, sein Brot zu essen, wenn die anderen beim Hausmeister Snacks kaufen.
In anderen Ländern wird das Mehl mit Folsäure angereichert, einem Vitamin, das wir oft zu wenig zu uns nehmen. Warum nicht bei uns?
Unsere Gesetze verbieten es, ein Grundnahrungsmittel mit Vitaminen oder Mineralstoffen anzureichern. Würden wir genügend Blattsalate und grüne Gemüse essen, hätten wir keine Unterversorgung. Aber Kinder sind nun mal keine begeisterten Gemüse- Esser. Eltern von Gemüsemuffeln können sich mit entsprechend angereicherten Lebensmitteln helfen.
Gibt's da ein Risiko?
Nein, überhaupt nicht.
Fünf Fragen - Fünf Antworten zum Thema Vitamine
Kinder lieben Spaghetti und Würstchen - Gemüse und Obst liegen in der Beliebtheitsskala meistens weiter hinten. Eltern sorgen sich deswegen häufig um die Gesundheit ihrer Kinder. Hier gibt es Antworten auf fünf drängende Fragen.
Mein Kind isst kaum Obst und Gemüse - droht Vitamin-C-Mangel?
Kaum. Vitamin C wird vielen Nahrungsmitteln als Antioxidanz zugesetzt, zum Beispiel Orangensaft, damit er seine gelbe Farbe behält.
Können Schulprobleme ein Zeichen für Unterversorgung sein?
Sehr selten. Allerdings kann schon ein milder Jodmangel die Lernund Konzentrationsfähigkeit vermindern.
Wird man anfälliger für Infekte, wenn man sich falsch ernährt?
Hier zu Lande so gut wie nie, weil die Immunkräfte von vielen Faktoren beeinflusst werden. Außerdem sind häufige Infekte bei Kindern normal.
Mein Kind ist immer so blass. Fehlt ihm Eisen?
Eisenmangel kann man nur durch eine Blutuntersuchung feststellen. Blässe kann viele Ursachen haben – also auch ganz einfach erblich bedingt sein.
Ist trockene Haut ein Zeichen für einen Mangel an bestimmten Nährstoffen?
Nein. Haut trocknet in der Regel durch trockene Räume, intensive Sonnenbestrahlung oder heiße Dusch- und Wannenbäder aus.