Wie viele Infekte sind normal?
Bellender Husten, triefende Nasen, krächzende Stimme - diese Symptome sind Eltern vertraut. Sie erleben sie schließlich nahezu ununterbrochen, solange sie kleine Kinder haben. Kaum ist der eine Infekt überstanden, bringt manches Kind bereits den nächsten mit nach Hause, in Familien mit mehreren Kindern läuft ständig jemandem die Nase. Selbst Kinder, die in den ersten Lebensjahren von ansteckenden Krankheiten verschont blieben, holen das im Kindergarten nach.
Acht bis zwölf Infekte im Jahr sind normal, und bei einem Kita-Neuling liegen auch 14 Infekte im Jahr im normalen Rahmen - da sind sich Kinderärzte einig. Zu allem Überfluss nennen Ärzte Husten, Schnupfen, Heiserkeit zwar verniedlichend "banale" Infekte. Rechnet man aber aus, dass ein kleines Kind womöglich drei bis vier Monate im Jahr daran leidet, versteht man, dass seine Eltern das keineswegs banal finden.
Warum unsere hochmoderne Medizin gegen diese alltäglichen Infekte keine wirksamen Hilfen anbietet, wird einem klar, wenn man sich die Ursachen von Infektionen vor Augen führt: Eine unglaubliche Fülle von Viren und anderen Erregern attackiert ständig den Organismus des Kindes und führt entweder zu einer unbemerkten Auseinandersetzung des Körpers mit den Erregern - oder zu mehr oder weniger ernsthaften Erkrankungen. Jede Infektion ist gewissermaßen eine Kinderkrankheit, die man durchmachen muss, um später dagegen immun zu sein.

Wann ist die Ansteckungsgefahr am größten?
In der kalten Jahreszeit - und die dauert bei uns vom Spätherbst bis Ende April, oft auch bis zu den Eisheiligen Mitte Mai. Die Kälte ist allerdings nicht der wichtigste Grund für Infekte - im Gegenteil: Die meisten Viren sterben an der frischen Luft ab. Aber: Bei schlechtem Wetter leben die Kinder auf engem Raum zusammen; die Erreger finden leichter ihre Opfer.
Auf welchem Weg stecken sich Kinder an?
Infektionserreger werden am häufigsten über die Hände übertragen und nicht durch Speicheltröpfchen beim Husten oder Niesen. Kleine Kinder stecken vieles in den Mund, fassen alles an und haben auch die Finger häufig im Mund. Auch Durchfallkrankheiten sind häufig auf eine Schmierinfektion zurückzuführen.
Wodurch werden Infektionen begünstigt?
In größeren Gemeinschaftseinrichtungen ist das Risiko einer Infektion höher als in kleineren Kindergruppen. Auch Kinder, die neu in die Gruppe kommen, sind von Infekten mehr bedroht als Kinder, die mit den Krankheitserregern ihrer Spielkameraden länger vertraut sind.
Wie beugt man Ansteckung vor?
In den ersten Lebensmonaten schützt Stillen am besten gegen Infekte, denn mit der Muttermilch bekommt das Kind wichtige Schutzfaktoren, die in den ersten Lebensmonaten gegen die meisten Kinderkrankheiten wirksam sind. Danach bieten dann die von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen maximal möglichen Schutz gegen viele Infektionskrankheiten.
Durch Abhärtung kann die Widerstandsfähigkeit von Kindern gesteigert werden: Dazu zählen:
- Sooft es geht, draußen spielen und toben - bei jedem Wetter!
- Das Kind auch bei kühleren Temperaturen nicht zu warm anziehen!
- Bitte nicht überheizen! Die richtige Zimmertemperatur beträgt tagsüber nicht über 22 Grad, nachts höchstens 15 bis 18 Grad.
- Öfter mal Wechselduschen, Wassertreten nach Pfarrer Kneipp und heiße oder wechselwarme Fuß- und Armbäder
Dass Kinderkrankheiten ohne Impfung so schnell um sich greifen, hat folgenden Grund: Meistens befinden sich die Erreger schon längere Zeit im Körper des Kindes, bevor die ersten Beschwerden auftreten. Oft können Kinder bereits dann andere anstecken, wenn sie sich noch gar nicht krank fühlen.
Ein typisches Beispiel sind die Ringelröteln: Ein Kind, das den Erreger (ein Virus) in sich trägt, ist bereits eine Woche, bevor die ersten Zeichen des Ausschlags auftreten, in hohem Maße ansteckend. Kinder dagegen, die schon "aufgeblüht" sind, stecken niemanden mehr an.
Der Kinderarzt hat lediglich bei einigen wenigen Krankheiten die Möglichkeit, das Kind auch nach der Ansteckung zu schützen, zum Beispiel mit Hilfe von so genannten Immnunglobulinen. Ihr Nachteil: Sie sind teuer und nicht immer wirksam. Aus diesem Grund greifen die Kinderärzte nur in Ausnahmefällen zu ihnen, zum Beispiel bei chronisch kranken Kindern, die vor einer Komplikation unbedingt geschützt werden müssen.