Schon jetzt haben die klimatischen Veränderungen der jüngsten Zeit erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit. Doch fällt es teilweise schwer, den Zusammenhang zu erkennen. Hier ein Überblick über einige der deutlichsten Auswirkungen, auf die wir uns in Deutschland einstellen müssen - und wie Sie sich und Ihre Lieben dagegen schützen können:
Allergien auf dem Vormarsch
Klingt logisch: Je früher die Pflanzen blühen, umso eher beginnt für Allergiker die Saison. Mittlerweile laufen bei vielen schon Augen und Nase, wenn auf dem Kalender längst noch Winter ist. Gleichzeitig werden durch die erhöhten Temperaturen hier Pflanzen heimisch, auf deren Pollen Allergiker teilweise extrem empfindlich reagieren. So sorgt seit einigen Jahren die aus den USA eingewanderte Ambrosia-Pflanze alias das Beifußblättrige Taubenkraut, die im August und September blüht, für regelrechte Panik.
Die Zahl der von Heuschnupfen Geplagten steigt übrigens seit Jahren an - und auch immer mehr Kinder sind betroffen. Und gerade ihnen kann man ja im Sommer wohl kaum den Tipp geben, die Pollen zu meiden und sich im Haus zu verkriechen. "Zu Hause hingegen kann man einiges tun", sagt Dr. Franz Bügel, Hals-Nasen-Ohren-Arzt und Allergologe in München:
- Fenster mit Pollengittern (im Baumarkt) ausstatten.
- Alle Familienmitglieder dazu anhalten, sich nicht in ihren Schlafzimmern umzuziehen.
- Zigaretten und Co. aus der Wohnung verbannen.
- Jeden Abend Haare waschen und Nase spülen.
- Vielen Kindern helfen cromoglicinhaltige Augentropfen und Nasensprays - die muss man allerdings täglich nehmen.
- Für besonders schlimme Heuschnupfentage gibt es Antihistaminika als Tabletten oder Saft zum Einnehmen beziehungsweise als Tropfen oder Spray für Augen oder Nase.
- Bringt auch das nichts, kann man es mit montelukasthaltigen Kautabletten versuchen.
- Auf Dauer hilft vielen Allergikern jedoch nur eine Spezifische Immuntherapie (SIT).
Vorsicht vor UV-Strahlen!
Natürlich ist so ein Super-Sommer wie vor ein paar Jahren toll für Groß und Klein: Den ganzen Tag draußen herum tollen, und das wochenlang - wer wünscht sich das nicht? Doch das RKI warnt: Der Klimawandel beschert uns auch eine erhöhte UV-Strahlung. Und damit steigt auch das Hautkrebs-Risiko.
Umso wichtiger ist es, sich über die aktuelle UV-Strahlung zu informieren und entsprechend zu reagieren. Wetterberichte mit UV-Index gibt es hierzulande meist erst in den Sommermonaten. Aber dann sind sie erst recht wichtig. Das meint auch die WHO. Denn je höher der UV-Index, desto gefährlicher wirkt sich ein Aufenthalt im Freien aus – sofern man sich nicht schützt. In Deutschland steigt der UV-Index selten über 7, in manchen Urlaubsländern setzt man sich aber schon mal Werten bis 12 aus.
Wie muss man den UV-Index interpretieren? 0-1: UV-Schutz nicht erforderlich 2-4: UV-Schutz empfehlenswert 5-7: UV-Schutz erforderlich ab 8: UV-Schutz unbedingt erforderlich
Als Faustregel gilt: Schon an Tagen mit einem UV-Index ab 2 sollten Kinder nicht ungeschützt nach draußen gehen. Experten raten bei Kindern zu einem Lichtschutzfaktor (LSF) ab 20. Bei unempfindlichen Erwachsenen sollte der LSF mindestens doppelt so hoch sein wie die Indexzahl.
Messgeräte, mit denen man die aktuelle Stärke schädlicher UV-Strahlung ermitteln soll, gelten fast allesamt als zu ungenau. Im Sonnenlicht wird meist zu viel angezeigt, im Schatten zu wenig. Einen kostenlosen UV-Check bekommt man hier (www.uv-check.de). Die Angaben kann man sich auch per SMS aufs Handy schicken lassen.
Und so schützen Sie Ihr Kind:
- Baby und Kleinkinder bis 24 Monate nie der prallen Sonne aussetzen.
- Kinder ab zwei Jahren immer richtig schützen: mit Kopfbedeckung, Sonnenbrille, T-Shrt, Shorts und speziellem Sonnenschutz.
- Beim Eincremen Sonnenterassen (Nase, Ohren, Unterlippe, Kinn, Schultern, Fußrücken) nicht vergessen.
- Mittagssonne (zwischen elf und 15 Uhr) meiden.
