Mein imaginärer Kumpel
Sie heißen Emmo, Eka und Folas, Scooby- Doo, Newton, Kuli und Mellos. Wenn Ihr Kind zwischen zwei und vier Jahre alt ist, haben Sie mit ihnen vielleicht schon Bekanntschaft gemacht. Und Sie ahnen, dass es dort ziemlich bunt zugeht. Menschenähnliche Wesen und sprechende Wildschweine tummeln sich da, mächtige Kraftprotze und lustige Comicfiguren. Allerdings: "Bunt" ist nicht das richtige Wort. Denn all diese phantastischen Geschöpfe besitzen die Eigenschaft, unsichtbar zu sein. Genau das macht es Eltern relativ schwer, sich auf sie einzustellen. Beispielsweise, wenn man sich gemütlich in seinen Sessel fallen lässt und die dreijährige Tochter plötzlich schreit: "Vorsicht Papa, da sitzt doch schon der Inny!"
Oft werden Eltern von ihren Kindern auch angehalten, auf die Essgewohnheiten der virtuellen Gäste Rücksicht zu nehmen. Unsichtbare Freunde vertreten zum Beispiel häufig die Meinung, Paprika seien "ganz ungesund", Schokolade dagegen "gut für den Körper". Die meisten Mütter und Väter finden das anfangs etwas irritierend. Wenn ihre Kinder dazu noch mit den fremden Wesen reden, sieht es aus, als führten sie Selbstgespräche. Bestenfalls halten die Eltern ihren Nachwuchs dann für ein bisschen sonderbar. Manche jedoch machen sich echte Sorgen, dass ihr Kind mit der Realität nicht zurechtkommt.Dass es sich Phantasiegefährten schaffen muss,weil es keine echten Freunde findet.
Fantastische Freunde sind nützliche Wesen

Ein Zeichen von seelischer Gesundheit
Früher hielt man Fantasiegefährten für krankhaft, bemerkt Dorothy Singer: "Heute sehen wir darin ein Zeichen von seelischer Gesundheit." Muss man sich unter diesen Umständen gar Sorgen machen, wenn ein Kinder ganz ohne unsichtbare Freunde auskommt? So schlimm ist es auch wieder nicht - vielleicht hat es ja sogar welche, aber spricht nicht darüber. Oder es ist so oft mit echten Freunden zusammen, dass für andere gar kein Platz wäre. Es weist viel darauf hin, dass Fantasiegefährten heute ein Privileg jener Kinder sind, deren Zeit noch nicht verplant oder durch TV und PC belegt ist, die zwischendrin immer noch ein Stündchen für Tagträume übrig haben.
Behandeln Sie die Freunde wie liebe Gäste
Bleibt noch eine Frage:Wenn Phantasiegefährten in der Familie auftauchen, muss man sich als Mutter oder Vater mit ihnen arrangieren - aber wie? So zu tun, als gebe es sie nicht, ist lächerlich. Sie sind ja da, im Kopf der Kinder. Wer das leugnet, riskiert, von seinem Nachwuchs nicht ernst genommen zu werden. Clevere Eltern versuchen, Kuli und Mellos wie liebe Gäste zu behandeln. Schließlich verraten sie einem im Gegenzug einiges über Ängste und Sehnsüchte seines Kindes. Man kann sie freundlich um Rat fragen oder auch versuchen, sie auf seine Seite zu ziehen: "Ich glaube, Emmo ist müde und will, dass du den Fernseher jetzt ausschaltest!"