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Schlüssel verloren? Vergessen, wo der blaue Becher steht? Den Lippenstift verlegt? Einfach Elsi fragen. Die findet nämlich alles. Mit drei Jahren funktioniert das Kurzzeitgedächtnis schon ziemlich gut. Das Langzeitgedächtnis arbeitet allerdings erst ein Jahr später zuverlässig. Ereignisse, die im Alter von vier Jahren stattfinden, bleiben manchmal lebenslang in Erinnerung. Eltern können ab diesem Alter ihrem Kind helfen sein Gedächtnis zu trainieren, indem sie mit ihm immer wieder über zurückliegende Ereignisse sprechen. Das Gehirn stellt sich jetzt auf kompliziertere Aufgaben ein und setzt auf Qualität statt Quantität: Etwa vier Milliarden Schaltstellen, die seit der Geburt aufgebaut, aber nicht gebraucht wurden, gehen nun wieder zugrunde. Der Rest wird intensiv genutzt und ausgebaut. Die Aufgaben, denen sich die Kleinen jetzt stellen, werden anspruchsvoller.
Wissen, wann der Schein trügt
Ist das wirklich? Eine Frage, die Elsis und Pauls Eltern immer häufiger beantworten müssen. Denn ihre Kinder beginnen zu zweifeln. Sie blicken hinter die Dinge. Mit drei Jahren glaubte Paul noch, dass die Wolke braun ist, wenn er durch eine dunkle Sonnenbrille sah. Mit vier Jahren weiß er schon ganz genau, dass Wolken weiß sind - egal, ob man durch ein blaues, rotes oder braunes Glas in den Himmel schaut. Das ist die Phase, in der Kinder alles wissen wollen. Und ehrliche Antworten erwarten. Einzige Ausnahmen: die Temen "Nikolaus", "Christkind" und "Osterhase" - da genießen sie noch die Ungewissheit. Die Wahrheit interessiert sie nicht. Sie fragen auch nicht nach.
Herausfinden, was in fremden Köpfen vor sich geht
"Du solltest der Papa sein und ich die Mama." Elsi gibt den Ton an, verteilt die Rollen, und Paul muss sich fügen. Mit diesen Rollenspielen verarbeiten die Kleinen jetzt nicht mehr nur die Erlebnisse und Erfahrungen, die sie beschäftigen. Sie versuchen auch, die Perspektive einer anderen Person einzunehmen. Bis zu ihrem dritten Geburtstag glaubten sie noch, dass alle Menschen die gleichen Gedanken im Kopf haben. Jetzt wird ihnen klar, dass Mama, Papa oder die Erzieherin im Kindergarten keine Hellseher sind und nur das wissen können, was sie selbst beobachtet haben oder was ihnen jemand erzählt hat. Dass sie aber andererseits eine Menge anderes Wissen im Kopf haben, das sie weitergeben können.
Eine entscheidende Erkenntnis. Denn sie ist die kognitive Voraussetzung dafür, dass Kinder von und mit anderen Menschen lernen können. Das funktioniert allerdings nur dann, "wenn sie Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entwickelt haben und ihnen die Zuversicht vermittelt wurde, dass für sie alles gut wird in dieser Welt", sagt Hirnforscher Gerald Hüther. Und fügt hinzu: "Wer kein Vertrauen zur Welt hat, der steht emotional auf dünnem Eis."
So lernen Kinder besonders gut
Das Gehirn ist dann besonders aufnahmebereit, wenn ein Kind von Menschen umgeben ist, zu denen es einen stabilen emotionalen Kontakt hat. Die es in seiner Neugier und Entdeckerfreude unterstützen und ermuntern: durch Blicke, Gesten oder Worte, durch eine anregende Umgebung, indem sie ihm zeigen, wie sehr sie sich über seine kleinen Erfolge freuen.
So unterstützen Sie Ihr Kind im 4. und 5. Lebensjahr
- Mit Spielen, bei denen das Kind Gegenstände beschreiben muss.
- Durch Reime, Singen und Wortspiele. So lernen Kinder die Struktur der Sprache kennen.
- Suchen Sie nach Mustern. Zum Beispiel bei Straßenschildern - welche sind viereckig, welche sechseckig, welche rund?
- Lesen Sie eine Geschichte vor und Ihr Kind soll ein neues Ende erfinden.
- Geben Sie Ihrem Kind eine Kiste mit alten Klamotten für Rollenspiele.
- Geben Sie ihm Farben, Papier, Bastelmaterialien, Schere, Kleber.
- Imitieren Sie sich gegenseitig, in den Bewegungen und Sprechweisen.
- Kaufen Sie eine Trommel oder ein Xylophon. Üben Sie Rhythmen, Musik und Mathematik funktionieren nach gleichen Mustern.
- Geben Sie Ihrem Kind alte Telefone, kaputte Wecker etc. zum Zerlegen und Erforschen.
- Suchen Sie gemeinsam mathematische Regeln: Was ist doppelt? Was ist symmetrisch?