Wie können sich Kinder einen Magenkeim wie den Helicobacter pylori holen?
Die Übertragung erfolgt oft von der Mutter zu ihrem Kind - und das meist schon sehr früh. Und zwar über Magensaftanteile im mütterlichen Speichel, die z.B. über einen abgeleckten Schnuller oder Löffel an das Kind weitergegeben werden. Je früher Kinder sich mit Helicobacter pylori infizieren, desto eher bekommen sie Beschwerden. Häufig auftretende Bauchschmerzen sind daher in vielen Fällen auf eine Infektion mit diesem Magenkeim zurückzuführen. Das Bakterium verursacht Reizungen der Magenschleimhaut. Nur selten kommt es zu massiven Erkrankungen wie einer chronischen Magenschleimhautentzündung oder zu Darmgeschwüren. Es gibt aber auch viele Menschen, die mit Helicobacter pylori infiziert sind, jedoch ein Leben lang beschwerdefrei bleiben.
Gibt es noch andere Ansteckungswege?
Andere Infektionswege spielen kaum eine Rolle. Auch eine Übertragung durch Haustiere ist sehr unwahrscheinlich. Wir raten dazu, das Schnuller-Ablecken bzw. das gemeinsame Essen mit demselben Besteck zu unterlassen. Das würde übrigens auch die Übertragung von Kariesbakterien verhindern.
Gibt es beim Helicobacter-Bauchschmerz besondere Charakteristika?
Diesen Bauchschmerz finden wir selten im Kindergarten- oder Vorschulalter. Er betrifft in erster Linie Schulkinder. Deshalb werden die Beschwerden häufig auch als Schul-Bauchweh eingeordnet. Typisch für eine Helicobacter-Infektion ist ein inneres Brennen zwischen Rippen und Bauchnabel, das sich bei leerem Magen verschlimmert. Kann man das Kind dazu überreden, etwas zu essen oder wenigstens ein Glas Milch zu trinken, lassen die Schmerzen nach. In einigen Fällen sind Wachstumsverzögerungen oder Eisenmangel mit einer Helicobacter-Erkrankung verbunden.
Wie erkennen Sie, dass es sich um Bauchschmerzen aufgrund dieser Infektion handelt?
Bei Bauchschmerzen muss man als Kinder- und Jugendarzt immer viele mögliche Ursachen ausschließen, wie etwa Verdauungsstörungen, virale Magen-Darm-Infekte, eventuell eine Blinddarmentzündung, aber auch Sorgen und Ängste des Kindes . Hinweise auf eine Helicobacter-Infektion bekommen wir durch Atem-Tests oder Stuhlproben. Der Nachweis einer Infektion ist aber nur über eine Gastroskopie möglich.
Ist eine Magenspiegelung nicht eine Tortur für ein Kind?
Nein. Pädiatrische Gastroenterologen, also Magen-Experten für Kinder, geben sanfte Beruhigungsmittel, sodass ein Kind nichts von dieser Prozedur mitbekommt.
Es heißt, dass man diesen Magenkeim nie wieder ganz los wird. Stimmt das? Ist eine Antibiotika-Therapie nur dazu da, die Keimzahl zu reduzieren? br> Ziel der sogenannten Tripel-Therapien ist die vollständige Vernichtung der Keime. Eine Verminderung der Keimzahl hilft nichts, da sich die Keime nach Absetzen der Therapie wieder vermehren würden.
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