Erste HilfeGanz einfach: Kleine Wunden bei Kindern richtig versorgen
Aufgeschürfte Knie? Gehören zur Kindheit, denn Kinder rennen, hüpfen toben – und fallen auch mal hin. Beulen und die eine oder andere Platzwunde inklusive. Damit Du weißt, wie Du die Wunden richtig versorgst und wann Du mit Deinem Kind zum Arzt gehen solltest, haben wir Dir hier alles Wichtige zusammengestellt.

Schürfwunden
Da viele Nervenenden durch die Abschürfung frei gelegt werden, sind Schürfwunden leider oft sehr schmerzhaft. Die gute Nachricht: Schürfwunden heilen schnell und lassen auch (meist) keine Narben zurück.
Behandlung:
- Bevor Du die Wunde verarztest, wäschst Du Dir am besten die Hände, damit keine zusätzlichen Keime in die Wunde gelangen.
- Dann spülst Du die Wunde am besten unter Leitungswasser aus.
- Wenn sich kleine Steine oder andere Verschmutzungen nicht abspülen lassen, kannst Du eine Pinzette desinfizieren und sie damit entfernen.
- Anschließend desinfizierst Du die Wunde mit nicht brennendem Desinfektionsmittel.
- Wenn die Wunde eher feucht ist, klebe sie ruhig mit einem Pflaster ab. Diese Feuchtigkeit sorgt dafür, dass Bakterien und Schmutz abtransportiert werden. Nur muss das Pflaster regelmäßig erneuert werden.
- Wenn Du vorher etwas Wundsalbe unter das Pflaster tust, klebt das Pflaster nicht an der Wunde fest.

Stichwunden
Glasscherben auf der Straße, Plastik am Wegesrand – im Sommer barfuß zu laufen, hat nicht nur seine schönen Seiten. Auch wenn Stichwunden äußerlich oft harmlos aussehen, können sie sehr tief sein.
Behandlung:
- Eine Stichwunde sollte ebenfalls wie eine Schürfwunde gereinigt und desinfiziert werden.
- Kannst Du einen kleinen Splitter oder Stachel mit bloßem Auge sehen, entfernst Du ihn am besten vorsichtig mit einer desinfizierten Pinzette.
- schaffst Du es nicht, den kleinen Fremdkörper zu entfernen oder steckt etwas Größeres in der Wunde, dann solltet Ihr auf jeden Fall zum Arzt gehen.

Verbrennungen und Verbrühungen
Kinderhaut ist so empfindlich, dass schon heiße Getränke, die Erwachsenenhaut nichts anhaben, bei ihnen zu Verbrühungen führen können. Ganz wichtig: die betroffene Haut sofort mit nicht zu kaltem Wasser (circa 20 Grad) kühlen. Achtung: Ist die heiße Flüssigkeit auch über die Kleidung gelaufen, dass auch die betreffenen Kleidungsstücke ausziehen. Windel nicht vergessen! Bilden sich Brandblasen, dann muss das Kind auf jeden Fall zum Arzt, da Brandblasen sich leicht entzünden und deshalb professionell versorgt werden müssen. Alles Weitere zu Verbrennungen erklärt unser Kindersanitäter hier.

Platzwunden (auch Riss-Quetsch-Wunden genannt)
Gerade an den Stellen, wo dünne Haut direkt über Knochen liegt (Stirn, Nase, Kinn, Schienenbein) platzt eine Wunde schnell auf. Platzwunden sehen dramatisch aus und bluten meist heftig. Umso wichtiger ist es, jetzt die Ruhe zu bewahren.
Behandlung:
- Erst einmal ist es wichtig, dass Du die Blutung stoppst. Vielleicht hast Du Taschentücher oder Küchenpapier griffbereit?
- Wenn das die Blutung nicht stillt, nimmst Du eine sterile Kompresse aus der Hausapotheke (oder dem Verbahndskasten im Auto) und bindest sie mit einer Mullbinde fest auf die Wunde.
- Mit einem Anruf beim Kinderarzt kannst Du klären, ob Ihr in die Praxis kommen oder gleich ins Krankenhaus fahren sollt. Genäht werden die Platzwunden heute in der Regel nicht mehr, sondern geklebt und mit speziellen Pflasterstreifen zusammengehalten. Das ist wesentlich schonender und spart einige Nerven.

