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Zykluslänge In der Mitte kommen die fruchtbaren Tage. Nur wo liegt die Mitte?

Zykluslänge: Frau schaut auf die Zyklus-App auf ihrem Smartphone
© Natallia / Adobe Stock
Du planst ein Baby zu bekommen? Dann interessiert dich natürlich, an welchen Tagen die Chancen besonders gut stehen, schwanger zu werden. Um das herauszufinden, musst du deine Zykluslänge kennen. Wir erklären alles Wichtige dazu.

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Der Zyklus einer Frau dauert 28 Tage – Basiswissen aus dem Biologieunterricht. Nur stimmt das leider nicht. Jedenfalls nicht so absolut, wenn die Frau keine Antibabypille nimmt, die den 28-Tages-Rhythmus künstlich herbeiführt. Fest steht nur, dass der Eisprung (Ovulation) immer ziemlich genau am 14. Tag vor dem Zyklusende stattfindet. Deshalb bleibt der zweite, etwas kürzere Teil des Zyklus, Lutealphase genannt, tatsächlich immer gleich lang. Nur der erste Teil, die Follikelphase (in ihr liegen die fruchtbaren Tage), variiert. Er kann mal kürzer und mal länger dauern. Kleine individuelle Abweichungen in der Zykluslänge, die sogenannten Zyklusschwankungen, sind also die Regel, nicht die Ausnahme. 

Die drei Phasen des weiblichen Zyklus

Das Einsetzen der Regelblutung markiert den ersten Zyklustag, der letzte Tag vor der nächsten Menstruation bedeutet das Zyklusende. Mit dem folgenden Tag beginnt ein neuer Zyklus – so lange, bis der genetisch festgelegte Eizellenvorrat aufgebraucht ist. Der Ablauf ist jedes Mal gleich, wenn auch nicht immer gleich lang:

Zyklusphase 1: Menstruationsphase (Desquamationsphase, etwa Zyklustage 1-4). Es hat sich kein befruchtetes Ei eingenistet, die dafür vorbereitete Gebärmutterschleimhaut wird also nicht gebraucht. Kontraktionen befördern die abgebaute Schleimhaut mit der Monatsblutung hinaus.

Zyklusphase 2: Proliferationsphase (etwa Zyklustag 5 bis Eisprung). Im Eierstock reift ein Follikel mit einer Eizelle heran. Parallel dazu baut sich die Gebärmutterschleimhaut auf und der Zervixschleim, der in der Scheide den Eingang zum Gebärmutterkanal wie ein Pfropfen verschließt, verflüssigt sich. Etwa in der Mitte des Zyklus kommt es zum Eisprung (Ovulation): Der Follikel platzt auf und setzt die Eizelle frei, die durch die Eileiter in Richtung Gebärmutterhöhle wandert. Jetzt können Spermien auch den Gebärmutterhals passieren und, sofern sie rechtzeitig ankommen, das gesprungene Ei befruchten. Findet das nicht statt, stirbt die Eizelle innerhalb von 24 Stunden ab.

Zyklusphase 3: Sekretionsphase (Gelbkörper- oder Lutealphase, die 14 Tage nach dem Eisprung). Aus der leeren Follikelhülle bildet sich der Gelbkörper (Corpus luteum). Der produziert Hormone, die bewirken, dass die Gebärmutterschleimhaut das befruchtete Ei aufnehmen kann. Der Zervixschleim wird wieder fester.  Das Ende der Sekretionsphase wird auch ischämische Phase genannt: Hat sich keine befruchtete Eizelle einnisten können, bildet sich der Gelbkörper wieder zurück. Das ist für den Körper das Signal, dass die Phase 1 des nachfolgenden Zyklus startet, die Menstruation.

Welche Zykluslänge gilt als normal?

Die 28 Tage aus den Lehrbüchern sind ein Durchschnittswert, der so exakt nicht einmal auf jede fünfte bis sechste Frau zutrifft, wie die Wissenschaft heute weiß. Je nach dem, wen man fragt, sind 21–35 Tage, aber auch 25–38 Tage, 26-32 oder sogar 20–40 Tage als normal anzusehen – eine relativ große Spanne also. Erst außerhalb dieser Bandbreite beginnen Ärzt:innen, von Zyklusstörungen zu sprechen.

Weil mittlerweile viele Frauen ihren Zyklus über Apps oder einen Zykluscomputer tracken, sind immer mehr Daten über die tatsächliche Zykluslänge verfügbar. Laut einer großen Studie der Universität von Adelaide (Australien), für die mehr als 1,5 Millionen Nutzerinnenprofile aus aller Welt ausgewertet wurden, hatte die große Mehrheit, nämlich etwa 90 Prozent der Frauen, eine durchschnittliche Zykluslänge von 21 bis 35 Tagen:

  • 27 Tage: 12,05 Prozent
  • 28 Tage: 16,32 Prozent
  • 29 Tage: 12,11 Prozent

Forschende des University College London kommen auf etwas abweichende Zahlen: Nach ihrer Analyse von Daten aus Schweden, Großbritannien und den USA einer anderen Zyklus-App, lag bei 65 Prozent der Nutzerinnen die Zyklusdauer zwischen 25 und 30 Tagen und nur 13 Prozent der Frauen kamen auf einen 28-tägigen Zyklus.

Was bedeuten diese Zahlen für Frauen, die sich ein Baby wünschen?

