Langzeitstillen ist normaler, als viele denken. Aber es geschieht meistens im Verborgenen. Denn Mütter, die ihr Kind über den ersten Geburtstag hinaus stillen, meiden die Öffentlichkeit zunehmend. Weil sie schlechte Erfahrungen mit den Kommentaren anderer machen – und weil selbst manche Ärzt:innen ihnen das Gefühl geben, das sei nicht in Ordnung.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich gestillt werden, das ist vielen bekannt. Aber über die WHO-Empfehlung, dass die Kinder bis zum zweiten Lebensjahr parallel zur Einführung von Beikost gestillt werden sollten, wird weniger gesprochen.
Das ist natürlich kein Muss. Manche Mütter können oder wollen nicht stillen, geschweige denn, so lange. Jede findet ihren eigenen Weg für sich und ihr Kind.
Auffällig ist aber, wie viel Gegenwind Langzeitstillende bekommen. Das zeigt auch der Blick in unsere Community. Sie müssen sich nicht nur vor Freund:innen, Verwandten oder anderen Müttern rechtfertigen, sondern werden teilweise sogar von Ärzt:innen zum Abstillen gedrängt.
Und das, obwohl das Stillen bis zum zweiten Geburtstag laut WHO überhaupt kein Problem sein sollte."Muttermilch liefert alle Energie und Nährstoffe, die der Säugling in den ersten Lebensmonaten benötigt", schreibt die WHO, "und sie liefert bis zu einem Drittel der Nährstoffe während des zweiten Lebensjahres." Eine Obergrenze für das Stillen wird nicht genannt.
Trotzdem müssen sich Frauen, die ihr Kleinkind stillen, oft rechtfertigen. Das führt dazu, dass sie mit zunehmendem Alter des Kindes nur noch "heimlich" zu Hause stillen. Das Bild der Langzeitstillenden existiert daher in der Öffentlichkeit kaum.
Laut der Nationalen Stillkommission sollte der Zeitpunkt zum Abstillen eine individuelle Entscheidung sein: "Wie lange insgesamt gestillt wird, bestimmen Mutter und Kind."
Das sehen auch die Langzeitstillenden so.
Verwendete Quellen: bmel.de, rki.de, who.int