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Konzentration Eine Runde Ruhe, bitte!

Eine Runde Ruhe, bitte: Kind mit Mama
© fizkes / Shutterstock
Hektik und Stress sind auch für Kinder heute keine Fremdwörter mehr. Durch dieses tägliche Tempo geht Kindern eine wichtige Gabe verloren. Nämlich die, sich in Ruhe auf eine Aufgabe zu konzentrieren - ohne sich ablenken zu lassen.

Für einen Moment Zeit und Raum vergessen, diese Fähigkeit bringen Kinder mit auf die Welt. Doch der gesellschaftliche Trend "Immer schneller, immer höher, immer weiter" hinterlässt auch bei ihnen Spuren. Schon in der Grundschule gilt: Wer schnell rechnet, bekommt eine gute Note. Wer die Aufgabe als Erster fertig hat, wird gelobt. Gehetzte Eltern verschärfen das Tempo zusätzlich. Ein Regenbogen? "Den schauen wir uns ein andermal an." Da, ein Marienkäfer? "Komm, wir müssen weiter!"

Die Schweizer Religionspädagogin Vreni Merz hat ein Programm gegen Hektik und Stress entwickelt. Fünf Übungen, die Ihrem Kind den Schulalltag leichter machen, stellen wir Ihnen hier vor.

1. Übung: Nur das eine tun

Wichtig: Sich auch mal auf Nebengeräusche zu konzentrieren

Eine Elfjährige sitzt in der Straßenbahn. Stöpselt sich die Kopfhörer ihres MP3-Players ins Ohr, kaut an einem Stück Schokoriegel, blättert in einer Illustrierten, kramt nebenher in der Tasche. Sitzen, hören, schmecken, lesen, tasten - fünf Dinge gleichzeitig zu tun ist für Kinder heute normal. Die Folgen sind: Konzentrationsschwäche, innere Unruhe und schlechte Noten.

Dagegen hilft: Lernen, nur das eine zu tun und sich ganz auf das zu besinnen, was im Moment geschieht. Das schult das Konzentrationsvermögen. So lässt sich jede Sinneswahrnehmung in eine Übung verwandeln. "Nur hören" beispielsweise. Achten Sie mit Ihrem Kind einmal nur auf das, was die Ohren wahrnehmen, aus der Nähe, der Ferne, laut und leise. Die Überraschung ist groß: Da tickt eine Uhr, jemand bewegt sich auf dem Stuhl, draußen hört man Schritte, ein Flugzeug - so viele Dinge geschehen, von denen man sonst nichts mitbekommt. Und jede Hektik verschwindet.

2. Übung: Innehalten

Ben, 9, soll sein Zimmer aufräumen. In seinem Zimmer liegen Spielsachen auf dem Boden verstreut, Bücher und Comics stapeln sich. Ben ist verzweifelt, weiß nicht, wo er beginnen soll. Die Lösung: Seine Mutter setzt sich zusammen mit ihm aufs Bett. Gemeinsam betrachten sie das Durcheinander, lassen es auf sich wirken und atmen tief durch. So erlebt Ben einen kleinen Regenerationseffekt, der ihn ganz anders an die Aufgabe herangehen lässt. Wer sich Überblick verschafft über das, was er zu tun hat, der ordnet dabei bereits Dinge still in seinem Inneren. Und packt anschließend entschlossen und konzentriert zu.

3. Übung: Bei der Sache bleiben

Kindern, die Ruhe lassen, die sie brauchen

Ein Mädchen legt seine Puppe schlafen. Zieht ihr ein Nachthemd an, schüttelt die Bettdecke auf, erzählt eine Gute-nachtgeschichte. Ein Junge sortiert Buntstifte in eine Schachtel. Wieder und wieder. Nach Längen, nach Farben, zwischendurch spitzt er den einen oder anderen Stift. Beide lassen sich Zeit. Wenn wir jetzt zu ihnen sagen: "Das kannst du nachher zu Ende machen." Oder: "Ich helfe dir, dann geht es schneller." Oder: "Was soll das Ganze überhaupt?" Dann würden wir sie in einer für sie wichtigen Tätigkeit unterbrechen.

Vreni Merz empfiehlt Müttern und Vätern, sich liebevoll an den Aktivitäten ihrer Kinder zu beteiligen. Sich dazuzusetzen und zuzuschauen, auch wenn sie ihnen wenig sinnvoll erscheinen. Je öfter Kinder spüren, dass ihre Eltern ihr Tun ernst nehmen, unterstützen und ihnen die Ruhe lassen, die sie brauchen, desto leichter fällt es Kindern, auch dann am Ball zu bleiben, wenn es schwierig wird - beim Lernen zum Beispiel.

4. Übung: Sich bewusst bewegen

Laufen können wir alle. Die Übung "Nur gehen" zeigt Kindern das Besondere daran: Sie treten ganz bewusst mit einem Fuß auf den Boden und heben diesen Fuß wieder vom Boden ab. Konzentrieren sich nur darauf. Treten auf, heben ab. Und spüren, dass sie immer Boden-haftung haben. Unsere Füße geben uns eine stabile Grundlage, tragen uns durchs Leben. „Nur gehen“ bringt Körper, Geist und Seele in Einklang.

5. Übung: Richtig atmen

Wenn der Atem stockt, ist das ein bedrückendes Gefühl. Mit einer ruhigen, tiefen Atmung lernen Kinder, das Gefühl von Angst und Stress zu überwinden - ein wichtiges Hilfsmittel bei Prüfungen in der Schule. Das Kind legt eine Hand auf den Bauch, ist ganz still. Es schaut zu, wie sich die Hand mit dem Atem sanft auf und ab bewegt. Mal geht die Hand schnell, dann wieder langsam. "Der Atem drückt unsere Stimmung aus", erklärt Vreni Merz. "Wenn es uns gut geht, atmen wir automatisch tief. Wenn wir angespannt sind, atmen wir schnell."

Das fördert die Konzentration Ihres Kindes

  • Struktur im Alltag: Gemeinsame Mahlzeiten, feste Hausaufgabenzeiten und immer wiederkehrende Pflichten geben Kindern einen sicheren Rahmen und inneren Halt.
  • Bewegung und Sport: Körperliche und geistige Fitness gehören zusammen. Kinder, die sich viel bewegen, können sich auch besser konzentrieren. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig Sport zu treiben.
  • Ein aufgeräumter Arbeitsplatz: Der Schreibtisch, an dem das Kind seine Hausaufgaben erledigt, sollte an einem hellen, ruhigen Platz stehen. Am besten in einem Zimmer, in dem sich das Kind besonders wohl fühlt.
  • Unterstützung: "Hilf mir, es selbst zu tun", sagte die Schulfreformerin Maria Montessori. Und sie meint damit, dass Eltern und Lehrer dem Kind zwar bei Bedarf helfen sollen, aber immer nur so weit, dass es allein weitermachen kann.

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