In Deutschland unterzieht sich jedes sechste Paar einer Kinderwunschbehandlung, weil es ohne Unterstützung nicht klappen will oder kann. Auch weltweit ist laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jeder sechste Mensch (17,5 Prozent) von Unfruchtbarkeit betroffen. Für ihren Bericht wertete die WHO insgesamt 133 Studien aus den Jahren 1990 bis 2021 aus. Die Herkunft und das Einkommen der Betroffenen machten dabei laut dem Bericht keinen Unterschied.
Das erklärt WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Von Unfruchtbarkeit spricht man, wenn nach einem Jahr des regelmäßigen Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft eingetreten ist. Das kann erhebliche Belastungen, Stigmatisierung und finanzielle Schwierigkeiten verursachen und das geistige und psychosoziale Wohlbefinden der Menschen beeinträchtigen.
Unfruchtbarkeit führt zu Stigmata und mentalen Problemen
Unfruchtbarkeit ist demnach viel mehr als die Unfähigkeit, schwanger zu werden. Betroffene leiden sehr darunter, fühlen sich unfähig, schuldig und schlecht, weil sie es vermeintlich nicht schaffen, ein Baby zu bekommen, was für andere das Natürlichste der Welt ist. Nicht selten geht dies mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen einher. Dennoch haben viele Menschen keine andere Wahl, als ihren Wunsch aufzugeben. Denn eine Kinderwunschbehandlung sei zum einen sehr teuer und müsse in vielen Ländern aus eigener Tasche finanziert werden, was oft zu verheerenden finanziellen Kosten führe, so der Bericht.
Fruchtbarkeitsbehandlungen nur für privilegierte Paare?
Menschen in den ärmsten Ländern geben im Vergleich zu Menschen in wohlhabenderen Ländern einen größeren Anteil ihres Einkommens für Fruchtbarkeitsbehandlungen aus. Und hohe Kosten hindern Menschen häufig daran, Unfruchtbarkeitsbehandlungen in Anspruch zu nehmen, oder können sie sogar in die Armut katapultieren. Zum anderen wird sie oft auch nicht in erreichbarer Nähe angeboten. Dies grenzt per se schon sehr viele Menschen davon aus, überhaupt einen Versuch starten zu können. Die WHO ist dafür, dass überall mehr Hilfe für ungewollt unfruchtbare Menschen zu tragbaren Kosten zur Verfügung gestellt wird.