Mädchen oder Jungen gezielt zeugen: Acht Methoden – und was dran ist
Kann man es beeinflussen, ob es ein Junge oder Mädchen wird? Methoden gab's schon viele, Erfolge kaum. Wir stellen euch acht vor und sagen was dran ist.
Gezielt einen Jungen oder ein Mädchen zu zeugen: Dieser Wunsch ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit. Entsprechend viele Mythen ranken sich darum. Und immer wieder kamen neue Theorien auf, wie es gehen könnte.
So viel ist klar: Ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, entscheidet sich im Moment der Zeugung: Kommt ein Spermium zum Zuge, das ein X-Chromosom trägt, entwickelt sich ein Mädchen, trägt das Spermium ein Y-Chromosom, wird es ein Junge. Und: Die Wahrscheinlichkeit, einen Jungen oder ein Mädchen zu bekommen, liegt etwa bei 51 (Jungen) zu 49 (Mädchen).
Das heißt: Ganz gleich, wie wirksam eine Methode wirklich ist, etwa die Hälfte aller Paare, die sie ausprobieren, werden den Eindruck haben, dass die Methode funktioniert hat. Hier ein Überblick über den heutigen Stand der Forschung.
(Unser Tipp: Einmal den Chinesischen Empfängniskalender befragen, einen uralten Mondkalender aus China, den man mit einem Augenzwinkern anwenden kann, um das Geschlecht des Babys herauszufinden.)

Alter Mythos: Mit Stiefeln im Bett wird’s ein Junge
Damit es ein Sohn wird, muss der Mann nur bei der Zeugung seine Stiefel anbehalten – das klingt nicht besonders glaubwürdig? Klar, hinter diesem volkstümlichen Aberglauben steckt ein so genannter Analogiezauber: Die männlichen Stiefel sorgen dafür, dass auch das Kind männlich wird.
Wissenschaftliche Gültigkeit: offensichtlich null.

Sex drei Tage vorm Eisprung: Bessere Chancen auf ein Mädchen
Das klingt schon wissenschaftlicher: Die Samenfäden mit dem X-Chromosom sind angeblich robuster und langlebiger als die mit dem Y-Chromosom. Wer ein Mädchen will, sollte deshalb schon einige Zeit vor dem Eisprung Sex haben. Denn die „weiblichen“ Spermien überleben länger, die Wahrscheinlichkeit auf ein Mädchen ist also größer.
Wissenschaftliche Gültigkeit: in der Praxis nicht erwiesen.

Die Wunschkind-Diät: Alkalisch essen für einen Jungen
Der französische Gynäkologe Francoise Papa vermutete, dass das Sekret in der Scheide günstiger für Spermien mit X-Chromosom ist, wenn es saurer ist, und günstiger für die Spermien mit Y-Chromosom, wenn es alkalischer ist. Also empfahl er eine strenge Diät für die Frau, um deren Scheidensekret entsprechend zu beeinflussen.
Wissenschaftliche Gültigkeit: keine.

Stellungen beim Sex: Löffelchen und Doggie Style begünstigen Mädchen
Hinter dieser Methode steckt der Gedanke, dass Spermien mit dem Mädchen-Chromosom etwas langsamer sind als die, die ein Y-Chromosom tragen. Deshalb sollen sie durch Stellungen, bei denen der Penis tief eindringt, bevorzugt werden. Außerdem spielt die Vorstellung mit, dass die Spermien sich eine Art Wettrennen liefern und das schnellste gewinnt. Beides ist nicht wahr. Heute weiß man, dass sich die Eizelle von Spermien umschwärmen lässt und dann einem davon Einlass gewährt.
Wissenschaftliche Gültigkeit: keine.

Wenig Stress, energiereiches Essen: bessere Chancen auf einen Jungen
Studien in verschiedenen Ländern zeigen: In unsicheren Zeiten und bei schlechter Ernährung der Mutter werden mehr Mädchen geboren. Eine energiereiche Ernährung dagegen und ein stressarmes Umfeld begünstigen die Geburt von Jungen.
Die Biowissenschaftler der Universitäten Exeter und Oxford um Fiona Mathews definierten es sogar noch genauer: Sie analysierten Daten von 740 britischen Frauen, die zum ersten Mal schwanger waren. Dabei unterteilten sie die Frauen nach ihren Ernährungsgewohnheiten in drei Gruppen. In der Gruppe der mit der höchsten Kalorienzufuhr lag der Jungen-Anteil bei 56 Prozent, bei den Frauen, die am wenigsten Kalorien zu sich nahmen, waren nur 45 Prozent der Neugeborenen Jungen.
Wissenschaftliche Gültigkeit: Statistisch gesehen ja. In der Praxis allerdings helfen diese Erkenntnisse nur wenig. Denn die natürliche Wahrscheinlichkeit, einen Jungen zu bekommen, liegt ohnehin schon bei 51 Prozent.

Höherer Blutdruck: Jungen bevorzugt
Der Blutdruck der Mutter in den Monaten vor der Empfängnis scheint sich auf das Geschlecht des Kindes auszuwirken – das haben chinesische und kanadische Forscher bei einer Untersuchung von mehr als 1.400 Frauen aus Liuyang festgestellt. Die Frauen, die Mädchen zur Welt brauchten, hatten im Durchschnitt einen etwas niedrigeren Blutdruck als die Frauen, die Söhne bekamen.
Wissenschaftliche Gültigkeit: Statistisch gesehen ja. Allerdings liegen die Werte sehr nah beieinander, so Blutdruck-Experten. Es scheint sich mehr um ein statistisches Phänomen zu handeln, aus dem man keine Empfehlung für die Praxis ableiten kann.

Zeugung im Frühjahr: für alle, die ein Mädchen wollen
Die Monate März bis Mai seien die beste Zeit, um ein Mädchen zu zeugen – meint der italienische Mediziner Angelo Gagnacci. Er wertete die Daten von knapp 10.000 Geburten aus und kam zu dem Ergebnis: Die Chancen für die Zeugung eines Mädchens stehen im Frühjahr am besten, die für Jungen seien dagegen im Herbst besser. Eine Erklärung gab es dafür nicht.
Wissenschaftliche Gültigkeit: in der Praxis nicht erwiesen.

PID: Sortieren der befruchteten Eizellen nach dem Geschlecht
PID steht für „Präimplantations-Diagnostik“ und bedeutet, dass die Eizellen nach der Befruchtung im Labor untersucht werden. Dies spielt bei schweren Erbkrankheiten eine Rolle. Bei diesem Verfahren lässt sich auch das Geschlecht bestimmen und die Eizelle mit dem Wunschgeschlecht in die Gebärmutter einsetzen. In den meisten europäischen Ländern ist Letzteres allerdings verboten.

Die Familien-Theorie: viele Brüder, viele Söhne
Okay, diese wissenschaftliche Erkenntnis hilft nicht, das Wunschgeschlecht zu zeugen, spannend ist sie trotzdem: In manchen Familien scheint es bei den Männern eine genetische Neigung zu geben, mehr Mädchen oder mehr Jungen zu zeugen. Heraus fand das der Ökologe Corry Gellatly von der Universität im britischen Newcastle. Er wertete die Stammbäume von 927 Familien aus Nordamerika und Europa mit statistischen Methoden aus. Danach sieht es so aus, dass Männer mit vielen Brüder eher Söhne bekommen und solche mit vielen Schwestern eher Töchter.

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