Beulen und Gehirnerschütterungen
Fast jedes Kind fällt mal vom Sofa oder aus dem Bett. Was bleibt, ist bestenfalls nur eine Beule, die man am besten kühlt. Das nimmt nicht nur den Schmerz, sondern beugt auch der Schwellung vor. Ist Dein Kind mit großer Wucht auf dem Kopf gefallen, ist es etwas benommen, klagt über Kopfschmerzen oder erbricht es sich womöglich, dann besteht Verdacht auf eine Gehirnerschütterung. Am besten gleich in die Klinik fahren.

Quetschungen
Besonders schmerzhaft können auch Quetschungen sein. Hier hilft nur kühlen, kühlen kühlen - und trösten.

Schnittwunden
Schnittwunden gibt es von ganz klein (von scharfrandigem Papier) bis zu ziemlich groß (zum Beispiel von Glasscherben.) Sie haben meist glatte Ränder und bluten je nach Tiefe recht stark.
Behandlung:
- Wenn die Wunde stark blutet, reinigt sie sich dabei selbst.
- Sollte die Blutung nicht nach kurzer Zeit selbst aufhören, kann man versuchen, sie durch Druck mit einem sauberen Tuch zu stoppen.
- Bei tieferen Schnitten fährst Du mit Deinem Kind am besten ins Krankenhaus oder in eine Notfallambulanz.

Blasen
Blasen entstehen durch mechanische Reizung wie ungewohnten Druck oder anhaltende Reibung auf der Haut. Dort lösen sich dann die oberen von den unteren Hautschichten und es entsteht ein Hohlraum, in den Gewebeflüssigkeit einfließen kann – die Blase.
Neue Schuhe, die noch nicht weich gelaufen sind, ein Sockenknubbel der unbemerkt drückt oder ein rauhes Stück Stoff – bei zarter Kinderhaut reicht oft schon wenig Reizung und die Haut reagiert mit einer Blase. Blasen sind an sich harmlos, wenn sie richtig versorgt werden.
Behandlung:
- Wichtigste Regel: Vermeide Druck und Dreck.
- Selbstverständlich soll die betroffene Stelle sofort entlastet werden, das heißt: Schuhe oder Kleider, die drücken, ausziehen.
- Die früher vertretene Ansicht, Wunden und auch Blasen am besten an der Luft heilen zu lassen, gilt nicht mehr. Heute wird empfohlen, geschlossene Blasen NICHT aufzustechen: Die oberste Hautschicht schützt die kleine Verletzung vor Keimen. Zum Schutz vor Druck und Reibung ist es besser, ein festes Pflaster auf die Wunde zu kleben. Spezielle Blasenpflaster sind mit einer Gelschicht ausgestattet. Das Gelpolster schützt vor Druck und durch das feuchte Milieu verheilt die Blase meist schneller.
- Ist die Blase bereits geöffnet und es tritt Sekret oder Blut aus, muss die Wunde zunächst desinfiziert werden, um eine Entzündung zu verhindern. Anschließend sollte die Wunde durch ein Pflaster vor Dreck und Druck geschützt werden. Blasenpflaster haben hier den Vorteil, dass sie nicht mit der nässenden Wunde verkleben.
- Bei größeren Blasen, länger andauernden Schmerzen oder eitrigen Infektionen sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

Das gilt generell bei Verletzungen:
- Check bei offenen Wunden grundsätzlich, ob Dein Kind noch gegen Tetanus geschützt ist. Die erste Auffrischung der Tetanus-Impfung ist im Alter von fünf bis sechs Jahren fällig, die zweite im Alter von neun bis 17 Jahren. Bei Erwachsenen wird die Impfung alle zehn Jahre wiederholt. Unsicher? Dann schau in den Impfpass und sprich mit Deinem Kinderarzt.
- Die Wundheilung muss kontinuierlich beobachtet werden. Wird die Wunde dicker, rötet sie sich oder ist sie auffällig warm, kann das auf eine Infektion hindeuten. Dann ist es ratsam, erneut einen Arzt aufzusuchen.
- Bei starken Blutungen muss der Notarzt gerufen werden (112), denn sie können lebensbedrohlich sein.
- Am besten ist Deine Kinder-Hausapotheke immer vollständig bestückt.
- Generell gilt: Kinderhaut ist noch wesentlich empfindlicher als Erwachsenenhaut. Deshalb ist es wichtig, auch die kleinste Wunde gründlich zu versorgen!
- Wichtige Fragen zu diversen Gefahrensituationen, in die Kinder geraten können, beantwortet unser Rettungssanitäter Janko von Ribbeck.