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Single mit Kinderwunsch Mentale Stärke für Solomamas: Wie du selbstbewusst deinen Weg gehst

Solomama mit Baby auf dem Bauch
© Jacob Lund / Adobe Stock
Du bist Single und hast dein Kind durch eine Samenspende bekommen? Oder denkst darüber nach? Diese Tipps helfen dir, Herausforderungen zu meistern und den Alltag zu wuppen.

Vielleicht hast du dir deinen Weg zur Mutterschaft ursprünglich anders vorgestellt. Doch nun denkst du darüber nach, dir deinen Kinderwunsch als Single durch eine Samenspende zu erfüllen. Oder bist schon auf diese Weise eine Solomama geworden.

Sogar, wenn du die meiste Zeit selbstbewusst als Single Mom by Choice den Alltag rockst, gibt es diese Tage, an denen besondere Fragen und Gefühle in dir spuken. Tue ich das Richtige? Schaffe ich das alleine? Wie gehe ich mit den Reaktionen des Umfelds um? Was bedeutet das alles für mein Kind?

Katharina Horn ist Kinderwunschberaterin zum Thema Solomutterschaft. Die klinische Sozialarbeiterin hat sich darauf spezialisiert, nachdem sie selbst Solomama wurde – und schlichtweg Informationen zu diesem Thema fehlten. Sie kennt die Herausforderungen, mit denen viele zu tun haben:

Dir fehlt die Sichtbarkeit

"Solomutterschaft wird zwar bekannter, aber viele Menschen haben noch nie davon gehört“, sagt Horn. Sie reagieren unsicher, wie sie mit dir oder deinem Kind umgehen sollen. Manche haben Angst, etwas Falsches zu sagen, manche stellen übergriffige Fragen. Und dir selbst fehlen die Vorbilder, wie diese Familienform aussieht und gelingen kann.

Du fühlst dich diskriminiert

"Es gibt keine öffentlichen Anlaufstellen, die auf Solomutterschaft spezialisiert sind“, sagt Horn. "Schon allein bei der Suche nach einer Kinderwunschklinik, die auch Alleinstehende behandelt, fühlen sich Solomütter oft diskriminiert.“ Manche Frauen würden auf Grund des fehlenden Wissens schlichtweg falsch beraten. "Ich kenne Frauen, denen von ihren Gynäkolog:innen gesagt wurde, als Single eine Samenspende zu bekommen, sei in Deutschland nicht möglich. Das stimmt nicht." Man müsse sich alle Informationen mühsam zusammensuchen, die Voraussetzungen seien in jedem Bundesland anders. Seit Ende 2022 gibt es den Verein Solomütter Deutschland e.V., den Horn mitgegründet hat. Hier findest du Informationen, Beratung und kannst dich vernetzen.

Auch wenn die gesellschaftliche Sichtbarkeit und Voraussetzungen noch nicht ideal sind, kannst du selbst viel tun, um deinen Weg als Solomama zufrieden zu gehen. Die Kinderwunschberaterin gibt Tipps:

6 Tipps für mentale Stärke auf dem Weg zur Solomama

Verabschiede dich von Plan A

"Die wenigsten Frauen haben sich diesen Weg von Anfang an so ausgesucht“, sagt Horn. Um die Vorstellungen, die du bisher in dir trugst, loszulassen, kann eine Trauerarbeit sinnvoll sein. "Manche Personen kommen auf dem Weg zur Solomutterschaft nicht voran, weil sie innerlich zu sehr an Plan A festhalten und sich dadurch gelähmt fühlt“, sagt Horn. "Es ist hilfreich, sich mit der Entkoppelung von Partnerschaftswunsch und Kinderwunsch auseinanderzusetzen.“ Der:die Partner:in kann ja später noch kommen.

Habe den Mut, zu zweifeln

"Sorgen und Zweifel gehören dazu, die sind etwas Gutes“, sagt Horn. "Die Familiengründung ist die konsequenzenreichste Entscheidung unseres Lebens, da ist es vernünftig, sich Gedanken zu machen.“ Ihr Tipp: Achte darauf, was hinter deinem Grübeln steckt. Schreibe gerne alles auf und tausche dich dazu aus mit Freund:innen, Familie und anderen Solomüttern. So kannst du deinen Gedanken Raum geben, sie sortieren und nach Lösungen suchen. Hast du Angst, dein Kind in einer Notsituation nicht versorgen zu können? Dann informiere dich, welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt. Hast du Sorge, dein Kind könnte in seiner Entwicklung beeinträchtigt werden? Lies aktuelle Forschungsergebnisse oder nimm Kontakt zu anderen Solomüttern auf.

Kläre dein Kind frühzeitig auf

Horn rät dazu, die Kinder frühzeitig mit ihrer Entstehungsgeschichte vertraut zu machen, um einen normalen Umgang zu ermöglichen. "Es ist wichtig, dem Kind das Gefühl zu geben, es ist okay und normal, wie es entstanden ist. Deshalb sprich mit ihm:ihr darüber und kläre auch dein Umfeld rechtzeitig auf“, rät Horn. Ein Geheimnis mit dir herumzuschleppen, ist weder gut für deine Psyche, noch trägt es zur Normalisierung dieser Familienform bei. Natürlich befinden sich manche Frauen in einem Umfeld, in dem der offene Umgang mit Solomutterschaft besonders heikel ist. Es ist allein deine Entscheidung, wem du zu welchem Zeitpunkt wie viel erzählst.

Gib dir Zeit, nutze Hilfe

"Viele empfinden die Aufklärung über einen so intimen Lebensbereich als Outing“, sagt Horn, "so etwas ist ein Prozess, der eine Zeit dauert.“ Du möchtest die Menschen in deinem Umfeld informieren, weißt aber nicht, wie du das anstellst? Es gibt Hilfsmittel wie die kostenlosen Info-Briefe "Offene Worte“, auch speziell zum Thema Solomutterschaft. Erstellt haben sie unter anderem die Familientherapeutin Petra Thorn und Katharina Horn. Ein Tipp von Solomama-Beraterin Horn: "Manche schicken einen Brief voraus an die Verwandten und Freund:innen, die sie informieren wollen – und schlagen ein Treffen zum persönlichen Gespräch ein paar Tage später vor.“ So hat dein Gegenüber Zeit, die Information mental und emotional zu verarbeiten, selbst etwas dazu zu lesen und Fragen zu sammeln. Euer Gespräch verläuft dann hoffentlich zugewandter und konstruktiver.

Vernetze dich

"Es ist die Stärke vieler Solomütter, ein gutes Netzwerk aufzubauen“, weiß Horn. Sie staunt in ihren Beratungen oft, in wie vielen Städten die Frauen sich schon über WhatsApp-Gruppen verbunden haben. Drei Arten von Netzwerken sind für dich wichtig: Framily, also Friends and Family. Andere Solomütter. Und die Kiez-Eltern aus der Nachbarschaft.

Gönn dir Me-Time

Nur weil du dich bewusst für den Weg der Solomutterschaft entschieden hast, heißt das nicht, dass du immer alles allein stemmen musst. "Traue dich, dein Netzwerk um Hilfe und Unterstützung zu bitten“, sagt Horn. Um Hilfe zu fragen und diese anzunehmen, ist eine nützliche Eigenschaft für Eltern. Außerdem bringst du deinem Kind so bei, dass es wichtig ist, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Und das ist für jede:n wertvoll, ob groß oder klein.

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