"Jung aussehen" - für die Fruchtbarkeit ohne Bedeutung
Noch Anfang der 1970er Jahre brachten die 20- bis 24-jährigen Frauen die meisten Kinder zur Welt. Heute sind es die 30- bis 34-Jährigen. Und: Jede vierte schwangere Frau ist heute über 35 Jahre alt. Die Deutschen schieben ihre Familienplanung immer weiter nach hinten. Viele prominente und erfolgreiche Frauen bekommen ihr Kind mit 40, 42 oder noch später. Auf natürlichem Wege - oder durch Kinderwunsch-Medizin. Das alles suggeriert, dass die fruchtbare Phase einer Frau sich um Jahre verlängert habe. Klar, heute ist man mit 38 oder 42 noch nicht alt. Frauen, die auf sich acht geben, Sport machen, können den Alterungsprozess hinausschieben. Aber, drastisch ausgedrückt ist es doch so: Eine Eizelle ist gegen Anti-Aging-Mittel immun. Eigentlich seltsam, dass auf der anderen Seite jemand, der mit Anfang 20 schon seine Schwangerschaft plant, exotisch - oder sogar verantwortungslos - wirkt.
So empfindet es jedenfalls unsere Userin "stella88":
"Du bist zu jung, denk an deine Zukunft"
Also ich werde demnächst 21. Ich bin seit über vier Jahren mit meinem Freund zusammen. So ungefähr seit einem Jahr könnte ich mir schon meine eigene kleine Familie vorstellen. Meine Angst ist einfach nur, als junge Mutter nicht ernst genommen zu werden. Wie oft hab ich schon gehört „Du bist zu jung, denk an deine Zukunft, leb erstmal, ihr habt zu wenig Geld für ein Kind.“ Wie denkt ihr über junge Mütter....?
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Plötzlich 30 - und jetzt?
"Leb erstmal, denk an deine Zukunft" - das haben viele junge Frauen heute verinnerlicht. Und werden mit durchschnittlich 31,1 Jahren schwanger. Ausbildung, eventuell Studium, dann ein paar Jahre arbeiten, um eine feste Position im Job zu haben. Und plötzlich ist der 30.Geburtstag da. Selbst wer jetzt in einer festen Beziehung ist, entscheidet sich noch nicht unbedingt für ein Kind. Warum ist das so? Hinweise liefert die vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung koordinierte Studie "Population Policy Acceptance Study" (PPAS) von 2005, in der die Bevölkerung in vierzehn europäischen Ländern zur Familienplanung befragt wurde.
Was spricht gegen Kinder?
Auf die Frage "Was spricht gegen Kinder?" lautete die zweithäufigste Antwort der Deutschen: "Ich mache mir Zukunftssorgen". In Finnland, Italien und den Niederlanden sieht man das übrigens weniger dramatisch. Und: Deutsche Frauen und Männer schreckt die Vorstellung ab, fürs Kind vieles anschaffen zu müssen und gleichzeitig - weil zumindest kurzfristig nur einer arbeiten gehen kann - auf vieles verzichten zu müssen. Sorgen, die sich gerade in wirtschaftlich schlechten Zeiten eher noch verstärken. Und auch wer sich keine Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen muss, hat es nicht unbedingt einfach. Denn je mehr man sich in seinem Leben schon eingerichtet hat, desto schwerer fällt es Kompromisse zu machen: Zum Beispiel die Designercouch erst Spuck- und später Filzstiftattacken preiszugeben.
Männer sehen sich immer noch als Ernährer
Übrigens haben die Männer in Sachen Familienplanung mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Das zeigt eine Studie des Deutschen Jugendinstituts aus dem Jahr 2008: Demnach wollen 93 Prozent der noch Kinderlosen (im Alter zwischen 15 und 42 Jahren) Vater werden. Aber 57,2 Prozent meinen: bitte nicht während der Ausbildung oder in den ersten Berufsjahren. Sie wollen die Familie ernähren können und dafür erst einmal ausreichend verdienen.
Den Kinderwunsch von jungen Paaren unterstützen
Wenn die meisten Frauen und Männer sich den Kinderwunsch erst später erfüllen wollen, dann ist das doch okay so, könnte man meinen. Aber wenn die schlechte Betreuungssituation, lange Ausbildungszeiten und negative Bedingungen in der Arbeitswelt die Gründe für die Entwicklung sind, muss die Politik gegensteuern. Gerade diese Woche verkündete die SPD, sie wolle sich dafür einsetzen, für junge Menschen mit Kinderwunsch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern. So sollen die Angebote an Universitäten, Fachhochschulen sowie für Auszubildende in den Betrieben verbessert werden. Kinder bekommen während der Ausbildung - dann sind sie aus dem Gröbsten raus, wenn die Karriere so richtig anfängt. Das wäre ein echtes Gegenmodell. Und auch mit Blick auf die demographische Entwicklung ist eine frühere Familienplanung von Vorteil. Denn je früher man damit anfängt, desto mehr Zeit bleibt noch, sich für ein zweites oder drittes Kind zu entscheiden.
Schwangerschaft mit 20, 30 oder 40 Jahren
Wann ist der richtige Zeitpunkt, ein Kind zu bekommen? Ist man mit 22 noch zu jung? Und mit 41 zu alt? Lesen Sie hier, wie drei werdende Mütter ihre Schwangerschaft mit Anfang 20, 30 oder 40 Jahren erlebt haben.