Der Eisprung findet zur Zyklusmitte statt. Dementsprechend ist das aber nicht, wie lange angenommen, ziemlich genau am Tag 14 nach Beginn der Regelblutung, sondern vielleicht am 12., am 15. oder auch mal erst am 17. Tag des Zyklus. Das kann nicht nur von Frau zu Frau, sondern bei jeder Frau auch monatlich um einige Tage variieren.

So unregelmäßig, so normal. Die kleine Komplikation: Um deinen Kinderwunsch zu erfüllen, hast du in jedem Zyklus nur ein kleines Zeitfenster von etwa fünf Tagen, an denen du überhaupt schwanger werden kannst – am Tag des Eisprungs und an den vier bis fünf Tagen davor. Denn während sich die Spermien schon ein paar Tage früher auf den Weg machen und dann ein Weilchen auf das Ei warten können, kann die Eizelle nur in den 12 bis 24 Stunden nach dem Eisprung befruchtet werden. Und weil du den Tag des Eisprungs im Voraus immer nur schätzen kannst und erst im Nachhinein wirklich kennst, hat die Zykluslänge große Auswirkungen darauf, den Tag des Eisprungs und die fruchtbaren Tage richtig zu berechnen. Dazu gleich mehr.

Können Zyklusschwankungen auch schädlich sein?

Eher nicht. Hast du aber häufiger einen relativ kurzen Zyklus von unter 25 Tagen, dann kann es passieren, dass kein Eisprung stattfindet (anovulatorischer Zyklus) und du deshalb in dieser Runde nicht schwanger werden kannst. Das zeigen neue Untersuchungen. Trifft das auf dich zu, kannst du mit deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen über eine Hormoneinnahme sprechen. Ein weiterer Punkt, ärztlichen Rat zu suchen ist, dass es auf Dauer zu einem Eisenmangel führen kann, wenn du durch die häufigere Menstruation mehr Blut verlierst.

Welche Faktoren können die Zyklusdauer beeinflussen?

Das fein ausgeklügelte Hormonsystem, das den weiblichen Zyklus steuert, ist naturgemäß recht störanfällig. Es braucht nur gerade etwas mehr Östrogen oder etwas weniger Progesteron vorhanden sein und schon zeigt dies Wirkung. Aber auch andere Einflussfaktoren kommen infrage:

  • Gewicht (Über- oder Untergewicht)
  • Alter (ab etwa 25 Jahren wird der Zyklus langsam kürzer)
  • Stress (psychisch und physisch)
  • Schichtarbeit
  • Zeitzonenwechsel auf Reisen
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Erhöhter Blutzuckerspiegel bei Diabetes
  • Absetzen der Pille

Wie lassen sich Zykluslänge und Eisprung richtig bestimmen?

Es gibt wenige Frauen, die den Moment des Eisprungs als kurzes Stechen oder Ziehen wahrnehmen können. Meist bleibt er jedoch unbemerkt. Worauf du im Einzelnen achten kannst, erfährst du in unserem Artikel über die Eisprung-Symptome. Beobachtest du deinen Zyklus über einen längeren Zeitraum von mindestens drei, besser noch sechs Monaten und notierst dir jeweils den Beginn der Monatsblutung und das Ende der Periode, schält sich mit der Zeit vermutlich ein Muster heraus und du kannst deine Zyklusdauer recht gut einkreisen. 

Mit diesen Daten kannst du unseren kostenlosen Eisprungrechner oder unsere kostenlose Eisprung-App nutzen, um deine fruchtbaren Tage zu bestimmen. Gib einfach den ersten Tag deiner letzten Regelblutung und die ermittelte Zykluslänge ein.

Genauer und verlässlicher wird das Ergebnis jedoch, wenn du längerfristig deine Basaltemperatur misst (jeden Morgen gleich nach dem Aufwachen, am besten vaginal) und die Beschaffenheit des Zervixschleims beobachtest. Auch diese beiden Punkte geben wertvolle Hinweise auf die fruchtbaren Tage.

So steigt unmittelbar nach dem Eisprung die Körpertemperatur leicht um bis zu 0,4 Grad an. Und der üblicherweise gelbliche, feste Zervixschleim, der den Eingang zur Gebärmutter am Ende der Vagina verschließt, wird zum Eisprung hin immer glasiger und spinnbarer (er zieht Fäden, wenn du ihn zwischen die Fingerspitzen nimmst und sie auseinanderziehst). Es zahlt sich also aus, den eigenen Körper und deinen ganz individuellen Zyklus so gut es geht kennenzulernen. 

Auch ein Ovulationstest (lies auch unseren Artikel über den LH-Test) kann dir verraten, ob der Eisprung bevorsteht. Er zeigt im Urin die Konzentration des luteinisierenden Hormons (kurz: LH) an, das in der Hirnanhangdrüse gebildet wird und den Eisprung auslöst. Wenn du deine wahrscheinliche Zykluslänge kennst, weißt du, wann du das Teststäbchen in den Urin halten musst. Am Tag, wen der LH-Wert stark ansteigt und am Tag danach, sind die Chancen, schwanger zu werden, am größten, denn der Eisprung hat stattgefunden. Für euch heißt das: Sex. Jetzt. Viel Spaß und Erfolg!

Elternsein ist vielfältig, genauso wie es Familienkonstellationen sind. Auch wenn wir in unseren Texten die Bezeichnungen Vater und Mutter verwenden, wollen wir jede:n ansprechen, also unter anderem auch jede:n Menstruierende:n, Mapa, Pama und Eltens. Denn ihr alle seid Eltern.

Quellen:

ELTERN

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