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Wenn es bei deinem Kind soweit ist, lies ihm doch diesen Artikel vor. Rosa Wetscher erklärt darin speziell für Kleinkinder, was es mit Penis, Scheide, Samen, Gebärmutter und der Geburt auf sich hat. Abgerundet wird diese Aufklärungsgeschichte durch die Zeichnungen von Janosch.
Körperliche Unterschiede zwischen Mann und Frau
Das Kind, das auf dem Tisch steht und "gießt" ist ein Junge. Das Kind unterm Wasserstrahl ist ein Mädchen. Der Mensch mit den Haaren auf der Brust ist ein Mann, der mit den runden Hügelchen auf der Brust ist eine Frau. Nackt kann man am besten sehen, ob einer ein Junge oder Mädchen, ein Mann oder eine Frau ist. Jungen haben zwischen den Beinen einen Penis. Es gibt viele Namen für das Ding, das da baumelt. Einer davon ist Penis. Hinter dem Penis haben Jungen ein Säckchen. Den Penis brauchen sie zum Pippimachen. Wenn sie groß sind, kommt da auch noch was anderes heraus: der Samen. Und der wächst im Säckchen hinter dem Penis. Samen braucht man zum Kinderkiegen.
Mädchen haben zwischen den Beinen eine Spalte. In dieser Spalte sind zwei Löchlein, eins zum Pipimachen. Das andere Löchlein heißt Scheide. Da kommen später die Kinder raus. Aber dazu müssen Mädchen erst groß werden. Frauen sehen aus wie Mädchen, nur größer. Und sie haben einen Busen. Wenn eine Frau ein Kind bekommt, entsteht im Busen Milch fürs Baby. Männer sehen aus wie große Jungen. Sie haben Haare um den Penis herum, vielleicht auch einen Bart und Haare auf der Brust. Männer und Frauen können zusammen Kinder kriegen.
Viel Liebe damit ein Kind entsteht
Wenn Frau und Mann kuschelig im Bett liegen und schmusen, wird der Penis des Mannes steif und hart und viel größer als sonst. Jetzt möchte der Mann so nah wie möglich bei der Frau sein, weil er sie sehr lieb hat, und die Frau möchte das auch. Um wirklich ganz fest mit ihr zusammen zu sein, schiebt er seinen Penis in ihre Scheide hinein. Das ist ein wunderschönes Gefühl für die Frau und für den Mann. Weil Penis und Scheide zwei Stellen sind, wo es herrlich kitzelt, wenn man daran reibt. Und wenn es so schön ist, dass es kaum noch auszuhalten ist, fließt Samen aus dem Penis des Mannes in die Scheide der Frau. Das Tollste daran: So können Babys entstehen!
Denn im Bauch der Frau wächst jeden Monat ein Ei. Es ist ganz winzig, höchstens so groß wie der Punkt hier auf dem i. Dieses Ei hat keine harte Schale, sondern eine weiche, dünne Haut. Das Ei im Bauch der Frau wandert dorthin, wo es mit dem Samen des Mannes zusammentreffen kann. Der Samen, der aus dem Penis herausgeflossen ist, besteht aus vielen tausenden von Samenzellen. Es sind so viele, dass man sie gar nicht zählen kann. Und so klein, dass man sie nur mit einem ganz starken Mikroskop sehen könnte.
Samenzellen schwimmen in der Scheide wie Kaulquappen in einem Teich. So ähnlich sehen sie auch aus. Sie haben einen großen Kopf und einen Schwanz, der sich ständig bewegt. Die vielen tausend Samenzellen schwimmen alle in Richtung Ei. Nur eine einzige Samenzelle schafft es aber, mit dem Ei zu verschmelzen.

Auf der kleinen Zeichnung kann man sehen, wie eine Samenzelle in die Eizelle schlüpft. Alle anderen Zellen müssen draußen bleiben. Aus der Eizelle von der Mutter und der Samenzelle vom Vater entsteht das Kind. Zuerst ist es ganz winzig, nur so groß wie ein Stecknadelkopf, aber jeden Tag wächst es ein bisschen. Alle Menschen sind so entstanden. Alle Kinder haben Mutter und Vater, auch wenn einer von ihnen nicht bei der Familie lebt. Nicht jedes Mal, wenn Frau und Mann zusammen schlafen (man nennt das so, wenn sie sich arg liebhaben, obwohl sie doch hellwach dabei sind), möchten sie, dass ein Kind entsteht. Deshalb nehmen sie Pillen oder was anderes, damit Ei und Samen nicht zusammenkommen können.