- Auch bei bewölktem Himmel oder im Schatten besteht Sonnenbrandgefahr.
- Mit gutem Beispiel vorangehen: Kinder ahmen das Verhalten der Erwachsenen nach. Auch Eltern sollten die Sonnenschutzregeln beachten.
- Hier gibts weitere Infos rund um die Themen UV-Strahlen und Sonnenschutz.
Die große Gefahr: Infektionen
Sie ist nach Einschätzung der Experten die gravierendste Auswirkung des Klimawandels auf unsere Gesundheit: Schon jetzt, davon sind die Forscher überzeugt, geht die Zunahme vieler Infektionskrankheiten auf das Konto der wärmeren Temperaturen. Das gilt vor allem für die von Zecken übertragenen Borrelia-Infektionen und die Frühsommer-Meningoencephalitis (FSME). Gerade bei letzterer Erkrankung konnte das RKI beobachten, das sich die Risikogebiete innerhalb von nur zehn Jahren rund 100 Kilometer nach Norden verschoben haben. Nicht genug damit, dass die Zecken in immer mehr Regionen offenbar ideale Lebensbedingungen vorfinden - milde Winter könnten auch dafür sorgen, dass die Gefahr eines Zeckenbisses künftig ganzjährig bestehe.
Auch wenn die Zusammenhänge noch nicht abschließend geklärt sind, so vermuten viele Wissenschaftler auch einen Einfluss der klimatischen Veränderungen auf die starke Zunahme von Hanta-Virus-Fällen in Deutschland.
Als wäre das nicht schon genug, gehen die Experten davon aus, dass die erhöhten Temperaturen es vielen Tieren, die Krankheitserreger übertragen, künftig leichter machen, hier Fuß zu fassen. So konnte zum Beispiel die eigentlich aus Asien stammenden Aedes-Mücken (auch Asiatische Tigermücke) mittlerweile auch nördlich der Alpen nachgewiesen werden. Diese kann das Chikungunya-Virus übertragen, das Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen hervorruft.
Wenn der Kreislauf ins Schwitzen kommt
Eine weitere Folge der erhöhten Temperaturen führten die heißen Sommer seit Anfang des Jahrtausends auf dramatische Art und Weise vor Augen: Vor allem ältere Menschen litten extrem unter der andauernden Hitze, die für Herz und Kreislauf eine große Belastung darstellte. Denn: Je wärmer es wird, desto mehr Blut muss durch die Adern gepumpt werden, damit es seine Aufgabe als körpereigenes Kühlsystem erfüllen kann. Folge: Der Blutdruck fällt ab, und selbst Gesunde fühlen sich matt und müde.
Doch nicht nur für Ältere, sondern auch für Schwangere und Kleinkinder gilt: Die Hitze bitte nicht unterschätzen! Deshalb schon jetzt ein paar Tipps - schließlich steigt das Thermometer ja immer früher:
- Bei Schwangeren macht das Hormon Progesteron die Venenwände nachgiebiger, das Blut versackt regelrecht in den Beinen - und der Kreislauf fällt in den Keller. Abhilfe kann eine lauwarme Dusche am Morgen bringen. Die erfrischt nämlich mehr als eine eiskalte, weil die erst Recht schweißtreibend wirkt.
- Werdende Mütter sollten täglich mindestens zwei Liter trinken. Denn wenn der Körper austrocknet, rächt er sich mit Schwindel und Übelkeit. Ideal sind stille, mineralreiche Mineralwässer oder Saftschorlen. Im Orient gilt übrigens warmer Pfefferminztee mit Zucker als guter Durstlöscher, denn Pfefferminze wirkt wie ein inneres Kühlaggregat.
- Belebend: Eiskaltes Wasser aus dem Wasserhahn über Unterarme und Pulsadern laufen lassen. Zu Hause bringt eine kalte Kompresse, die man sich um den Nacken legt, Erleichterung für den Kreislauf. Auch gut: Arme und Schulten bis zu den Fingerspitzen mit einem Eiswürfel abreiben.
- Wenn die Sonne am höchsten steht - einfach einen Ganz runterschalten - und ab in den Schatten.
- Mit steigenden Temperaturen nimmt bei vielen Schwangeren der Umfang von Waden und Knöcheln zu. Grund: Hitze erweitert die Venen, Blut und Lymphe können nicht mehr richtig abtransportiert werden. Kühle Wadenwickel unterstützen die Blutgefäße bei ihrer Arbeit. Alternative: Eissocken. Baumwollsocken in einer Plastiktüte für mehrere Stunden ins Eisfach legen. Bei Bedarf frisch gekühlt überziehen und die Beine hochlegen.
- Achtung: Kinder müssen in der Sonne besonders viel trinken, um die Wärme zu regulieren. Ideal: Wasser oder ungesüßter Früchtetee.