Die europäische Verbraucherorganisation BEUC - der Dachverband der unabhängigen und nationalen Verbraucherorganisationen - hat vergangenen Woche in Brüssel ein Verbot von sechs Farbstoffen gefordert - und wird darin von 41 Interessengruppen unterstützt. Diese sechs Farbstoffe - Azorubin (E122), Tartrazin (E 102), Gelborange S (E 110), Ponceau 4R (E124), Chinolingelb (E104) und Allurarot (E 129) - waren im vergangenen Jahr von Forschern der Universität Southampton getestet worden. Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass die Kombination dieser Farbstoffe mit dem Konservierungsstoff Natriumbenzoat ein hyperaktives Verhalten bei Kindern verstärkt.
Durchgeführt wurden die Tests an 267 Kindern im Alter zwischen drei und neun Jahren. Sie nahmen jeweils eine Woche lang unter Beobachtung Getränke ohne Farbstoffe und Getränke mit Farbstoffen zu sich. Gleichzeitig wurde ihr Verhalten getestet. Das Ergebnis: Mit dem farbstoffhaltigen Getränk zeigten alle Kinder ein deutlich stärkeres hyperaktives Verhalten als mit dem Getränk ohne Farbstoffe.

Verdacht besteht schon seit fast 40 Jahren
Dass Lebensmittelzusätze Hyperaktivität, aber auch Allergien verstärken können, wird schon seit den 1970er Jahren vermutet. Manche Theorien - wie zum Beispiel die, dass Phosphate ADHS begünstigen, konnten nicht bewiesen werden. Unwahrscheinlich ist auch, dass Farbstoffe allein für das Auftreten von Hyperaktivität verantwortlich gemacht werden können - den größeren Einfluss darauf, ob ein Kind hyperaktiv ist oder nicht, haben genetische Faktoren. Dennoch: Experten schätzen, dass Umwelteinflüsse 20 bis 40 Prozent ausmachen - Grund genug, um auf eine Ernährung mit künstlichen Farbstoffen zu verzichten.
Als Reaktion auf die Southampton-Studie hatte die britische Lebensmittelbehörde Food Standarts Authority zwar kein Verbot ausgesprochen, aber die Eltern von hyperaktiven Kindern dazu aufgerufen, Lebensmitteln mit den oben genannten Zusätzen besser nicht zu kaufen.