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Kinderwunsch und Krebs: Geht das? So lässt sich die Fruchtbarkeit während einer Krebsbehandlung schützen

weltkrebstag frau nachdenklich mit kissen
© Drobot Dean / Adobe Stock
Sobald die Diagnose Krebs feststeht, ist es Zeit, Vorbereitungen für einen möglichen Kinderwunsch zu treffen. Um später die Chance auf eigene Kinder zu haben, musst du schnell handeln. Wir verraten, welche Maßnahmen es gibt und was die Krankenkassen bezahlen.

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Wenn du eine Krebsdiagnose hast, dreht sich plötzlich alles ums Überleben. Es geht um Therapien und Wahrscheinlichkeiten, Medikamente und Nebenwirkungen. Nicht unbedingt der Zeitpunkt, um über den eigenen Kinderwunsch nachzudenken, könnte man meinen. Vielleicht weißt du noch nicht, ob du überhaupt Kinder willst. Vielleicht bist du ohne Partner:in und das Thema scheint in weiter Ferne. Trotzdem ist es gerade jetzt wichtig, sich damit zu befassen.

Chemotherapie oder Bestrahlung können dein Keimgewebe und deine Keimzellen schädigen, also Eierstöcke oder Hoden, Eizellen oder Spermien. Schlimmstenfalls kannst du dadurch unfruchtbar werden. Um später die Chance zu haben, eigene Kinder zu bekommen, musst du schnell handeln –meistens schon vor Beginn der Krebstherapie.

Sollte dein:e Ärzt:in noch nicht mit dir darüber gesprochen haben, frage nach, welche Auswirkungen die Behandlung auf deine Familienplanung haben kann. Wir stellen dir Maßnahmen vor, mit denen du deine Fruchtbarkeit erhalten kannst und verraten, was die Krankenkassen übernehmen. Bei Männern ist die Sache relativ einfach, sie können Sperma oder Hodengewebe einfrieren lassen. Bei Frauen ist es komplizierter.

Einfrieren von Eizellen

Am Gängigsten ist es, Eizellen zu entnehmen und einzufrieren. Dafür ist eine rund zweiwöchige Behandlung mit Hormonen nötig, die vor Beginn der Krebstherapie stattfinden muss. Du kannst Eizellen auch befruchtet einfrieren lassen, das erhöht deine Chance, dass daraus später eine Schwangerschaft entsteht. Dein Alter ist ein großer Faktor, ob viele oder wenige Eizellen in deinen Eierstöcken vorrätig sind.

Wichtig zu wissen: Eine Strahlen- oder Chemotherapie kann einen Teil deiner Eizellen zerstören. Dadurch verkürzt sich womöglich die Zeit, die du später hast, um schwanger zu werden. Deine Wechseljahre könnten früher einsetzen, weil dein Vorrat an Eizellen einfach früher aufgebraucht ist.

Einfrieren von Eierstockgewebe

Manchmal bleibt für eine Hormonbehandlung keine Zeit, oder die Krebsart erlaubt diese nicht, weil es sich um einen hormonabhängig wachsenden Tumor handelt. In diesem Fall kannst du dir Eierstockgewebe entnehmen und einfrieren lassen. Dafür ist eine kleine Operation nötig. Später wird dir das Gewebe wieder eingepflanzt, um die Funktion der Eierstöcke wiederherzustellen. Ein Vorteil: Dieses Verfahren kann auch bei Mädchen und Teenagern, die noch nicht in der Pubertät sind, angewandt werden. Gerade bei jungen Frauen, deren Eierstöcke noch viele Eizellen enthalten, ist das erfolgversprechend.  

Jana Duisen ist dank dieser Methode Mutter geworden. Als sie vor einigen Jahren an Lymphdrüsenkrebs erkrankte, ließ sie am Universitätsklinikum Münster (UKM) Eierstockgewebe einfrieren. "Ich hatte bei meiner Behandlung in der Klinik einen tollen Assistenzarzt, der mir erzählt hat, dass man Eierstockgewebe entnehmen und später wieder einpflanzen lassen kann“, sagt sie. Sie ist dankbar, dass sie rechtzeitig vor ihrer Chemo- und Strahlentherapie von dieser Möglichkeit erfuhr.