Wie das Baby im Bauch der Mutter wächst
Wenn das Ei von der Mutter und der Samen vom Vater miteinander verschmolzen sind, wird daraus schon in einem Monat ein kleines Wesen, so groß etwa wie der Nagel am kleinen Finger. Obwohl es winzig ist, hat es Arme und Beine und ein Herz, das schlägt. Diese Wesen wächst im Bauch der Mutter. Sie hat dafür eine extra Höhle, die man Gebärmutter nennt. Alles, was das wachsende Baby braucht, bekommt es von der Mutter. Selber essen kann es noch nicht. Über einen Schlauch, die Nabelschnur, nimmt es aus dem Blut der Mutter seine Nahrung.
Wo die Nabelschnur rauskam, kann man bei jedem Menschen noch sehen. Wenn das Baby im Bauch schon etwas größer ist (wie auf der Zeichnung in der Mitte), sieht man der Frau an, dass sie ein Baby bekommt. Der Bauch wird rund, der Busen wächst, damit er später genug Milch fürs Baby geben kann. Noch hat das Baby viel Platz in seiner Höhle, die ganz mit Wasser gefüllt ist. Es kann sich hin- und herbewegen, sogar Purzelbäume schlagen. Die Mutter freut sich, wenn sie ihr Baby durch die Bauchdecke spürt. Die Gebärmutter ist ganz mit Wasser gefüllt, damit sich das Baby nicht stoßen kann. Luft bekommt es so ähnlich wie ein Taucher. Nur dass es statt an einer Sauerstoff-Flasche an der Nabelschnur hängt, die ihm Luft gibt. Sechs Monate nachdem Ei und Samen zusammengekommen sind, wiegt das Baby ungefähr eineinhalb Kilo – soviel wie fünf Äpfel.
Babys schlafen viel im Bauch der Mutter. Manchmal ist ihnen auch langweilig, aber sie haben was zum Spielen: die Nabelschnur. Daumenlutschen können sie auch schon. Leider hat der Bauch keine Fenster, nur der Arzt kann das Baby anschauen, über so was ähnliches wie einen Fernseher. Spüren kann das Baby aber nicht nur die Mutter. Wenn man die Hand auf den Bauch einer Frau legt, die ein Kind erwartet, fühlt man, wie das Baby strampelt.
Die Höhle, in der das Baby wohnt, wächst mit ihm mit. Sie dehnt sich wie ein Luftballon, den man aufbläst. Und der Bauch der Mutter wird immer größer. Es dauert bei jedem Baby etwa gleich lang, bis es groß genug ist, um auf die Welt zu kommen – etwa 9 Monate. Das ist so lang wie vom Frühling bis Weihnachten. In den letzten zwei Monaten im Bauch der Mutter sieht das Baby schon aus wie ein richtiges Baby. Es hat die Augen offen (sehen kann es aber nicht viel, denn es ist ziemlich dunkel in seiner Höhle), seine Nase ist schon richtig da und sogar der kleine Zeh hat einen Nagel. Kurz vor der Geburt wird es für das Baby ganz schön eng in seiner Höhle. Es kann jetzt nicht mehr richtig strampeln, sondern sich nur etwas drehen. Das Baby möchte jetzt auf die Welt kommen, so kuschelig und warm es auch im Bauch der Mutter ist.

Was vor sich geht, wenn das Baby geboren wird
Mutter und Vater freuen sich, wenn der große Tag endlich da ist, auf den sie so gewartet haben: der Tag von Babys Geburt. Aber wie kommt das Baby aus dem Bauch der Mutter raus? Es wird heraus geschubst: Die Muskeln im Bauch der Mutter ziehen sich zusammen und drücken das Baby durch die Scheide nach draußen. Das geht aber nicht einfach so und ganz schnell. Denn schließlich ist der Kopf eines Babys ganz schön groß.
An dem Tag, an dem das Baby zur Welt kommt, spürt die Mutter so eine Art Bauchweh, das in regelmäßigen Abständen wiederkommt. Dieses Bauchweh nennt man Wehen, und es tut tatsächlich recht weh, wenn das Baby aus dem Bauch kommt. Damit es für die Mutter nicht ganz so schlimm ist, bleibt der Vater bei ihr. Denn wer Bauchweh hat, ist nicht gern allein. Zum Kinderkriegen gehen Mutter und Vater oft in ein Krankenhaus. Weil dort Ärzte und Hebammen sind, die wissen, wie man einem Baby auf die Welt hilft. Zuerst schlüpft der Kopf des Kindes heraus. Und dann ist auch schon der ganze Körper da. Die Hebamme legt das Baby der Mutter auf den Bauch. Alle schauen das Kind an und freuen sich.

Es ist wunderschön, wenn ein Baby zur Welt gekommen ist. Auf dem Bauch der Mutter darf sich das Baby erst mal ausruhen, denn die Geburt war anstrengend. Damit es nicht friert auf der Welt, drückt die Mutter es ganz fest an sich. Und das Baby darf an der Brust der Mutter trinken – man sieht es auf dem kleinen Bild. Nach einer Weile trennt der Arzt die Nabelschnur durch. Das tut nicht weh. Und jetzt braucht das Baby die Nabelschnur auch nicht mehr, denn es kann selbst essen und atmen.
Später wird das Baby auch zum ersten mal gebadet. Es mag das warme Wasser gern, denn das kennt es aus dem Bauch der Mutter. Das Baden darf der Vater machen. Er freut sich, wenn er sein Kind anfassen kann und gucken, ob auch alles dran ist. Die Mutter und das Baby bleiben noch ein paar Tage im Krankenhaus, damit sie sich ausruhen können. Nach einer Woche kommen sie heim zum Vater. Alle sind sehr glücklich.
Dieser Artikel erschien im ELTERN-Heft in der August-Ausgabe 1986. Die Zeichnungen stammen von Janosch und sind exklusiv für diese Aufklärungs-Geschichte entstanden.