Kinder kommen auf viele Ideen, die sie unbedingt durchsetzen möchten. Ideen, die für Bauchschmerzen, unausgeschlafene schlechte Laune, kalte Füße und Vitaminmangel sorgen.
Kleine haben keinen blassen Schimmer davon, was ihnen schadet. Deshalb, auch deshalb, brauchen sie uns. Eltern, die für sie mitdenken, die ihre Lebenserfahrung einbringen wider das kindliche Lustprinzip. Wobei „einbringen“ sich zu harmlos anhört für den Riesenkrawall, der dabei herauskommen kann. Wer lässt sich schon gerne die Gummibärentüte abnehmen!?
Eltern sind Spielverderber
An Patentrezepte glaube ich nicht, dazu sind Familien und deren Leben zu unterschiedlich. Aber diese drei Sachen können Mütter und Väter sich vornehmen: Keine Angst vor Fehlern haben, alle guten Eltern machen welche. Den Mut zeigen, sich bei Kindern unbeliebt zu machen, auch bei den eigenen. Viel Vertrauen setzen in das allerwichtigste, was sie zu bieten haben – in die unzerstörbare Liebe zu ihrem Kind.
Mütter und Väter sind verantwortlich
Dafür, wie der Umgangston in der Familie ist.
Dafür, was auf dem Tisch steht.
Dafür, dass ihre Kinder wissen, warum Schubsen blöd ist (auch wenn sie es deshalb nicht lassen).
Dafür, dass Kleine angemessen angezogen sind, sich an der frischen Luft bewegen, Geduld kennenlernen, Rücksicht und alles andere, was genau diesen Eltern für genau ihr Kind wichtig ist.
Das ist besserwisserisch und manipulativ?
Klar doch. Noch brauchen Kinder Besserwisser. Es gibt ein Leben nach der Kindheit – dort können junge, selbstbewusste Erwachsene die Werte der Eltern für sich dann jederzeit korrigieren.
Angenehmer ist es, wenn es harmonisch läuft in der Familie, ganz klar. Immer kann das aber nicht klappen, dazu sind die Interessen der Generationen viel zu unterschiedlich. Eltern müssen Konflikte riskieren, wenn sie durchsetzen wollen, was ihnen wichtig ist. Sie können das ohne mulmiges Gefühl tun, ihre Kinder sind viel unempfindlicher, als sie glauben. Nicht gegen Ungerechtigkeit, Überforderung oder Lieblosigkeit. Aber gegenüber klaren Ansagen, die nehmen sie – trotz Gegenwehr, Gemotze und Gemaule – sportlich. Auch weil sie mitbekommen, dass sie ihnen nutzen.
„Die Frau möchte bestimmt nicht, dass du ihr mit den Schuhen gegen die Hose trittst, halte bitte die Beine still!“
Ein Kind, das diesen Orientierungssatz hört, eckt nicht an. Eines, das seine Mitmenschen in der U-Bahn mit Dreckschuhattacken verärgert, sieht böse Blicke, hört abschätzige Bemerkungen, bekommt kein Lächeln zurück – und versteht nicht, warum. Eltern sind für ihre Kinder Welterklärer, die Aufklärung über Unannehmlichkeiten gehört dazu.
Schon von Kleinkindern wird heute auf vielen Gebieten viel verlangt. Sie werden im Morgengrauen durch die Stadt in die Betreuung gekarrt, sollen früh alles Mögliche lernen, sie haben ihre Eltern vielleicht nicht so oft für sich, wie sie es gerne hätten. Die Zeit, in der sie verträumt sein dürfen, ist kurz. Mag sein, dass wir Kinder deshalb vor Härte verschonen wollen, wo immer es uns möglich ist. Das führt dann zu der Merkwürdigkeit, dass Vierjährige englische Geburtstagsgedichte aufsagen und zickizacki die Kita-Regale einräumen. In der Pizzeria aber unwidersprochen Pasta unter dem Tisch verteilen und sich ohne Hilfestellung nicht über die dritte Rutschbahnstufe hinaus wagen.
Gegenmittel?
An Patentrezepte glaube ich nicht, dazu sind Familien und deren Leben zu unterschiedlich. Aber diese drei Sachen können Mütter und Väter sich vornehmen: Keine Angst vor Fehlern haben, alle guten Eltern machen welche. Den Mut zeigen, sich bei Kindern unbeliebt zu machen, auch bei den eigenen. Viel Vertrauen setzen in das allerwichtigste, was sie zu bieten haben – in die unzerstörbare Liebe zu ihrem Kind.