"Das Verfahren gilt inzwischen als etabliert“, sagt die Reproduktionsbiologin Verena Nordhoff vom UKM, "aber wir haben bisher noch wenig Zahlen zu daraus resultierenden Schwangerschaften – häufig wird das Gewebe ja erstmal über viele Jahre eingelagert.“ Nicht unwesentlich sei bei der Entscheidungsfindung der Kostenfaktor. Nun gibt es dazu gute Nachrichten. "Im August 2022 hat der Gemeinsame Bundesausschuss den bisherigen Anspruch für gesetzlich Versicherte ergänzt“, sagt Nordhoff. Künftig soll auch das Einfrieren von Eierstockgewebe zur Kassenleistung werden, für Frauen ab der ersten Regelblutung. Jana Duisen hat sich ihr Eierstockgewebe vor etwa zwei Jahren wieder einpflanzen lassen. Danach wurde sie auf natürlichem Weg schwanger. Ihren Sohn hat sie im Sommer 2022 geboren.

Verlegen der Eierstöcke

Müssen bei deiner Krebstherapie der Becken- oder Bauchraum bestrahlt werden, kann das die empfindlichen Eierstöcke schädigen. Um Unfruchtbarkeit zu vermeiden, können die Eierstöcke durch eine Operation verlegt werden. Das wird jedoch nicht als alleinige Methode zur Fruchtbarkeitserhaltung empfohlen, sondern in Kombination mit einer Konservierung von Eizellen oder Eierstockgewebe.

Den Zyklus ruhen lassen

Du kannst auch "Antihormone“ einnehmen, um deine Eierstöcke in eine Ruhepause zu versetzen. Der künstlich herbeigeführte Hormonmangel sorgt dafür, dass die Eizellen nicht heranreifen. Das ist ähnlich wie in den Wechseljahren. Dadurch werden sie von den Zellgiften der Chemotherapie viel weniger angegriffen. Du hast also für die Dauer der Chemotherapie deine Periode nicht mehr. Nach Absetzen der Antihormone pegelt sich dein Hormonhaushalt wieder ein. Das ist eine gut verträgliche und vergleichsweise unkomplizierte Methode, deine Fruchtbarkeit zu schützen. Du bekommst entweder monatlich oder alle drei Monate eine Spritze. Wie hoch die Wirksamkeit ist, wird wissenschaftlich noch untersucht. Es gibt jedoch viele Hinweise auf eine gute Schutzfunktion. Möglicherweise musst du diese Leistung aber selbst zahlen.

Was übernimmt die Krankenkasse?

Informiere dich am besten direkt bei deiner Krankenkasse, welche Kosten in deinem Fall übernommen werden. Grundsätzlich bezahlen die Krankenkassen verschiedene Maßnahmen zum Erhalt der Fruchtbarkeit. DieKostenübernahme steht allerdings nur Frauen bis zu einem Alter von 40 Jahren zu. Männer dürfen 50 Jahre alt sein.Zu den übernommenen Leistungen gehört die Beratung durch eine:n Spezialist:in für Fruchtbarkeitsmedizin. Bei Frauen ab 18 Jahren wird unter anderem die hormonelle Stimulationsbehandlung übernommen und die Eizellentnahme. Voraussichtlich ab Frühjahr 2023 wird auch die Entnahme und Kryokonservierung von Eierstockgewebe bezahlt, für Frauen ab der ersten Regelblutung. Außerdem tragen die Kassen die Kosten für das Einfrieren und die Lagerung der Eizellen und Spermien.

Das ist alles sehr viel auf einmal? Verständlich. Wenn du Hilfe bei deinen Überlegungen zu den fruchtbarkeitserhaltenden Maßnahmen brauchst, gibt es eine digitale Entscheidungshilfe. Sie wurde von Psycholog:innen, Psychotherapeut:innen und Reproduktionsmediziner:innen entwickelt.

Verwendete Quellen: krebsinformationsdienst.de, krebshilfe.de, fertiprotekt.com, Universitätsklinikum Münster

ELTERN

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